Mlle Arnould hat sich nach einem Streit mit Mlle Raucourt 25) mit dieser wieder versöhnt, woran der Komödiant ...

Mlle Arnould hat sich nach einem Streit mit Mlle Raucourt 25) mit dieser wieder versöhnt, woran der Komödiant Florence nicht wenig beteiligt war. Diese Leutchen haben, obschon sie einander sehr zugetan sind, keineswegs darauf verzichtet, pikante, aber nicht abgeschmackte Situationen beim Schopf zu ergreifen. Ein Fräulein Viehl, eine Freundin von Mlle Arnould, lag im Wochenbett und ließ eben diese bitten, Patenstelle bei ihrem Kinde zu vertreten. Sophie nahm diesen Vorschlag an, jedoch fehlte es an einem männlichen Paten; die Wöchnerin glaubte etwas Schmeichelhaftes zu tun, indem sie Florence vorschlug. Sophie ließ sagen, daß sie ihn bei Tage nicht kenne. Große Verlegenheit, man spricht von Sophies Schwiegersohn, Herrn von Murville, als Stellvertreter. Er ist ein langweiliger Mensch, der jenen alten Lakaien gleicht, die man La Jeunesse zu nennen pflegt. Man streicht auch den zweiten vorgeschlagenen Paten. Schließlich sagt Sophie nach einigem Nachdenken: „Aber warum suchen wir denn in so weiter Ferne, wo wir doch den Paten in der Hand haben: Raucourt wird Pate stehen.“ Da aber ein derartiger Pate unmöglich angenommen worden wäre, hat Sophie ihren Sohn namens de Veterville dazu verpflichtet.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.