Die nächtlichen Weihnachtszeremonien haben oft zu skandalösen Szenen Anlaß gegeben. Die Kirche zu ...

Die nächtlichen Weihnachtszeremonien haben oft zu skandalösen Szenen Anlaß gegeben. Die Kirche zu Saint-Roch, die das Stelldichein unseres Gesindels und unserer Dirnen zu sein scheint, hat endlich aufgehört, das Theater von tausend Scheußlichkeiten zu sein, seit der berühmte Balbâtre auf der Orgel nicht mehr seine glänzenden Harmonien ertönen lässt; aber die Gaunerstreiche sind von Unanständigkeiten abgelöst worden, und jene, die man in der Kirche Sainte-Sulpice ausgeführt hat, sind ebenso lustig wie gewagt.

Der Geistliche machte nach altem Brauch die Sammlung; ein Schweizer ging ihm voran, eine Nonne folgte ihm. Eine Gruppe getreuer Apostel, die wie zufällig beieinander stehen, umdrängen den Herrn Pfarrer, umarmen ihn und machen ihn derart straucheln, daß er seinen Geldbeutel fallen lässt. Jeder scheint von heiligem Eifer ergriffen, um die Taler des Herrn Pfarrer aufzusammeln; die Schwester-Sammlerin, die ihm folgte, bückt sich gleichfalls, um zu helfen. Ein Schelm benutzt die Gelegenheit, um seine Hände unter ihren Rock gleiten zu lassen. Sie stößt einen Schrei aus und lässt gleichfalls ihren Beutel fallen. Der Schurke hatte damit gerechnet; er ergreift ihn und läuft davon. Diese Szene ruft große Erregung hervor, und ein jeder der Diebe nimmt sie wahr, um mit den beim Herrn Pfarrer geernteten Talern zu entkommen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.