Manche dieser Kastellaneien hatten noch Unterbezirke

Manche dieser Kastellaneien hatten noch Unterbezirke. So war die Insel Rügen in mehrere Grodbezirke geteilt. Die Kastellanei Demmin begriff die Provinzen Plote und Tolenze, nördlich und südlich der Tollense, außer einem Teil des angrenzenden Mecklenburg. Zu Wolgast gehörten die Länder Wusterhusen (Wostrose) und Lassan. Usedom bestand aus den Distrikten Wanzlow und Bukow, der letztere, den nordwestlichen Teil der Insel begreifend, zeitweise auch zur Kastellanei Wolgast geschlagen. Der Kastellanei Gutzkow unterstanden neben dem eigentlichen Lande Gutzkow noch die Provinzen, Loitz und Meseritz, d. h. die Umgegend von Jarmen südlich der Peene. Groswin bei dem heutigen Anklam umfasste in älterer Zeit auch die Provinz Rochow, d. h. die Umgegend von Ueckermünde. Zur Kastellanei Stettin war die Burg Garz a. O., das Land Penkun, und wenigstens zur Zeit des Bischofs Otto auch die Burg Lebbin auf der Insel Wollin gelegt. Zur Kastellanei Pyritz gehörte das Land Bahn und wahrscheinlich auch die alte Burg Fiddichow, wo eine Zollhebestätte für die Oderschifffahrt sich befand. Als Unterbezirk Cammins tritt die Provinz Schleffin hervor. Die Kastellanei Kolberg erstreckte sich mit über die Distrikte Poditzol und Contrine, deren Lage nicht mehr zu ermitteln ist.

Die Bildung dieser kleineren Bezirke hing jedenfalls gleicherweise mit einer Befestigung zusammen, wohin die Bezirkseinsassen Dienste zu leisten und Steuern zu zahlen hatten, obwohl in historischer Zeit dergleichen nicht überall mehr vorhanden gewesen zu sein scheint. Sobald aber die zunächst nur für die Verteidigung errichteten Burgen zu Mittelpunkten der Landesverwaltung erhoben waren, schlossen sich ihnen diejenigen Einrichtungen an, welche für die polizeiliche Ordnung und für die Sicherheit der regelmäßigen Einnahmen geeignet erschienen. Es wurde also bei der Burg der Markt (forum) der Provinz errichtet, auf welchem allein erlaubt war, Waren, von denen jeder Verkäufer eine Abgabe (teloneum forense) zu erlegen hatte, feil zu bieten. Ebenso erhob sich nun neben der Burg der Krug (taberna) der Provinz, welcher sowohl zu geselligen Zusammenkünften, als auch zur Hebestelle der Geldsteuern und Naturallieferungen diente. Auf diese Weise wurden die Burgen zugleich die Anziehungspunkte für den Handel und das gewerbliche Leben des Landes. Bei jeder Burg entstand eine Ansiedelung, ein Burgflecken (vicus, suburbium), der je nach seiner dem Handel günstigen Lage und der Betriebsamkeit seiner Bewohner einen Umfang und eine Bedeutung annahm, die selbst den Augen fremder Kaufleute imponieren mochte. Ist auch die Beschreibung Wollins durch Adam von Bremen c. 1072—1076, der sie die größte Stadt Europas nennt, übertrieben, so darf man doch so viel glaublich finden, dass seine Berichterstatter, deutsche Handelsleute und dänische Seefahrer, keine ähnliche gekannt haben. Alle diese Burgflecken lagen außerhalb der Burg, wenn auch in unmittelbarer Nähe derselben und ebenfalls von einer Befestigung umgeben. Bei Kolberg war die Burg von dem Burgflecken durch die Persante getrennt, und lag näher am Meere. Bei Stettin befand sich die Burg auf der Höhe des Berges, in der Gegend des heutigen Schlosses und des Gymnasiums, während sich der Burgflecken den Abhang des Berges herab bis zur Oder erstreckte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Städte der Provinz Pommern