Ein den Ausschweifungen sehr ergebener Abbe, steter Begleiter des Marquis von *** bei dessen Eskapaden, ...

Ein den Ausschweifungen sehr ergebener Abbe, steter Begleiter des Marquis von *** bei dessen Eskapaden, beschloß eines Tages auf Kosten vierer Frauenzimmer, die zu der Gefolgschaft der Gourdan gehörten 11), und der er Übles wollte, zu lachen. Er geht nach Vauxhall, setzt sich leicht mit einigen ihm bekannten Roués besserer Kreise ins Einvernehmen, um das Gerücht zu verbreiten, der Marquis sei seit dem vorigen Abend von seinen Gütern zurückgekehrt und befinde sich in Vauxhall; unsere Mädchen, von dieser Nachricht entzückt, fragen, ob er seine Frau mitgebracht habe. — „Nein, sie ist dort geblieben.“ — “Herrlich.“

Endlich sagt der Abbe den vier Erwählten, sie seien am wünschenswertesten, und der Marquis habe ihn beauftragt, sie zum Souper zu bitten.


So war es an den Tagen von Vauxhall, vor der Heirat des Marquis, immer getrieben worden.

„Nach Vauxhall“, sagt er ihnen, „werden Sie also Ihre Wagen nehmen und sich, Sie wissen wohin, begeben.“

Die Urbain, die kleine Bèze, Chouchou, alle Dirnen gleichen Wesens, lassen sich nicht lange bitten: sie steigen ein und: „Vorwärts, Kutscher!“

Im Trab geht es davon; der Wagen hält vor dem Hotel des Marquis von N**, die Diener klopfen: man öffnet. Die Frauen fragen den Schweizer alle zugleich: „Ist der Marquis zu Haus?“ — „Gewiß, meine Damen.“ An derartige Besucherrinnen wenig gewöhnt, hält er sie für Damen von Rang, die zum Souper gebeten sind. In wilder Hast eilen sie hinauf, durchqueren die Gemächer und singen mit lauter Stimme: „De l’amour tout subit le loi“, und im Salon angekommen, rufen sie: „Marquis!“ indem sie der Tür einen heftigen Fußtritt versetzen; diese gibt nach, und eine sehr zahlreiche, sehr vornehme Gesellschaft erblickt die Gruppe der vier Damen, die im Bewußtsein ihrer Rolle ein klägliches Bild bieten. „Wir bitten tausendmal um Verzeihung, Messieurs, Mesdames“ und mit erstickter Stimme: „Wir glaubten uns beim Marquis von B**.“

Die Marquise von N** wußte nicht, „mit welcher Sauce den Fisch essen“, wie das Sprichwort lautet, weil es ihrem Gatten einfiel, die Damen mit Respektsbezeugungen zu überhäufen, um sich noch mehr an ihrer Verlegenheit zu belustigen. Endlich entschließen sie sich, sich zu verabschieden, und kehren eine jede nach Haus zurück, mit hungrigem Magen und dem nahe. Man lachte viel über dies Abenteuer, das schon am nächsten Morgen allgemein bekannt war. Der Abbe jedoch wagt nicht mehr nach Vauxhall zurückzukehren, da die vier Mädchen drohen, ihm die Augen auszukratzen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.