In der vergangenen Woche ereignete sich im Palais Royal im „Camp des Tartares“, ein ziemlich heftiger Aufruhr. 26)

In der vergangenen Woche ereignete sich im Palais Royal im „Camp des Tartares“, ein ziemlich heftiger Aufruhr. 26)

Mit ziemlich viel Recht sagt man, daß Paris einem Königreich gleiche, in dem das Palais Royal die Hauptstadt sei. Tatsächlich vereinigt sich dort alles; man findet sogar gewisse Erleichterungen, die man anderswo vergebens suchen würde. Da gibt es möblierte Appartements, wo alles, was der raffinierteste Luxus bedingt, sich vereint, und die für einen halben Louis pro Stunde vermietet werden: man zweifelt kaum, zu welchem Zweck. Man erzählt sogar, die Anhänger der „Opposition“ fänden die gleichen Annehmlichkeiten in einer benachbarten Galerie, wo jedoch der Preis auf einen Louis pro Stunde festgesetzt ist. Wie dem auch sei, tausend ähnliche Beweggründe, die zur Entartung unserer guten Sitten dienen, sind jeden Abend Anlaß zu einem unaufhörlichen Andrang unter der Galerie des Tartares. Da vereinigen sich gegen Ende der Theatervorstellungen alle die Nymphen des Stadtviertels, die zu elegant sind, um sich im Schmutz der Straße zu besudeln.


Folgendes hat die fragliche Erregung hervorgerufen. Ein Abbé im Habit, dem man nachsagt, daß er der Neffe eines Erzbischofs sei, hatte eine sehr hübsche, leichtfertige Dame untergefaßt, als es sich ein junger Herr einfallen lässt, den Abbé auf den Fuß zu treten. Dieser erhebt heftige Klage und nennt den Angreifer einen Schurken; der junge Herr bedenkt ihn mit ähnlichen Schmähworten, der Abbé erhebt seinen Stock, ebenso der andere, und ein ernstliches Handgemenge bricht zwischen ihnen und ihren Freunden aus. Die erschreckten Frauen rufen um Hilfe. Einer der Schweizer, der die Ordnung aufrechterhalten soll, erscheint und weiß nichts Besseres, um die Streitenden zu trennen, als mit der flachen Klinge dazwischen zu fahren. Dieser helvetische Einfall empört das Publikum, man umringt den Schweizer, um ihn zu entwaffnen, er stößt einen Pfiff aus, und drei seiner Kameraden eilen ihm zu Hilfe; sie stellen sich Rücken an Rücken mit entblößtem Säbel auf und schlagen wahllos auf die ein, die sich ihnen entgegenstellen.

Mehrere Personen sind verletzt worden, unter anderem ein Offizier gesetzten Alters, ein Ritter des Ludwigordens, der sich ganz gegen sein besseres Wollen von der Menge vorwärtsgedrückt fand, und dessen Hut durchschnitten und Kopf gespalten wurde. Die Rufe nach der Wache verdoppelten sich, aber sei es, daß sie ohne besondere Erlaubnis des Gouverneurs nicht eintreten durfte, sei es, daß sie sich erst in größerer Stärke vereinigen wollte, kurz sie blieb lange aus. Endlich sah man sieben oder acht Rotten erscheinen, die Bajonette am Gewehrlauf befestigt; da flohen die Schweizer. Man suchte sie zu verfolgen, und fand sie in einem Haus, in dem sie sich in Sicherheit gebracht hatten. Sie wurden entwaffnet, und unter dem Beifall des Publikums, das schrie: „Fort! Ins Gefängnis, ins Loch!“ sollten sie abgeführt werden, als ein Schweizer Offizier erschien und seine Soldaten verlangte. Man führte sie zum Gouverneur, und man sagt, daß sie damit davonkamen, daß man sie im Kasernengefängnis einsperrte.

Das Publikum ist sehr unzufrieden, keine bessere Genugtuung erlangt zu haben, und daß am nächsten Tage zwei junge Leute, die, wie es schien, an dem Aufruhr teilgenommen hatten und sich am selben Ort davon unterhielten, festgenommen und ins Hotel de la Force gebracht wurden.

Die Wache der Galerie ist stark vermehrt worden; tatsächlich sind die Schweizer viel anständiger, sie sprechen und verstehen Französisch und verhindern störende Ansammlungen. Seit jenem Ereignis sieht man weit weniger Mädchen und keinen einzigen Abbé mehr dort.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.