Ein Engländer hat kürzlich in der Oper eine seltsame Wette verloren; er präsentierte sich immer auf dem Balkon ...

Ein Engländer hat kürzlich in der Oper eine seltsame Wette verloren; er präsentierte sich immer auf dem Balkon mit kostbaren Kleidern, die er unaufhörlich wechselte. Ein flämischer Baron, den der Zufall sehr oft in seiner Nähe plazierte, verlor eines Tages die Geduld über die Elogen, die man dem Luxus des Engländers zollte.

„Morgen“, sagte er zu einem Freunde, „werdet Ihr mich weit prunkvoller sehen als ihn.“


Rosbif, der dies anhörte, schwor, ihn trotz seiner Anstrengungen zu übertreffen.

Man stritt, zweifelte, wettete 1000 Louis. Es wurde beschlossen, daß Diamanten und andere kostbare Juwelen nicht verwendet werden dürften. Am nächsten Tag erwartete man mit unbeschreiblicher Ungeduld die Stunde des Schauspiels.

Rosbif erscheint in einem Gewand von so unerhörter Pracht, daß man sich keinen Begriff davon machen konnte. Der Flame kommt darauf in einem Kleid aus brauner Leinwand, dessen Einfachheit zur Verzweiflung treiben konnte.

„Geh dich doch ankleiden“, rufen ihm seine Freunde zu. „Ich bin es, meine Herren.“ „Hast du den Kopf verloren? Zahle, Unglücklicher, und verbirg dich.“ „Nein, meine Herren, beruhigen Sie sich; ich habe nichts verloren. Da sehe ich die berühmten Bilderhändler Donjeux und Le Brun; laßt sie holen.“ Sie kommen: mein Flame öffnet die Knöpfe und lässt sie das Futter seines Anzugs untersuchen. Es war ein Rubens von hoher Schönheit.

Was gibt es Prachtvolleres als einen Anzug, der ein ähnliches Kunstwerk als Futter trägt! Der Engländer zahlt, und der Flame hat das Geld und die Lacher auf seiner Seite. Das Geld ist nichts, wenn der Geist es nicht zur Geltung bringt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.