Dassow

Zum Schluss bringen wir noch nachstehend einen Bericht aus Dassow und Umgegend:

Dassow, 14. November. Bis gestern Nachmittag gegen 4 Uhr stieg das Wasser und erreichte eine Höhe, wie bis dahin, soviel bekannt, noch nie. An dem Siechenhaus zwischen den Strelitzer Dörfern Schwanbeck und Zarnewenz an der Lübecker Chaussee ist ein Merk, welches den Wasserstand bei einer großen Überschwemmung im Jahre 1692 anzeigt, dieses wurde aber am 13. d. M. um mehr als einen Fuß überschwemmt. Menschen sind hier glücklich alle gerettet.


Ein Mädchen, das man verloren glaubte, weil trotz aller Anstrengung es bei dem fürchterlichen Sturme nicht möglich war, nach dem Hause, worin sie noch allein war, zu kommen, ist von dem Schiffer Herrn H. H., der mit seinem Schiff bei der Dreiherrnbrücke lag, gerettet und ins Schiff aufgenommen. Der durch diese Überschwemmung entstandene Schade ist bedeutend und um so empfindlicher, als zumeist weniger bemittelte Leute von derselben getroffen sind. Vieles ist zerstört; manches weggetrieben. An den Ufern unserer Stadt liegen Bretter, Bauholz (von dem Chr. Allies'schen Stapelplatz, welches Geschäft nach oberflächlicher Schätzung an ruiniertem Korn, Saat, Kalk, Zement usw. einen Verlust von mindestens 2.000 Thaler hat). Bettzeug, Haus- und Küchengerät bunt durcheinander.

Einen schauerlichen Anblick bieten die zerstörten Häuser; fast alle inneren Wände und Schwibbögen sind eingestürzt; sowie auch die Außenwände, welche dem Wogenschlag ausgesetzt waren. - An Vieh sind hier 2 Kühe, mehrere Schweine und Hühner, auf dem benachbarten Gute Prieschendorf ca. 70 Schafe und einige Schweine ertrunken. Die sämtlichen Scheunen auf dem eben genannten Gute standen 5 Fuß im Wasser, ebenso der zur ebenen Erde gelegene Speicher, der mehrere Lasten Korn barg. Das Ziegelei-Gehöft zu Poetnitz ist vollständig zerstört; dem Besitzer des Fährhauses auf dem Prival ist sein sämtliches Vieh ertrunken. 29 Familien sind hier augenblicklich in Folge der Überschwemmung wohnungslos und haben mehr oder weniger Verluste ihrer Habe. Einige unter diesen, der Fischer J., Vater von 8 Kindern, haben alles verloren; alle sind gezwungen, die durchweichten Wohnungen, sobald dieselben wieder restauriert sind; im Winter zu bewohnen und so ist noch nicht abzusehen, welche weitere nachteilige Folgen diese Wassersnot unseren, von derselben betroffenen Einwohnern bringt; um so weniger als viele, um das Leben zu retten, eine längere Strecke, zum Teile 5 Fuß durchs Wasser waten mussten; andere arbeiteten, um möglichst viel ihrer Habe zu retten, gestern den ganzen Tag mit durchnässten Kleidern. Sehr anzuerkennen ist die Zuvorkommenheit, mit der die Herren Gutsbesitzer und Pächter unserer nächsten Umgegend, sowie auch die Bewenbecker Bauern ihre Leute und Gespanne den unglücklichen Dassowern zur Verfügung gestellt haben.