Unter der Zahl unserer Freudenmädchen finden sich unter anderen auch zwei sehr schöne und sehr unverschämte, ...

Unter der Zahl unserer Freudenmädchen finden sich unter anderen auch zwei sehr schöne und sehr unverschämte, die man auf sehr lustige Art zum Narren gehalten hat. Man hat ihnen eingeredet, der Großherr habe einen Bevollmächtigten geschickt, Damen für den Serail anzuwerben, und daß sie sich in die Listen einschreiben sollten. Ein bedeutendes Vermögen würde nach Ablauf der dreijährigen Dienstzeit ausgezahlt werden. Die beiden Schönen — Dumoulin und Viriville — waren pünktlichst beim Stelldichein, das man ihnen, um den Schein zu wahren, angegeben hatte. Husson und Dugazon, die beiden berühmtesten Witzbolde der Hauptstadt, trafen sie dort, der eine als Bostangi, der andere als ,Probierer‘ Seiner Hoheit. Man kann sich denken, daß eine ganze Menge zweiter ,Probierer‘ dabei nicht fehlte. Nachdem man alle nötigen Formalitäten erledigt hat, werden die beiden Damen verabschiedet, nicht ohne daß zuvor ihre Eigenliebe und Geldgier durch farbenprächtiges Ausmalen einer glänzenden Zukunft aufs höchste gereizt worden sind. Am Tag darauf erst, beim Morgenspaziergang im Palais-Royal, werden sie von Horden ihrer Freundinnen und all den jungen Leuten, die man eingeweiht hatte, über den Betrug aufgeklärt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.