Plünderung
Die Unternehmungen der französischen Heere waren wohl organisierte Raubzüge. Den Armeen folgten Makler, die das zum Beginn nötige Geld vorgeschossen hatten und sich nach Besetzung feindlicher Städte an öffentlichem wie privatem Eigentum schadlos hielten; so wurden Kunstschätze von unersetzlichem Wert verschleudert, aus Rom schreibt Duppa 1798, dass man die sämtlichen gewirkten Tapeten Raffaels für 1250 Taler kaufen konnte; in Spanien wurden wegen einiger hundert Francs Silberwert Werke eingeschmolzen, deren Kunstwert das Hundertfache betrug!
Die Freude am Verwüsten und Zerstören hatten die gallischen Barbaren aus der Heimat mitgebracht, wo sie u. a. die Abteikirchen von Cluny und St. Martin in Tours dem Boden gleichmachten und mit der gleichen Furie, mit der sie im Taumel der Freiheit in Frankreich alles zu zerstören gesucht hatten, was an die ci-devants erinnerte, fielen sie in Italien, Frankreich und Deutschland über die Denkmale der Vergangenheit her. Das Schicksal von St. Denis teilten die Königsgräber im Escurial, in Lugo und Alcobaça; noch heute ist in Monte Cassino die Stelle kenntlich, wo die Schätze des Klosters verbrannt worden sind; noch heute gibt es in Spanien keine Kathedrale, die nicht die Spuren der mutwilligsten Verwüstung durch französische Hände trüge!
In Straßburg wurden im Herbst 1793 auf Befehl des Bürgermeister Monet binnen 3 Tagen 235 Statuen des Münster zerschlagen, den Turm wollte man abtragen! Die Befehlshaber gaben das Beispiel und gingen ihren Soldaten in Raub und Plünderung voran, die Marschälle Napoleons teilten sich in Spanien, Sebastiani ließ Murcia, Suchet Arragon, Massena Portugal, Augereau Katalonien ganz systematisch ausplündern, Duponts Niederlage bei Baylen wurde nur durch die Habsucht der Kommandierenden herbeigeführt, die ihre Beute nicht im Stich lassen wollten. Lavater starb an der Wunde, die ihm ein plündernder Franzose beibrachte. Jeder Offizier, jeder Beamte wollte sich im Feindesland bereichern und in der Tat, kein französischer Angestellter hat die Rheinlande, hat Westfalen arm verlassen; niemand war seines Eigentums sicher, selbst dem Papst hat Rudolf Emanuel von Haller die Ringe von den Fingern und die Dose aus der Hand gerissen! Als eine Großmut ohnegleichen, etwas ganz Unerhörtes erschien es in jenen Tagen, dass Bernadotte in Hannover, General Chabran in Barcelona ihren Wirten das Silberzeug ließen!
Und dieselben Menschen, die von heute auf morgen nicht wussten, zu welchem Staat sie eigentlich gehörten, die bald preußisch, bald westfälisch, bald französisch waren, die, ohne sich wehren zu können, mit ansehen mussten, wie übermütige Fremde ihnen Hab und Gut nahmen, Grund und Boden verwüsteten, waren auch keinen Augenblick ihres Lebens, ihrer Freiheit sicher, sobald sie das Unglück hatten, den Unwillen Napoleons zu erregen. Es ist nur zu bekannt, wie er ohne Urteil und Recht den Herzog von Enghien, den Buchhändler Palm füsilieren, Rudolf Zacharias Becker in die Kasematten von Magdeburg werfen ließ und wie sein unversöhnlicher Hass den Freiherrn von Stein, Friedrich von Gentz, Pozzo di Borgo u. a. verfolgt hat. Und zu aller Ungewissheit der staatlichen Zustande gesellte sich eine öffentliche Unsicherheit, gegen die Polizei und Gerichte machtlos waren.
1792 Journal des Dames
Die Freude am Verwüsten und Zerstören hatten die gallischen Barbaren aus der Heimat mitgebracht, wo sie u. a. die Abteikirchen von Cluny und St. Martin in Tours dem Boden gleichmachten und mit der gleichen Furie, mit der sie im Taumel der Freiheit in Frankreich alles zu zerstören gesucht hatten, was an die ci-devants erinnerte, fielen sie in Italien, Frankreich und Deutschland über die Denkmale der Vergangenheit her. Das Schicksal von St. Denis teilten die Königsgräber im Escurial, in Lugo und Alcobaça; noch heute ist in Monte Cassino die Stelle kenntlich, wo die Schätze des Klosters verbrannt worden sind; noch heute gibt es in Spanien keine Kathedrale, die nicht die Spuren der mutwilligsten Verwüstung durch französische Hände trüge!
In Straßburg wurden im Herbst 1793 auf Befehl des Bürgermeister Monet binnen 3 Tagen 235 Statuen des Münster zerschlagen, den Turm wollte man abtragen! Die Befehlshaber gaben das Beispiel und gingen ihren Soldaten in Raub und Plünderung voran, die Marschälle Napoleons teilten sich in Spanien, Sebastiani ließ Murcia, Suchet Arragon, Massena Portugal, Augereau Katalonien ganz systematisch ausplündern, Duponts Niederlage bei Baylen wurde nur durch die Habsucht der Kommandierenden herbeigeführt, die ihre Beute nicht im Stich lassen wollten. Lavater starb an der Wunde, die ihm ein plündernder Franzose beibrachte. Jeder Offizier, jeder Beamte wollte sich im Feindesland bereichern und in der Tat, kein französischer Angestellter hat die Rheinlande, hat Westfalen arm verlassen; niemand war seines Eigentums sicher, selbst dem Papst hat Rudolf Emanuel von Haller die Ringe von den Fingern und die Dose aus der Hand gerissen! Als eine Großmut ohnegleichen, etwas ganz Unerhörtes erschien es in jenen Tagen, dass Bernadotte in Hannover, General Chabran in Barcelona ihren Wirten das Silberzeug ließen!
Und dieselben Menschen, die von heute auf morgen nicht wussten, zu welchem Staat sie eigentlich gehörten, die bald preußisch, bald westfälisch, bald französisch waren, die, ohne sich wehren zu können, mit ansehen mussten, wie übermütige Fremde ihnen Hab und Gut nahmen, Grund und Boden verwüsteten, waren auch keinen Augenblick ihres Lebens, ihrer Freiheit sicher, sobald sie das Unglück hatten, den Unwillen Napoleons zu erregen. Es ist nur zu bekannt, wie er ohne Urteil und Recht den Herzog von Enghien, den Buchhändler Palm füsilieren, Rudolf Zacharias Becker in die Kasematten von Magdeburg werfen ließ und wie sein unversöhnlicher Hass den Freiherrn von Stein, Friedrich von Gentz, Pozzo di Borgo u. a. verfolgt hat. Und zu aller Ungewissheit der staatlichen Zustande gesellte sich eine öffentliche Unsicherheit, gegen die Polizei und Gerichte machtlos waren.
1792 Journal des Dames
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Mode - Menschen und Moden im neunzehnten Jahrhundert. 1790 bis 1817