Die Triberger Wallfahrt

Autor: Ueberlieferung
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Oberhalb von Triberg, auf einem Weg nach Schonach, stand eine hohe Tanne. Jemand hatte eine Nische in den Stamm gehauen und ein Muttergottesbildchen aus Pergament hineingestellt, Wer an der Tanne vorbeiging und das Bild sah, grüßte es. Bisweilen verrichtete auch ein Vorübergehender ein kurzes Gebet an dieser Stelle. Eines Tages jedoch fiel das Bild aus seiner Nische. Ein Triberger Mädchen fand es, nahm es mit sich nach Hause und stellte es in den Herrgottswinkel. Dort aber schien das Bildchen nicht bleiben zu wollen. Denn das Kind erkrankte, und im Traum hörte es eine Stimme, die ihm sagte, es werde nur wieder gesund werden, wenn es die Muttergottes an den alten Platz zurückbringe. Dies geschah, und das Mädchen erlangte seine Gesundheit wieder. In den folgenden Jahren ersetzte ein Mann, der vom Aussatz geheilt war, aus Dankbarkeit das Pergamentbild durch eine Holzfigur, die mit der Zeit das Ziel einer Wallfahrt wurde.

Diese Wallfahrt geriet aber nach und nach in Vergessenheit. Einmal kamen drei Tiroler Soldaten an der Tanne vorbei, vernahmen einen lieblichen Gesang, gingen ihm nach und entdeckten die Muttergottes in der Tanne. Daraufhin belebte sich die Wallfahrt wieder, und es wurde an dieser Stelle eine Kirche erbaut. Zwar mußte die Tanne gefällt werden, doch der untere Teil blieb stehen.

Anno 1713, als französische Soldaten die Gegend unsicher machten, mußte das Muttergottesbild in die Triberger Pfarrkirche gebracht werden. Dabei zeigte sich die Wunderkraft des Bildes. Sobald nämlich feindliche Soldaten nur von ferne die Wallfahrtsstätte erblickten, zogen sie sich zurück und belästigten weder den Wallfahrtsort noch Triberg, obwohl sie jedesmal ringsum plünderten und sogar die Hirten auf dem Felde mit dem Tode bedrohten.