Der Marquis von L., der von den Reizen Mlle Fermels sehr eingenommen ist, begibt sich eines Tages zu ihr und bittet ...

Der Marquis von L., der von den Reizen Mlle Fermels sehr eingenommen ist, begibt sich eines Tages zu ihr und bittet sie ohne viel Umschweife, ihm eine Nacht zu gewähren. Man versteht, daß Mlle Fermel zu höflich ist, um einen so scharmanten jungen Herrn zurückzuweisen. Jedoch stellt sie eine Bedingung: sie bittet um ein Kollier gefasster Edelsteine (chatons = gefaßte Edelsteine und chatons = junge Kätzchen. Anm. des Übers.), das sie benötigt. Für einen Finanzier wäre dies nur eine Kleinigkeit gewesen; aber für einen französischen Marquis, der gewöhnt ist, mehr mit seiner Person als mit Geld zu zahlen, war dies sehr viel; er zieht sich jedoch mit sehr viel Geist und wenig Takt aus der Affäre. „Wie, mein Engel, nichts als das? O, nichts ist gerechter; aber im Moment ist es mir nicht möglich; wenn es Ihnen recht ist, will ich Ihnen einen Schein darüber ausstellen; schnell, ein wenig Papier und Tinte.“ Er schreibt und man geht zu Bett.

Ins Hotel zurückgekehrt, lässt der Marquis alle kleinen Kätzchen des Quartiers holen, verknüpft sie untereinander mit rosenfarbenen Schleifen und formt so ein entzückendes Katzenkollier. Man legt sie in ein hübsches, gazegefüttertes Körbchen, das außen mit blauen Bändern geschmückt ist; darauf trägt man es zu Mlle Fermel, die, von der äußeren Eleganz der Gabe entzückt, dem Überbringer des Marquis Schein aushändigt.


„Wie galant er ist“, ruft sie, während sie die zahllosen Schleifen löst, die den Korb schließen, sie entfernt die Gaze, und das Lächeln befriedigter Gier erstirbt auf ihren Lippen über dem Haß getäuschter Habsucht; sie überhäuft den Marquis mit groben Schimpfreden und eilt, bei dem Doyen der Maréchaux de France, Klage zu erheben.

,,Steht es in dem Billett vermerkt, woraus das Kollier bestehen muss?“ fragt sie der alte Ehrenrichter mit schalkhafter Miene.

„Aus chatons, Monseigneur“, antwortet die liebenswürdige Nymphe. „Mademoiselle, in diesem Fall hat der Marquis sein Wort gehalten, und ich habe die Ehre, mich zu empfehlen.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.