Kirchliche Zustände Meklenburgs

Die kirchlichen Zustände Mecklenburgs wurden von diesen neuen Faktoren, welche in das kirchliche und wissenschaftliche Leben eintraten, verhältnismäßig nur wenig berührt. Die allgemeinen Anklagen aber, welche sich in dieser Periode gegen die Geistlichkeit erhoben, wiederholen sich auch hier. Die reichen Dotationen in Präbenden und Vicarien, deren sich die Domcapitel, die Kirchen und die Klöster erfreuten, trugen das Ihrige dazu bei, einen großen Teil der Geistlichkeit zu einem üppigen und schwelgerischen Leben zu führen, in welchem sie die bedeutungsvollen Aufgaben, welche ihr kirchlicher Beruf ihr zuwies, nur zu oft vergaß. Die Zahl der Geistlichen hatte sich besonders in den Städten, wo die reichen von Alters her durch die Frömmigkeit der Gläubigen begründeten Präbenden für ihren Unterhalt die nötigen Mittel boten, außerordentlich vermehrt, ohne dass dadurch das kirchliche Leben sich gehoben hätte. Nicht selten ward, ungeachtet der großen Menge der vorhandenen Weltgeistlichen und Mönche, der Gottesdienst vernachlässigt, und jede tiefere, eingehende Pflege des kirchlichen Lebens ward unterlassen. Viele Geistliche lagen fremdartigen Beschäftigungen ob, welche ihrem Berufe fern lagen.