Die Sperre für Zuspätkommende an der Börse in Hamburg

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1913
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Hamburg, Börse, Handelsplatz, Getreide, Norddeutschland, Russland, Kaffee, Kakao, Schmalz, Rüböl, Zinn, Salpeter, Kautschuk
Einer der ersten Börsenplätze Deutschlands ist Hamburg. Das Börsengebäude liegt ganz in der Nähe des Rathauses am Adolfsplatz. Bereits in den Jahren 1839 — 1841 nach den Plänen von Wimmel und Forsmann errichtet, aber von dem großen Brand verschont, wurde es 1859 nach der Johannisstraße zu und 1879 — 1884 nach dem Altenwall hin durch den Anbau des Nordflügels mit dem Fondsbörsensaal wesentlich erweitert. Die drei Versammlungssäle, die Fonds-, Waren- und Kornbörse, sind im Erdgeschoss durch Arkaden verbunden. In den Arkaden sind Maklerkontore und Geschäftszimmer von Reedereien und Exporthäusern untergebracht. In den oberen Räumen befinden sich die Lesezimmer, ein Frühstücksrestaurant, die Bureaus der Handelskammer, das Dispachekontor und die Kommerzbibliothek.

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Die Börsenzeit, in der die Handelswelt ihre Geschäfte abwickelt, beginnt um 1 1/2 Uhr. Es hat sich nun hier ein eigentümlicher Brauch ausgebildet, der den Zweck hat, die Börsenbesucher zur Pünktlichkeit anzuhalten. Um 1 3/4 Uhr schließen nämlich die Diener um den durch die Tür
hineindrängenden Schwarm mit den Händen eine Kette. In diesem Augenblick entspannt sich unter den Nachzüglern, die sich noch auf dem Adolfsplatz befinden, eine Art Wettrennen. Selbst recht beleibte Herren nehmen die Beine in die Hand, verlieren womöglich bei dem beschleunigten Trab Hut oder Schirm, freuen sich aber königlich, wenn es ihnen gelingt, noch durch die Absperrung durchzuschlüpfen. Denn sowie die von den Dienern Umschlossenen die Börse betreten haben, müssen alle Späterkommenden, wie es unser anschauliches Bild auf Seite 139 zeigt, dreißig Pfennig in die vorgehaltenen Sammelbüchsen abladen. Außer Getreide aus Norddeutschland und Russland werden von Waren vornehmlich Kaffee, Kakao, Schmalz, Rüböl, Zinn, Salpeter und Kautschuk gehandelt.

Die Sperre für Zuspätkommende an der Börse in Hamburg

Die Sperre für Zuspätkommende an der Börse in Hamburg