Wissenschaftliche Zustände in Meklenburg und Pommern

Mit dem Verfall des kirchlichen Lebens hing aber auch auf das engste der Verfall der Wissenschaft und das Aufhören wissenschaftlicher Bestrebungen zusammen. Wenigstens waren die Geistlichen verhältnismäßig nur wenig die Träger derselben in dieser Periode. Von allen Seiten wurden Klagen über ihre Unwissenheit und über ihre ungeistliche Richtung laut. Es geschah weder für die gelehrte Bildung etwas von ihnen, noch waren sie bemüht, auf die Bildung des Volkes einzuwirken. Die Inländer konnten sich im Lande kaum irgend eine höhere Bildung erwerben. Nur Wenigen war es möglich geworden, in früherer Zeit Prag und später Erfurt zu besuchen. Selbst die höheren Stände hatten keine Gelegenheit, sich solche Kenntnisse zu verschaffen, welche nur einigermaßen über die dürftigen Anfänge des Wissens hinausgingen. Überhaupt entbehrten die Ostseeländer eines jeden Mittelpunktes für die Erwerbung höherer Bildung. Pommern befand sich mit Mecklenburg in gleicher Lage; auch hier war die Zahl der Geistlichen überaus groß, ohne dass dieselben für die Pflege der Wissenschaft oder für die Verbreitung allgemeiner Bildung irgend etwas taten. Es begegnen uns hier dieselben Erscheinungen und dieselben Klagen, die wir schon in Bezug auf Mecklenburg erwähnt haben*). Zwar fanden sich in den großen Städten, vornehmlich an den Hauptkirchen, besondere Trivialschulen **); aber es fehlte auch dort an einer Pflanzschule für die Kirche und dm Staat, in welcher den besonderen Bedürfnissen des Landes entsprochen werden konnte ***).

*) J. J. Sell, Geschichte des Herzogtums Pommern von den ältesten Zeiten bis zum Tode des letzten Herzogs oder bis zum Westphälischen Frieden. Bd. 2 S. 304 ff
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**) J. C. Dähnerts pommersche Bibliothek. Bd. 4 S. 21 ff


***) Ebendaselbst Bd. S S. 3S9.