Beziehungen Rostocks zu Lübeck und zu Liefland

Voß, bis dahin Protonotarius in Lübeck*), ging doch bald nach der Stiftung der Universität nach Rostock, wo er bereits im Jahre 1421 Rektor ward und in seinen vier mit Unterbrechungen bis zum Jahre 1429 geführten Rektoraten das Wohl der Universität in mannigfacher Weise scheint gefördert zu haben**). Wenn der in der Nachschrift des Briefes erwähnte Decanus der unter Stenbekes Rektorat intitulierte Dns. Johannes Bonrade, Decanus Lubicensis et Licentiatus in utroque jure ist, wofür die Wahrscheinlichkeit spricht, so beweist auch dieses, dass Lübeck in mehreren bedeutenderen Persönlichkeiten, welche in seinem Gemeinwesen eine hervortretende Stellung inne hatten, der Universität Rostock eine kräftige Teilnahme zuwandte. Aus zweien Briefen des Meisters des dütschen Ordens zu Liefland***) entnehmen wir, dass sich in Liefland, das seit langer Zeit mit Mecklenburg in Verbindung stand, die Aufmerksamkeit auf das zu Rostock zu errichtende Studium gelenkt hatte****), und dass von dort aus junge Studierende an Voß gesandt waren, bei dem sie sich noch vor seiner Uebersiedelung nach Rostock aufhielten, wenn dieselben auch aus uns unbekannten Gründen nicht nach Rostock gekommen zu sein scheinen, da das Rostocker Matrikelbuch sie nicht aufführt**).

*) Voß, früher Secretarius des Rats, begleitete im J. 1415 als Protonotarius die vier von dem neuen Rate deputierten Mitglieder Elert Stange, Henrich Schönenberg, Marquard Schütte und Johann Grave, als diese, um den Kaiser Sigismund günstig zu stimmen, zu demselben, der sich auf dem Concil zu Kostnitz befand, gesandt wurden.


**) In seinem ersten Rektorate wurden 141 inscribiert. Unter diesen: Johannes de Gheismaria, Nepos Domini Doktoris ... Etwas, J. 1740. S. 15 f.

***) Briefe des Meisters in Liefland an Jo. Voss, Meister to Lübeck. Gegeven tho Rige am Dage Beati Laurentii Anno XIX. Etwas J. 1740 S. 223 f. Schröder, Papistisches Mecklenburg ad. a. 1419. S. 1826 f. Brief des Meisters dütschen Ordens tho Lyfland. Gegeven am ersten Sunnavende vor Cantate Anno XX. Etwas a. a. O. S, 226 f. Nach einer dort ausgesprochenen Vermutung soll derselbe Siegridus Landere von Spanheim geheißen haben. — Er war der vierunddreißigste Ordensmeister in Liefland, deutschen Ordens, und wird insgemein Sifert Lander von Spanheim genannt. Chyträus nennt ihn Sifried, und setzt den Anfang seiner Regierung in das Jahr 1415. Er stand in vielfachen Beziehungen zu Lübeck, welches damals als die Mutterstadt Rigas auf alle Handelsverhältnisse Lieflands bedingend einwirkte. So sandten im Jahre 1418 die Städte Riga, Dörpt und Revel Abgeordnete nach Lübeck, um dort mit den Hansestädten über Handel und Schifffahrt Bestimmungen festzustellen, Vergl. Joh, Gottf. Arndt, Liefländische Chronik Th. II. S. 123 ff.

****) Die vielfachen Beziehungen des Erzbistums Riga zu den mecklenburgischen Landen sind bekannt. So stiftete der Erzbischof von Riga Johann VI. Habundi im Jahre 1424 eine Vicarei zur Ehren des Apostels Andreas in der Marienkirche zu Rostock, weil er in dieser Kirche getauft worden. Vergl. Lisch, die Besitzungen und der Verkehr des Erzbistums Riga in Mecklenburg, in den Jahrbüchern des Vereins für meklenb. Geschichte und Altertumskunde. Bd. XIV. S. 67 f. und S. 263 f.

*****) Etwas, J. 1740. S. 132 f.