Die Oper Bacchus und Amor hat zu Anfang letzten Jahres eine ihrer vorzüglichsten Priesterinnen verloren: ...

Die Oper Bacchus und Amor hat zu Anfang letzten Jahres eine ihrer vorzüglichsten Priesterinnen verloren: Mlle La Guerre. 14) Aus der Hefe des Volkes hervorgegangen, hatte diese berühmte Kurtisane dessen Neigungen und Fehler in ihr aufblühendes Glück hereingetragen. Sie fluchte und trank usw.; was soll man von den Männern denken, die sie ruiniert, ausgeplündert, verfolgt hat? Sie hatte Talente, ein interessantes Gesicht, eine weiche, volltönende Stimme; sie hat einige Rollen mit Erfolg gespielt, wie die Eurydice und die Iphigenie.

Mlle La Guerre hat ein einziges Kind gehabt. Sie war zu sehr über menschliche Schwächen erhaben, um sich mehr darum zu kümmern, als wie etwa um ihren Vater oder ihre Mutter: der erste, der seinen eigenen Namen über dem Spitznamen seiner Tochter verloren hatte, verkaufte an den Straßenecken Bänkellieder, die andere bot auf den Promenaden „Le plaisir des dames“ feil, ein Metier, in dem sie ebenso prosperieren musste wie ihre Tochter, indem die sich dem „Plaisir des hommes“ widmete.


Das Schicksal hat Mlle La Guerre nach ihrem 27. Jahre einer Karriere entrissen, die sie so glanzreich durchlief. Das Schicksal ihres unglückseligen Kindes ist ebenso ungewiß wie der Vater, dem es seine bedauernwerte Existenz verdankt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.