Einfluss des Nominalismus

Dabei trägt je mehr und mehr die nominalistische Richtung dazu bei, eine der Kirchenlehre, wenigstens in einzelnen Dogmen, abgewandte Auffassung zu erzeugen. Der alte, lange vorhandene, die ganze Entwickelung der theologischen und philosophischen Wissenschaft durchdringende und bedingende Gegensatz des Realismus und des Nominalismus hatte in seiner früheren rein wissenschaftlichen Bedeutung aufgehört, und hatte sich allmählich, als der Nominalismus das Übergewicht erhielt, auf die Fragen des kirchlichen Lebens geworfen. Der Gegensatz hatte sich zum Teil mit reformatorischen Tendenzen verbunden, welche ihre Nahrung aus anderen Gebieten erhielten, namentlich aus dem der Mystik. Das Prinzip des Subjektivismus ist es auch hier, das sich in allen diesen Erscheinungsformen zeigt, und allmählich eine größere Geltung und eine mächtigere Einwirkung erlangt. Die eigentliche Scholastik ging indessen ihrer inneren Auflösung entgegen, nur dass dieselbe noch im Besitze des wissenschaftlichen Kampfplatzes war, und meistens an der bereits ausgelebten Methode spitzfindiger und unfruchtbarer Dialektik noch festhielt. Die alten wissenschaftlichen Formen waren noch vorhanden, und beherrschten die Zeit, ohne dass sie ein eigentliches Leben in sich trugen. Nur nach einzelnen Seiten hin machte sich schon jetzt, da sich der Einfluss der Pariser Universität ungestört entwickeln konnte, das erste, leise Anheben eines neuen geschichtlichen Laufes in den mehr und mehr erstarkenden, vorbereitenden reformatorischen Elementen bemerkbar.