Abschnitt 5

Die Sage vom Feuerreiter


Ich mache bei diesem Spruche noch aufmerksam auf die Anrede: Liebes Feuer; man wollte eben durchaus einer Schmähung oder Verfluchung aus dem Wege gehen. Ausführlicher und wegen seiner genaueren Angaben bemerkenswert ist folgender Feuersegen. Der Reiter soll dreimal die Flammen umkreisen „und dabei langsam den Feuersegen sprechen, den er in einer Vollmondnacht am Freitag zwischen 11 und 12 Uhr bei drei auf dem Tisch brennenden Lichtern auswendig gelernt haben mußte:


„Feuer, steh still,
Um Gottes Will,
Um des Herrn Jesu Christi willen!
Feuer, steh still in deiner Glut,
Wie Christus der Herr ist gestanden in seinem rosinfarbnen Blut.
Feuer und Glut, ich gebeut dir bei Gottes Namen,
daß du nicht weiter kommst von dannen,
sondern behaltest alle deine Funken und Flammen.
Amen! Amen! Amen!“

Es folgt das eilige Davonsprengen zu einem Fluß oder Teich, wie wir es ja schon kennen. Andere Beispiele:

„Jesus Christus ging über Land,
begegnet ihm ein Feuerbrand;
Brand, du sollst verlöschen,
sollst nicht weiter fressen,
das zähl ich dir zu gute.
Im Namen usw.“

„Maria, unsere liebe Frauen, ging über Land;
Was trug sie in ihrer Hand?
Einen Feuerbrand.
Er brennt uns und brennt nicht.
Das zähl ich dir, Feuer, zur Buße
im Namen usw.“

Viel ausführlicher ist folgender Segen, der sich in fast wörtlicher Übereinstimmung in Schwaben und Mecklenburg aufgezeichnet findet:

Bist willkommen, feuriger Gast,
greif nicht weiter, als was du hast;
das zähl ich dir, Feuer, zu einer Buß,
im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.
Ich gebiete dir, Feuer, bei Gottes Kraft,
die alles tut und alles schafft,
du wollest stille stehen
und nicht weiter gehen,
so wahr Christus stand am Jordan,
dann ihn taufet Johannes, der hl. Mann;
das zähl ich dir, Feuer, zu einer Buß
im Namen der hl. Dreifaltigkeit.
Ich gebiete dir, Feuer, bei der Kraft
Gottes, du wollest legen deine Flammen,
so wahr Maria behielt ihre Jungfrauschaft
vor allen Damen,
die sie behielt s keusch und rein;
drum stell, Feuer, dein Wüten ein;
das zähl ich dir, Feuer, zu einer Buß,

im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit.

Ich gebiete dir, Feuer, du wollest legen deine Glut,
bei Jesu Christi teurem Blut,
das er für uns vergossen hat,
für unsere Sünd und Missetat.
Das zähl ich dir, Feuer, zu einer Büß,

im Namen Gottes des † Vaters und des † Sohnes und des hl. † Geistes. Amen.

Jesus Nazarenus, rex Judaeorum, hilf uns aus diesen Feuersnöten

und bewahre dies Land und Grenz
vor aller Seuch und Pestilenz.

Amen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sage vom Feuerreiter