III. Schlussbetrachtungen

Wenn auch der Krieg, Revolution und bolschewistische Wirtschaftsmethoden im Bereiche der ukrainischen Volkswirtschaft arge Verheerungen angerichtet haben, so bieten doch die natürlichen Reichtümer des Landes und seine allgemeinen, der wirtschaftlichen Entfaltung besonders günstigen Bedingungen die Gewähr, dass die Ukraine — nach Eintritt normaler Verhältnisse im Osten und Regelung ihrer national-staatlichen Wirtschaftspolitik — von allen Staaten des Ostens als erste ihre alte Leistungsfähigkeit und Bedeutung erlangen wird. Denn getroffen ist durch die Ereignisse der letzten Jahre nicht die wirtschaftliche Potenz der Ukraine an sich, nicht die unersetzlichen Teile ihres Wirtschaftskörpers, sondern nur ihr äußerer Rahmen, nur das, was wiederaufgerichtet werden kann. Der Boden ist reich an Schätzen geblieben, die nur einer erneuten Ausbeutung unterzogen werden müssen. Die Produktions- und Konsumptionsfähigkeit des Landes ist unversehrt, die natürlichen Hilfsmittel müssen bloß plangemäß ausgewertet werden.

In diesem Sinne sollte diese Schrift nur Anregungen geben und eine Vorstellung der reichen Betätigungsmöglichkeiten vermitteln. Allgemein ist in der Ukraine die Überzeugung, dass beim Wiederaufbau des Landes auswärtige Unterstützung nicht entbehrt werden kann, und dass man dieselbe selbst unter Preisgabe eigener nationalwirtschaftlicher Forderungen zu gewinnen streben muss. Der psychologische Untergrund für eine enge Arbeitsgemeinschaft mit dem Ausland ist also gegenwärtig mehr denn je gegeben. Besonders günstig ist diese Stimmung deutschen Unternehmern gegenüber, denen man allein die Fähigkeit und den Willen zutraut, als Mitarbeiter und nicht allein als Ausbeuter aufzutreten. Was der Ukraine nottut, sind nicht Kapitalien allein, (worüber Ententeunternehmer ja ebenfalls verfügen), sondern kräftiger Unternehmungsgeist, Initiative und Unterweisung, ferner die moralische Fähigkeit der ausländischen Mitarbeiter, ihre Unternehmungen in den Rahmen der ukrainischen Wirtschaftspolitik und zu deren Nutzen einzufügen. Die vorkriegszeitliche Tätigkeit der deutschen Unternehmer im Osten bietet Gewähr dafür, dass diese den ukrainischen Bedürfnissen am besten zu entsprechen vermögen.


Die in den nachstehenden Anlagen angeführten Ziffern und Beschreibungen sollen nur ein erstes Bild vermitteln. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und erschöpfen auch den Gegenstand nach keiner Richtung. Wenngleich durch die Geschehnisse der letzten Jahre das vorgebrachte Zahlenmaterial starke Veränderung erfahren hat, so bleibt doch sein Zweck, die Leistungsfähigkeit der ukrainischen Volkswirtschaft unter normalen, bleibenden Umständen darzustellen, auf die es hier ankommt, dadurch unberührt. Eine Darlegung des gegenwärtigen Zustandes hätte wegen seiner steten Veränderlichkeit und seines Zufallscharakters für den Zweck dieser Flugschrift keine Bedeutung.

Die statistischen Daten sind folgenden Werken entnommen:

Auszug aus der Denkschrift des russischen Handels- und Industrieministeriums vom Jahre 1914. „Die Industrie des europäischen Russlands in den Jahren 1910 — 1912“ (russisch).

Bericht des Vorstandes des südrussischen Berg- und Hüttenwesens für das Jahr 1915 (russisch).

S. Buchanowskyj: Die Volkswirtschaft der Ukraine, Broschüre, Kiew 1919 (ukrainisch).

I. Tschopiwskyj : Volkswirtschaftliche Skizzen, Kiew 1918.

P. Malzew: Die Ukraine im Staatshaushalt Russlands, Broschüre Kiew 1917 (ukrainisch).

M. Porsch: Die Ukraine im Staatshaushalt Russlands, Broschüre, Katerinoslaw 1918 (ukrainisch).

L'Ukraine — Un apercu Bern 1919 (französisch).

M. Porsch: Die Ukraine und Russland auf dem Arbeitsmarkt, Broschüre Kiew 1918.