-II-

Eine wesentliche Verstärkung des Küstenschutzes bildeten die Forts, die den feindlichen Schiffen die Einfahrt in die beiden Häfen des Landes verwehren und den Kaperschiffen dort einen sicheren Zufluchtsort schaffen sollten.

Anfang April 1811 ordnete der Marschall Eckmühl den Bau von zwei Batterien bei Wismar und in Warnemünde an, die nach Art von Redouten in der Mitte ein Blockhaus, ringsherum Gräben erhalten sollten. Die Wismarsche Redoute entstand bei Wendorf auf einer Höhe nahe der Bucht, ca. eine halbe Meile von der Stadt entfernt. Ihr Erbauer war der mecklenburgische Artillerieleutnant v. Rhein. Die eigentlichen Schanzarbeiten begannen nach gehöriger Tracierung am 11. April, wozu die Stadt Wismar und die nahegelegenen Ämter 300 Bauern und Arbeiter zu stellen hatten. Am 14. Mai konnte Rhein bei Übersendung einer Zeichnung (s. Abbildung) an den Herzog berichten, daß das Blockhaus bis auf einen Teil des Kopfes fertig sei; ebenso Plattform, Brustwehr, Hauptgraben nebst Pallisaden bis auf Legung der Bettungen. Glacis, bedeckter Weg und Brücke befänden sich in Arbeit. Am folgenden Tage wolle man das Pulvermagazin in einer Ecke unter der Plattform eingraben; der Graben um das Blockhaus sei noch nicht ausgeworfen. Am 8. Juni war das ganze Werk vollendet.


Auf der Zeichnung befindet sich links ein Profil der Redoute. Es zeigt von außen nach innen das Glacis (die flache Abdachung ins freie Feld), Hauptgraben mit Pallisadenreihe, Brustwehr, Plattform, Graben um das Blockhaus mit Pallisadenreihe und das hölzerne Blockhaus mit Schießscharten. Das Blockhaus war offenbar nur als letzte Zuflucht gedacht, da ein Befeuern des Glacis von dort aus unmöglich war. Die Hauptverteidigungsstellung bildete augenscheinlich die Brustwehr.

Neben dem Profil der Redoute ist ein Grundriß gezeichnet.

Zur Armierung der Redouten hatte der General d’Alton schon am 5. April 1811 den Herzog um einige Stücke großen Kalibers gebeten. Dieser besaß aber seit der Plünderung des Depots in Dömitz durch den westfälischen General d’Albignac nur noch zwei sechspfündige Kanonen in Wismar und vier sechs- und vierpfündige Kanonen in Rostock. Von diesen kamen die Wismarschen Stücke nach Wendorf, wozu im Juli noch vier französische Zwölfpfünder geliefert wurden.

Die Besatzung der Schanze bestand Mitte 1811 aus einigen 20 Artilleristen unter einem französischen Offizier, nach dem Abmarsch der Franzosen ins Lager aus 40 Mecklenburgern, Anfang 1812 aus einem Detachement des französischen 33. Regiments. Im Februar hauste darin ein französischer Sergeant mit einigen ehemaligen Lübecker Stadtsoldaten. In Tätigkeit ist die Wendorfer Schanze nicht getreten.

Weitere Befestigungen wurden 1811 französischerseits auf Poel und dem Wallfisch geplant. Es gelang jedoch dem Kammerherrn v. Oertzen, den Artilleriekapitän Girardin, dem die Küstenforts unterstanden, davon zu überzeugen, daß solche Befestigungen gefahrvoll für die Garnison und völlig nutzlos wären. Ein hölzernes Blockhaus auf dem Wallfisch würde leicht durch die Schiffe in Brand zu schießen sein; ein solches auf Poel wäre leicht abzuschneiden. Und da Girardin in seiner Stellung von Einfluß auf die französischen Entschließungen war, wurde der Plan nicht verwirklicht.

Nur eine kleine Verschanzung entstand noch 1812 an der Wismarschen Bucht. Als sich im Mai d. J. englische Kriegsschiffe an der Küste zeigten, hielt der General Taraire es für wünschenswert, den Übergang nach Poel durch einen Brückenkopf zu sichern. Unter möglichster Sparsamkeit erbaute der Major von Colleville die Schanze Ende des Monats Mai. Er gebrauchte nur 8 Tage, um den tiefen Grund mit Erde auszufüllen, und weitere 8 Tage, um das eigentliche Werk errichten. Es stellte ein Fünfeck dar (s. Abbildung), maß im Umfang 274 Fuß und diente einem kleinen Infanteriekommando zum Aufenthalte.

Der verstorbene Bezirksvorsteher Lembke zu Fährdorf hat mir mitgeteilt, daß die Schanze dort lag, wo die frühere Brücke die Insel erreichte. Diese Brücke ist abgebrochen, als 1869 der Fährdorfer Damm fertig wurde. Von der Schanze ist jetzt nicht mehr viel zu erkennen. Am besten noch die Nordseite und die fünfeckige Form mit der Spitze nach dem Wasser zu. Teilweise ist die Schanze 1872-74 von einer Sturmflut weggerissen, teilweise ist sie auch wohl zu Wegebesserungen verbraucht.

Weit bedeutender war die Redoute zu Warnemünde. Ich kann mich hierbei aber auf die Hauptpunkte der Baugeschichte beschränken und im übrigen auf Dragendorffs Arbeit in den Rostocker Beiträgen 4) verweisen.

Die Redoute lag auf dem linken Warnowufer, nördlich vom Georginenplatz und reichte im Osten bis nahe an den Fluß heran. Die Bebauung an der Südseite des Georginenplatzes ist auf dem beigegenen Plan zu erkennen. Die Warnow war derzeit durch Steinkisten, wie die Profilzeichnung angibt, gegen Versandung geschützt. Heute noch erinnert die kleine Erhöhung südlich der Warmbadeanstalt und die Ortsbezeichnung „Auf der Schanze“ für die dort erbauten Häuser an das längst verschwundene Werk.

Ursprünglich sollte nur ein einfaches Blockhaus errichtet werden, mit dessen Bau der mecklenburgische Artillerieleutnant Martius am 16. April 1811 begann. Die Gestalt des Blockhauses ist aus einem Plan ersichtlich, den Martius am 10. Mai dem Herzog einreichte. Es war dauerhaft auf Pfählen fundamentiert, aus Balken und Brettern zusammengezimmert, und hatte unten die Schießscharten für die Infanterie und trug oben auf der Plattform die Kanonen. In der Mitte befand sich das Pulvermagazin, wohin eine Falltür hinabführte. Ein pallisadierter Graben umgab das Blockhaus.

Als man im Mai hiermit ziemlich fertig war, mußte auf französischen Befehl die ganze Anlage umgebaut und erweitert werden. Das Ergebnis zeigt der von Martius entworfene Plan (s. Abbildung).

Außerhalb des Grabens wurde eine hohe Brustwehr aufgeschüttet und dahinter nach Norden zu 8 schwere Geschütze aufgestellt. Auf der Plattform des Blockhauses blieben nur 4 kleine Geschütze zum Schutz des Zugangs von Süden her. Ein zweiter, tiefer und pallisadengespickter Graben umzog die Brustwehr, jenseits desselben erstreckte sich ein weites Glacis hin. Das Pulvermagazin wurde aus dem Blockhaus entfernt und auf der Westseite vor dem inneren Graben unter einer starken Erdschicht sicher geborgen.

Die Warnemünder Chronik erzählt, daß vom 12. August ab besonders eifrig gearbeitet ist. Da wurden Soden von den Kanonieren in den Wiesen gestochen, Erde und Lehm wurde aus Diedrichshagen, Sträuche und Holz aus der Heide mühsam herbeigeschafft. So konnte sich die Redoute am 4. Oktober dem Fürsten Eckmühl und dem Erbprinzen bei einer Besichtigung als ein recht stattliches Werk präsentieren.

Bei dieser Gelegenheit wird sich Eckmühl davon überzeugt haben, daß das Geschaffene für den Schutz des Hafens und der Kaper völlig ausreiche. Er ließ daher weitere Bauten an der Redoute und eine kostspielige Einrichtung des Blockhauses, die Girardin anregte, nicht zu. sondern befahl Mitte November den Abbruch der Arbeiten. So konnte Martius am 22. November nach Rostock zurückkehren.




14) III, 3, S. 74 ff.