Erdölproduktion

Außer den bekannten ostgalizischen Erdölrevieren im Boryslawer und Drohobytscher Gebiet, deren Bedeutung für Deutschland bereits oftmals gewürdigt wurde, sind innerhalb des ukrainischen ethnographischen Gebietes noch zwei reiche Erdöllager vorhanden, Grosny und Maikop am Nordhang des Kaukasus. Das Zahlenmaterial ist in der Anlage Nr. 6 angeführt.

Für das deutsche Kapital bieten sich insbesondere in Grosny reiche Betätigungsmöglichkeiten, zumal sowohl die verfehlte Produktionspolitik der Sowjetregierung, wie die Ausbeutungspolitik des Ententekapitals das Verlangen nach deutschen Unternehmern weckte. Grosny steht erst in den Anfängen seiner Entwicklung. Überdies hat der besonders im Kriege zutage getretene Ölreichtum der Nachbarreviere Raum für weitere Beteiligungen ausländischen Kapitals gelassen.


Die deutsche Betätigung hätte außer einer direkten Beteiligung an der Erdölgewinnung noch die Wiederinstandsetzung, technische Ausgestaltung und Organisierung der im staatlichen Besitze befindlichen Quellen zu umfassen. Allein der Bedarf an Tankwagen, Reservoiren, Maschinen, Bohrmaterial, Rohren und anderen Geräten ist gewaltig. Bei der großen Entwicklungsfähigkeit Grosnys wird auch die Durchführung der bereits seit einiger Zeit ins Auge gefassten ausgedehnten Rohrleitungen
(von Grosny nach Zarizyn und Noworossysk, nach einem anderen Plan nach Astrachan) immer dringender werden. Auch hier soll die Entschädigung der Konzessionäre teilweise durch Petroleum erfolgen. (Für das letzte Projekt soll bereits in Schweden Interesse geweckt worden sein).

Der Krieg und die Revolution, ferner die durch Elementarschäden (Feuerbrünste im Jahre 1919 und 1920) verursachten Produktionskrisen werden die ukrainischen Regierungen zu einer intensiven Heranziehung fremder Kapitalien nötigen, zumal der Bedarf der Ukraine und Russlands an Heizölen schon mit Rücksicht auf ihr teilweise auf Ölfeuerung umgestelltes Eisenbahnwesen ständig wachsen wird.

Bezüglich Grosnys suchen sich auch amerikanische und englische Firmen Vorrechte zu sichern. Deutsches Kapital müsste sich daher auf eine scharfe Konkurrenz gefasst machen.