Die Bedeutung der Reinlichkeit der Schulräume.

In der Schule der Zukunft wird die größte Reinlichkeit herrschen. Wie es damit in Breslau bestellt ist, lässt sich schwer schildern. Die Zimmer werden 2-3 mal wöchentlich trocken gefegt, d. h.. der unsägliche Staub, den 50 Kinder und mehr mit ihren unabgebürsteten Stiefeln in die Klassen bringen, wird von einer Stelle zur andern gefegt. Ähnliches fand auch Prof. Schmidt-Rimpler in einem Gymnasium am Rhein, so daß er den Schülern recht gab, welche die Bezeichnung „Stall“ statt ,,Schule“ brauchten. Nur 3- 4 mal jährlich wird nass gescheuert und gründlich gesäubert; das ist alles viel zu wenig. Natürlich kann ein Schuldiener nicht täglich 20 Klassen nass reinigen; dazu gehören mehr Kräfte. In Zukunft wirb aber, wie jedes anständige Wohnzimmer eines Einzelnen, so auch jedes Schulzimmer, in dem sich so viele Personen aufhalten, täglich nass gereinigt werden.

Es ist wohl möglich, daß die vielen Bindehauterkrankungen der Schüler diesem unerhörten Staube ihre Entstehung verdanken; vor 10 Jahren fand ich hier in allen Schulen durchschnittlich 13% Erkrankungen der Augenbindehaut, Schmidt-Rimpler fand sogar 34%. - Natürlich werden auch in der Zukunftsschule alle Überschuhe und Überkleider in den Korridoren abgelegt werden, damit nicht nasse und schmutzige Sachen ins Zimmer kommen. Wie kann man von den Kindern die größte Sauberkeit verlangen, wenn die Lokale von Staube strotzen? Wer sich von unserem Schulstaube einen Begriff machen will, den ersuche ich, nur einmal einen Gasarm anzurühren, da wird er seine Hand in einem schönen Zustande zurückziehen. Dasselbe gilt von den Fenstervorhängen; sind diese doch in einer neuen Schule auf der Kirchstraße während der ersten 8 Jahre niemals gewaschen worden.


Der Staub ist bekanntlich der Träger der Bazillen. Um ihn zu bestimmten Batterien- Untersuchungen zu benützen, bedurfte man vor kurzem im hiesigen hygienischen Institut einer großen Menge Staubes. In den Anstalten der Universität gelang es nicht, die nötige Menge Staub aufzutreiben. Da ließ man ihn von den Schränken der Volksschulen holen, wo dank den beschriebenen Einrichtungen großartige Quantitäten vorhanden waren. Ohne diese wären die Schönen Untersuchungen des Dr. Richard Stern*) unmöglich gewesen, aus welchen außer vielem anderen Interessanten gefolgert werdest muss, dass in der Zukunftsschule niemals trocken gekehrt, sondern täglich mit ganz schwacher Sublimatlösung ausgewischt werden wird. -

*) Zeitschr. f. Hygiene. Bd. VII. 1889. Über den Einfluss der Ventilation auf in der Luft suspendierte Bakterien.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Schule der Zukunft.