Alsen, Apenrade und Wenningbund
Die Insel Alsen wurde an der ganzen Ostseite auf das Entsetzlichste verheert. Am Strande bei Himmark wurden vier Häuser von den Wellen fortgerissen und dadurch vier arme Fischerfamilien ihrer ganzen Habe beraubt. Die Bewohner von Karlsminde mussten per Boot gerettet werden und ihr ganzes Hab und Gut dem tobenden Elemente opfern. Am Strande zu Meels, Langersäby, Broballig und Brandsbüll wurden gleichfalls mehrere Häuser gänzlich zertrümmert und viele Familien dadurch obdachlos. Bei Dyving war der angerichtete Schade gleichfalls ganz erheblich. Die Dämme zu dem sogenannten Bund- und Miangsee wurden gebrochen und durch das eingedrungene Salzwasser der reichhaltige Fischstand total ruiniert; an den Ufern der Seen fand man Tausende von toten Fischen. Der reichhaltige und wertvolle Rethvorrat wurde weggetrieben. Der ganze Strand war wie besäet mit Fischereigerätschaften, Bäumen mit vollständigen Wurzeln, Mobilien, Kleidungstücken, toten Pferden, Kühen; ja sogar eine Mühle und verschiedene menschliche Leichen, angetrieben von den gegenüberliegenden Inseln, wurden am Strande aufgefunden.
Auch aus Nordschleswig liegen trostlose Berichte vor. In Apenrade wurden ca. 87 Häuser teils zerstört, teils beschädigt, und ungefähr 280 Familien büßten größtenteils ihr Eigentum ein oder hatten an demselben erheblichen Schaden. - Von Broacker schrieb man den „Hamb. Nacht.“ betreffs der Überschwemmung des kleinen Fischerortes Wenningbund im Kreise Flensburg. Von der ganzen Ansiedelung steht heute kaum mehr Stein auf Stein. Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit wuchs das Wasser im Laufe des Mittwoch-Vormittags, so dass es geschehen konnte, dass sich die Bewohner der Fischerhäuser zu ihrem Entsetzen plötzlich von den wogenden Fluten umgeben sahen. Unter der mutigen Führung des früheren Hebungsbeamten Kirkerup (er war kürzlich in Preetz zur Bürgermeisterwahl präsentiert) gingen aber ein Schmied, ein Schuster, ein Dachdecker und ein Müllerknecht ins Boot und nach halbstündiger Arbeit gelang es, die Insassen des ersten Hauses, etwa 9 Personen. sicher ans Land zu bringen. Viermal musste die Fahrt unternommen werden - es galt etwa 36 Personen zu retten; die eben geretteten Fischer waren zum Teil wieder die Ersten, die ihr Leben an die Rettung der Nachbarn wagten. Unterdessen rissen die Fluten unter donnerndem Gepolter das eine Haus nach dem andern nieder. Ein mit Ziegeln gedecktes Haus stürzte unter Geprassel, als noch alle Bewohner darin waren, 10 Personen, worunter einige kleine Kinder. Und dennoch wurden auch diese von dem schon herannahenden Boot sämtlich gerettet, da noch ein Teil des Daches zusammenhielt, an das sie sich klammerten. Leider waren durch das über Erwarten geglückte Rettungswerk Einige verwegen geworden und machten die Fahrt noch einmal, um ein Paar Schafe zu holen, die auf den Boden des einen Hauses gebracht waren. Während sie beschäftigt sind, die Tiere zn retten, stürzt das Haus - Einer kommt auf einem Teil des Daches über die Fluten getrieben, zwei retten sich auf einen Baum, Einer büßt seine Verwegenheit mit dem Tode. Nach dem ermutigenden Beispiel des eben angekommenen Hamburger Schiffskapitäns August Meyslan, der jetzt in Broacker wohnt, gelang es endlich bei einbrechender Dunkelheit, auch zur Rettung der zwei im Baume hängenden Männer Leute zu gewinnen halbtot vor Erstarrung wurden endlich auch sie ans Land gebracht. Bei Dunkelheit standen am 13. Nov. abends noch drei Häuser; am andern Morgen war auch ihre Spur verschwunden und wo friiher ein Fischerdorf mit 10 Häusern und 15 Familien stand, wogt die Flut.
So wurde die schieswig-holsteinische Küste heimgesucht. Sehen wir nun, wie es der pommerschen erging.
Auch aus Nordschleswig liegen trostlose Berichte vor. In Apenrade wurden ca. 87 Häuser teils zerstört, teils beschädigt, und ungefähr 280 Familien büßten größtenteils ihr Eigentum ein oder hatten an demselben erheblichen Schaden. - Von Broacker schrieb man den „Hamb. Nacht.“ betreffs der Überschwemmung des kleinen Fischerortes Wenningbund im Kreise Flensburg. Von der ganzen Ansiedelung steht heute kaum mehr Stein auf Stein. Mit ungewöhnlicher Schnelligkeit wuchs das Wasser im Laufe des Mittwoch-Vormittags, so dass es geschehen konnte, dass sich die Bewohner der Fischerhäuser zu ihrem Entsetzen plötzlich von den wogenden Fluten umgeben sahen. Unter der mutigen Führung des früheren Hebungsbeamten Kirkerup (er war kürzlich in Preetz zur Bürgermeisterwahl präsentiert) gingen aber ein Schmied, ein Schuster, ein Dachdecker und ein Müllerknecht ins Boot und nach halbstündiger Arbeit gelang es, die Insassen des ersten Hauses, etwa 9 Personen. sicher ans Land zu bringen. Viermal musste die Fahrt unternommen werden - es galt etwa 36 Personen zu retten; die eben geretteten Fischer waren zum Teil wieder die Ersten, die ihr Leben an die Rettung der Nachbarn wagten. Unterdessen rissen die Fluten unter donnerndem Gepolter das eine Haus nach dem andern nieder. Ein mit Ziegeln gedecktes Haus stürzte unter Geprassel, als noch alle Bewohner darin waren, 10 Personen, worunter einige kleine Kinder. Und dennoch wurden auch diese von dem schon herannahenden Boot sämtlich gerettet, da noch ein Teil des Daches zusammenhielt, an das sie sich klammerten. Leider waren durch das über Erwarten geglückte Rettungswerk Einige verwegen geworden und machten die Fahrt noch einmal, um ein Paar Schafe zu holen, die auf den Boden des einen Hauses gebracht waren. Während sie beschäftigt sind, die Tiere zn retten, stürzt das Haus - Einer kommt auf einem Teil des Daches über die Fluten getrieben, zwei retten sich auf einen Baum, Einer büßt seine Verwegenheit mit dem Tode. Nach dem ermutigenden Beispiel des eben angekommenen Hamburger Schiffskapitäns August Meyslan, der jetzt in Broacker wohnt, gelang es endlich bei einbrechender Dunkelheit, auch zur Rettung der zwei im Baume hängenden Männer Leute zu gewinnen halbtot vor Erstarrung wurden endlich auch sie ans Land gebracht. Bei Dunkelheit standen am 13. Nov. abends noch drei Häuser; am andern Morgen war auch ihre Spur verschwunden und wo friiher ein Fischerdorf mit 10 Häusern und 15 Familien stand, wogt die Flut.
So wurde die schieswig-holsteinische Küste heimgesucht. Sehen wir nun, wie es der pommerschen erging.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sturmflut vom 12. bis 13. November 1872 an der deutschen Ostseeküste