Die Romanows

Intime Episoden aus dem russischen Hofleben
Autor: Stern-Szana, Bernhard (1827-1927) deutsch-baltischer Journalist und Kulturhistoriker, Erscheinungsjahr: 1893

Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Russland, Russen, Romanows, St. Petersburg, Moskau, Sitten, Unsitten, Günstlinge, Hofleben, Tyrannen, Leibeigene, Selbstherrscher, Reußen, Maitressen, Sklaven, Frauenleben, Papst, Peter der Große, Europa, Kultur
Inhaltsverzeichnis
  1. Sitten, Unsitten und Frauenleben unter den ersten Romanows
  2. Liebschaften Peters des Großen
  3. Liebschaften Katharinas der Ersten
  4. Heirat und Liebschaft des Cäsarewitsch Alexey
  5. Die Kinder Peters des Großen und Katharinas der Ersten
  6. Die Bräute Peters des Zweiten
  7. Liebschaft der Zarin Anna Iwanowna
  8. Liebschaften der Zarin Elisabeth Petrowna
  9. Ehe und Liebschaften Peters des Närrischen
  10. Liebschaften Katharinas der Zweiten
  11. Aus dem Leben Pauls des Irrsinnigen
  12. Die Nachkommen Pauls des Irrsinnigen
Den Romanows wirft man mit Unrecht vor, dass sie stete Tyrannen: Selbstherrscher gewesen. Tatsächlich waren diese angeblichen Selbstherrscher und Selbstherrscherinnen aller Reußen fast immer selbst Sklaven — Sklaven ihrer jeweiligen Maitressen und Günstlinge . . .

                        *********************

        Sitten, Unsitten und Frauenleben unter den ersten Romanows.

Russlands Elend. — Errettung durch Fürst und Bauer. — Erhebung der Romanows. — Michael Feodorowitsch, der erste Romanowsche Zar. — Der Patriarch Philaret Romanow, Russlands Unglück. — Herkunft des Romannowschen Reichtums. — Beginn der Romanowschen Tyrannei. — Ein Romanow als Ketzer. — Zar Alexey Michaylowitsch der Aufgeklärte. — Die Romanowsche Günstlingswirtschaft. — Zarin und Arzt. — Heiratsweisen der Zaren. — Alexey Michaylowitsch und Natalia Naryschkina. — Feodor Alexejewitsch der Kranke. — Iwan Alexejewitsch der Blödsinnige. — Sophia Alexejewina die Ehrgeizige und ihr Günstling Galitzin. — Peter Alexejewitsch der Große. — Seine Schöpfungen und Neuerungen. — Sitten und Unsitten seiner Epoche. — Die alte und die neue Zeit, eine Maskerade. — Eine Zwergenhochzeit. — Peter der Große und die Geistlichkeit. — Heirat des Papstes. — Wahl eines neuen Papstes durch besoffene Kardinäle. — Altrussisches Frauenleben. — Orientalische Abgeschlossenheit der Frauen. — Emanzipation. — Frühere Heiratsweisen. — Ehezwang. — Die Rute als Mitgift. — Assembleen. — Ein Läusespielchen. — Etwas vom Saufen. — Ein Kapitelchen Unsittlichkeit. — Eine Ehebruchskomödie.

Schwüle Zeiten lagerten über dem moskowitischen Reiche nach dem grässlichen Ende des grässlichen Iwan, nach dem Sturze des falschen Dmitry.

Wirren folgten auf Wirren.

In Ruinen sanken die Städte, in Schutthaufen zerfielen die Dörfer, zu Ödnissen verkümmerten die Felder und Wälder.

Uneinigkeit, Untreue, Habgier herrschten unter den Oberen, sklavische Furcht, fatalistische Trägheit unter den Niederen.

Die alte Kremlstadt befand sich in den Händen der Polen, die grausam wüteten und würgten.

Die hölzerne und steinerne Stadt, die Kirchen und Klöster bestürmten und zerstörten sie und schändeten die Genesung bringenden Reliquien der großen moskowitischen Wundertäter und erbrachen die Grabmäler der Heiligen und zerrissen ihre Bildnisse. Und als der Patriarch ihnen mahnend entgegenzutreten wagte, verhöhnten sie ihn, zerrten sie ihn in den Staub und warfen ihn in den Kerker, wo er unter fürchterlichen Qualen starb . . .

Es war ein trauriges Schauspiel, und das russische Volk sehnte sich nach dem erlösenden Schluss desselben, sehnte sich nach dem Helden, der die Wirren lösen, den Konflikten ein Ende machen sollte.

Endlich geschah das Wunderbare. Ein Fürst und ein Bauer, der Knjäs Posharsky und der Bauer Kosma Minin, vereinten sich zur Rettung Russlands, entflammten das Volk zur Erhebung und vertrieben die Fremden.

Nun versammelten sich die beiden Kammern des großen Rates, die Duma bojarskaja, die Bojarenkammer, und die Duma semskaja, die Landeskammer; und die Vertreter des ganzen Reiches: Metropoliten, Erzbischöfe, Bischöfe, Archimandriten und Igumen, Woywoden, Bojaren, Okolnitschy, Tschaschniky, Stolniky, Kosaken, Streljzen, Älteste, Attamane, Gosty, Kaufleute und Bürger — kurz: „die besten, kräftigsten und verständigsten Leute" — wählten am 21. Februar 1613 den jungen Michael Feodorowitsch Romanow zum Zaren.

Die Romanows stammten von dem um 1280 aus Preußen oder Litauen eingewanderten Kambila und nahmen schon früh hervorragende Stellen im russischen Reiche ein.

Unter Dmitry dem Donischen war ein Feodor Romanow Wojwod; er trat, indem er seine Tochter an den Fürsten von Twer verheiratete, in ein verwandtschaftliches Verhältnis zum Hause Rurik.

Eine Anastasia Romanowna war die erste Gemahlin Iwans des Schrecklichen, als solche die Mutter des Zaren Feodor, des letzten Regenten aus dem Hause Rurik. Ein leiblicher Neffe der Anastasia war Feodor Nikititsch Romanow, der Vater Michaels, welcher letztere am 12. Juli 1596 geboren wurde. —

                        (Fortsetzung)

Russisches Kaiserpaar in historischen Kostümen

Russisches Kaiserpaar in historischen Kostümen

Das heutige Russland

Das heutige Russland

Ganz privat - Teestunde am Samowar

Ganz privat - Teestunde am Samowar

Kosaken

Kosaken

Russische Parlamentaria beim Verlassen der Duma

Russische Parlamentaria beim Verlassen der Duma

Pferdeschlitten

Pferdeschlitten

Reiterstandbild Peter I.

Reiterstandbild Peter I.

Russisches Bauernmädchen

Russisches Bauernmädchen

Moskau - Die Zaren-Glocke

Moskau - Die Zaren-Glocke

Moskau - Bettler und Obdachlose wärmen sich am Feuer

Moskau - Bettler und Obdachlose wärmen sich am Feuer

Moskau - Kaiser-Proklamation

Moskau - Kaiser-Proklamation

Moskau - Der Kreml

Moskau - Der Kreml

Moskau - Kaiserliches Opernhaus

Moskau - Kaiserliches Opernhaus