Broodtner Ufer

Und nun der Strand längs des Broodtener Ufers, welch' grauenvolles Bild der Zerstörung! Überall Spuren und Zeugen der Zerstörung vom Lande und von der See! Neben einander in bunter Verwirrung Ziegelsteine und Torfsoden, Kohl und Rüben, Garteneinfriedigungen und totes Vieh und daneben Fischergerätschaften. Schiffsbretter und Balken, Ruder, Taue und Spieren. Nicht minder betrübend war der Zustand des Strandweges selbst vom Seetempel bis Niendorf, der sonst den schönsten Spaziergang in Lübecks Umgebung darbietet. Zuerst glaubte man eine chaotische Masse von riesigen Felstrümmern vor sich zu haben, ein Anblick, wie ihn etwa das Trümmletental unterhalb der Jungfrau darbietet. Näherkommend indes entdeckt man, dass alle diese vermeintlichen Felsblöcke ungeheure Lehmklumpen sind, welche der Ozean, das „Ungeheuer“, am vorigen Dienstag und Mittwoch mit gieriger Zunge vom Broodtener Ufer abgerissen hat, um sie nun nach und nach ganz zu erweichen und zu verzehren. Auch die fernere Ähnlichkeit mit einem Schweizertal bietet das Broodtener Ufer, dass von Zeit zu Zeit ungeheure Erdmassen unterhöhlt und durch den unablässig strömenden Regen und die vielen Rinnsale des Bodens erweicht, sich ablösen und lawinenartig mit dumpfem Krach ans Ufer hinabstürzen. Endlich hatten wir uns durch alle die Hindernisse von unten und oben auf schlüpfrigstem Boden den Weg bis gegen Niendorf gebahnt, da sahen wir an zwei Stellen hoch am Strande eine Menge Bretter aufgehäuft, die einzigen Überreste von zwei finnischen Holzschiffen, welche hier auf den Strand getrieben waren. Wie man uns erzählte, hatte sich die Mannschaft des einen Schiffes von den Masten, an welche sie sich angeklammert hatte, unmittelbar auf das hohe Broodtener Land gerettet, während der Kapitän ertrunken war.