Der wissenschaftliche Sozialismus und der Krieg.

Nicht nur ihre Ziele führten die Sozialdemokratie zu der kriegsfreundlichen Haltung, die sie gegenüber dem jetzigen Weltkrieg einnimmt, sondern auch ihre theoretischen Anschauungen über den Gang der Geschichte der menschlichen Gesellschaft. Die wissenschaftliche Grundlage, worauf die Sozialdemokratie, vornehmlich die deutsche, ihre Ansichten aufbaut, ist der Marxismus. Dieser sagt, dass als letzte Ursachen für die Änderungen im Gesellschaftsleben die Entwicklung der Produktivkräfte zu betrachten seien. Die Produktivkräfte, die Technik also, entwickeln sich von einfachen zu höheren Formen und führen dadurch alle Einrichtungen, die das menschliche Zusammenleben geschaffen hat, ferner die Anschauungen der Menschen ebenfalls zu höheren Formen. Die Entwicklung der Technik ist ein Prozess, der mit der heutigen kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht abgeschlossen ist, sondern die heutige Höhe der Produktion ist schon teilweise den wirtschaftlichen und politischen Zuständen der heutigen Zeit '.über den Kopf gewachsen, und treibt mit Riesenschritten dazu den Widerspruch zwischen den bestehenden (kapitalistischen) Gesellschaftsformen und der erreichten Vervollkommnung der Produktionskräfte immer mehr zu enthüllen. Je mehr nun die Technik sich ausbilden wird, umso unerträglicher werden die bestehenden staatlichen Einrichtungen, die heutigen Eigentumsverhältnisse, mit derselben. Und diese höhere Technik wird auch die Kräfte gebären, die diesen unerträglichen Widerspruch zwischen tatsächlicher Höhe der Produktion und beengenden Einrichtungen zersprengen werden. Die dann erreichte Vollkommenheit der Technik wird als unausbleibliche Folge den Sozialismus haben. Nach dem Marxismus ist der Sozialismus mit Notwendigkeit die Frucht der sich vervollkommnenden Produktionsweise. Aber ebenso ist jede andere Gesellschaftsform, der Feudalismus des Mittelalters, der Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, der seit Ende des 19. Jahrhunderts sich entwickelnde Imperialismus ebenfalls notwendige Gesellschaftszustände, die die Menschheit durchlaufen musste. Und es ist an eine höhere Form des menschlichen Zusammenlebens nicht eher zu denken, als bis die bestehende Form durch die Vervollkommnung der Produktionsweise in Widerspruch mit derselben getreten ist. So ist es auch mit dem Sozialismus. So ist an dessen Verwirklichung nicht eher zu denken, als bis die Produktivkräfte, die den Imperialismus schufen, die diesen Imperialismus in seiner ganzen Ausdehnung entwickelt haben und endlich ihm über den Kopf gewachsen sind.

Daraus ergibt sich nun als logische Folgerung, dass der Mensch oder die Partei, die den Sozialismus wollen, darauf hinarbeiten müssen, dass die imperialistischen Tendenzen sich möglichst schnell entwickeln können, um so ihren Zusammenbruch möglichst zu beschleunigen. Nun liegt der Weltkrieg unbedingt im Interesse des Imperialismus. Jede Machtausbreitung eines Landes bedeutet für den Imperialismus eine größere Ausbeutungs- und Entwicklungsmöglichkeit. Der heutige Kampf zwischen den Großmächten ist letzten Endes nichts weiter als ein Kampf um die Vormachtstellung auf dem Weltmarkte für den heimatlichen Imperialismus.


Baut nun die Sozialdemokratie ihre Anschauungen auf obige Lehren des Marxismus (dem sogenannten „wissenschaftlichen“ Sozialismus) auf, so ist es nicht zu verwundern, wenn sie auch den Weltkrieg unterstützt. Denn liegt derselbe zunächst zwar im unmittelbaren Interesse des Imperialismus, so ist seine weiterliegende Folge doch (in Konsequenz marxistischer Lehren) ein Näherrücken des Sozialismus. Es kommt jede Ausbreitungsmöglichkeit des Imperialismus letzten Endes doch dem Sozialismus zu gute, da durch diese Ausbreitungsmöglichkeit für den Imperialismus, am ehesten die Bedingungen sich entwickeln können, die die Zersprengung des Imperialismus und die Ausreifung des Sozialismus bringen werden.
1-005 Deutsche Hochsee-Torpedoboote

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1-006 S. M. S. Goeben

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1-007 S. M. S. Stralsund

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1-008 S. M. S. Augsburg

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1-009 18 cm Feldkanone der österreichisch-ungarischen Armee mit Bedienungsmannschaft

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1-010 Bosnische Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee auf der Rast

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1-011 Feldartillerie der serbischen Armee während des Aufmarschs

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1-012 Maschinengewehr-Abteilung der österreichisch-ungarischen Armee zum Angriff bereit

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1-013 Österreichisch-ungarische Monitore auf der Donau

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1-014 Dum-Dum-Geschosse

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