Beim Opernball hat sich eine Szene ereignet, die der Markthalle würdig gewesen wäre, doch hatte sie fröhlicheren Ausgang. ...

Beim Opernball hat sich eine Szene ereignet, die der Markthalle würdig gewesen wäre, doch hatte sie fröhlicheren Ausgang. Zwei Kurtisanen, Rosalie und Sainte-Marie, haben sich veruneinigt. Schimpfworte oder harte Wahrheiten, was unter diesen beiden Damen dasselbe bedeutet, sind gewechselt worden.

Rosalie hat ihrer Gegnerin das Schlachtfeld räumen müssen; sie zog sich ohnmächtig vor Wut zurück und schwor Rache. Am nächsten Morgen findet sich ein junger Mann bei Sainte-Marie, die noch im Bett liegt, ein; die Kammerfrau verwehrt ihm einzutreten; er besteht darauf, und endlich dringt er in das Zimmer, in dem die Schöne in Morpheus’ Armen ruht. Darauf verriegelt er die Tür, öffnet geräuschvoll die Fensterladen und gibt sich zu erkennen. Rosalie selbst war es, die sich ihr gutes Recht bei der Feindin holen will. Sie bringt zwei Pistolen zum Vorschein und reicht sie Sainte-Marie, die noch ganz verschlafen im Hemd aus dem Bett springt und Rosalie, um Gnade bittend, zu Füßen fällt.


Diese bietet Stoßwaffen, die ebenso zurückgewiesen werden, und Rosalie zieht, nachdem sie ihre Rivalin mit Schmähungen gedemütigt hat, aus ihrem Überrock eine Handvoll Ruten, zwingt Sainte-Marie, sich selbst das Hemd zu heben, verhaut sie bis aufs Blut und zieht sich, befriedigt, Rache geübt zu haben, zurück.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.