Eines Tages schrieb der Präsident von S** einem Polizeiinspektor folgenden Brief: „Ich bitte Sie, Monsieur, ...

Eines Tages schrieb der Präsident von S** einem Polizeiinspektor folgenden Brief: „Ich bitte Sie, Monsieur, gegen eine gewisse X vorzugehen, die meinem Jockey eine schändliche Krankheit übertragen hat. Er ist ein charmanter Bursch, dessen Dienste mir sehr lieb sind, und der Verlust seiner Gesundheit kostet ihn ein Jahr im Hospital. Ich rechne darauf, daß Sie Ihre Pflicht tun werden.“

Der Polizeiinspektor, ein Mann von Geist, der weit über seinem Beruf steht, schreibt folgende Antwort: „Mein Herr, wenn Sie mir beweisen können, daß die gewisse X mit Vorbedacht die Gesundheit Ihres charmanten Jockeys geschädigt hat, werde ich sie bestrafen lassen, wie es ihr gebührt; aber ich schulde ihr keinerlei Züchtigung, wenn der Jockey sie aus freien Stücken aufgesucht und eine Krankheit erworben hat, die, wie Sie sehr gut wissen, die Folge eines Handels und eines Tausches ist. Es gibt Meere, die man erst zu befahren wagt, nachdem man sich entschlossen hat, allen Gefahren zu trotzen. In Erwartung Ihrer Antwort werde ich mich um die Gesundheit dieser Unglücklichen kümmern; ich rate Ihnen, ein gleiches mit Ihrem Jockey zu tun, wenn Sie wünschen, daß seine Dienstleistungen Ihnen auch fernerhin angenehm sein sollen. Ich hoffe, daß dieser Brief Sie davon überzeugen wird, daß ich es verstehe, alle meine Pflichten zu erfüllen.“


Der Präsident hat sich das hinter die Ohren geschrieben, aber die Nymphe hat die Geschichte weitererzählt, und man hat ein wenig auf Kosten des Präsidenten gelacht.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.