Kontinental-Sperre
Die Handelspolitik, durch die Napoleon England zu vernichten hoffte, hat dem Inselreich erst zu seiner weltumspannenden Größe und unbedingten Vorherrschaft zur See verholfen; auf dem Festland hat die 1806 von Berlin aus verhängte berüchtigte Kontinentalsperre dagegen Tausende um ihr Vermögen gebracht, während die gleichzeitige Verwüstung von Grund und Boden Hungersnöte und Teuerungen ohnegleichen nach sich zog.
Die Kontinentalsperre, berichtet Th. von Bernhardi, störte das gewohnte Dasein aller Menschen gewaltsam und bildete lange Zeit das vorherrschende Interesse des Lebens. Wohlhabende Leute wie Kügelgens in Dresden leben wochenlang von Kommissbrot und Blutwurst, Perthes' Familie erhält in Holstein 18 Wochen lang weder Fleisch noch Weißbrot. Humbolds können in Rom für 18 Groschen täglich nicht Brot genug kaufen; in Dalmatien erlaubt der Wirt dem Gast, sich selbst die Katze auszusuchen, welche er essen will, und arme Leute, wie Ludwig Adrian Richters Eltern, kommen nur zu Fleisch, wenn ein glücklicher Zufall Nachbarsleute eine Kuh stehlen lässt!
Sogar ein Großgrundbesitzer, wie Achim von Arnim, ist für seinen Lebensunterhalt allein auf die 30 Taler angewiesen, die er monatlich für die Redaktion des Preußischen Korrespondenten empfängt; im Oktober 1800 führt die enorme Teuerung in London zu Pöbelaufständen, die das Militär niederschlagen muss. Der Zucker wird so kostbar, dass selbst ein so reicher Mann wie Herr von Iwanowskj seiner Frau und Tochter, der späteren Fürstin Wittgenstein, die Stücke zugezählt! Dieser Mangel an den notwendigsten Nahrungsmitteln hat damals auch erst die Kartoffel ihre jetzige weite Verbreitung finden lassen; in Frankreich wusste man zuerst so wenig mit ihr anzufangen, dass 1795 in Paris allen Ernstes behauptet wurde, um sie genießbar zu erhalten, müsse die Kartoffel gedörrt werden wie Backobst.
Nettling nach Hampe, Friedrich Wilhelm III. und Luise 1798
Die Kontinentalsperre, berichtet Th. von Bernhardi, störte das gewohnte Dasein aller Menschen gewaltsam und bildete lange Zeit das vorherrschende Interesse des Lebens. Wohlhabende Leute wie Kügelgens in Dresden leben wochenlang von Kommissbrot und Blutwurst, Perthes' Familie erhält in Holstein 18 Wochen lang weder Fleisch noch Weißbrot. Humbolds können in Rom für 18 Groschen täglich nicht Brot genug kaufen; in Dalmatien erlaubt der Wirt dem Gast, sich selbst die Katze auszusuchen, welche er essen will, und arme Leute, wie Ludwig Adrian Richters Eltern, kommen nur zu Fleisch, wenn ein glücklicher Zufall Nachbarsleute eine Kuh stehlen lässt!
Sogar ein Großgrundbesitzer, wie Achim von Arnim, ist für seinen Lebensunterhalt allein auf die 30 Taler angewiesen, die er monatlich für die Redaktion des Preußischen Korrespondenten empfängt; im Oktober 1800 führt die enorme Teuerung in London zu Pöbelaufständen, die das Militär niederschlagen muss. Der Zucker wird so kostbar, dass selbst ein so reicher Mann wie Herr von Iwanowskj seiner Frau und Tochter, der späteren Fürstin Wittgenstein, die Stücke zugezählt! Dieser Mangel an den notwendigsten Nahrungsmitteln hat damals auch erst die Kartoffel ihre jetzige weite Verbreitung finden lassen; in Frankreich wusste man zuerst so wenig mit ihr anzufangen, dass 1795 in Paris allen Ernstes behauptet wurde, um sie genießbar zu erhalten, müsse die Kartoffel gedörrt werden wie Backobst.
Nettling nach Hampe, Friedrich Wilhelm III. und Luise 1798
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Mode - Menschen und Moden im neunzehnten Jahrhundert. 1790 bis 1817