Innendekoration

Den architektonischen Stil der Zeit bringt weit mehr, als es der Baukunst gegeben war, die Innendekoration zum Ausdruck, deren leichter zu behandelndes Material ein schnelles Arbeiten, ein Hand in Hand gehen mit den Ideen des Tages ermöglicht. Gegen den Stil Louis XVI., der ja selbst schon ausschließlich mit antiken Elementen arbeitet, in ihrer Verwendung aber eine weitgehende Selbständigkeit und große Anmut entfaltet, zeigt derjenige dieser Periode eine ins Nüchterne fallende Strenge, ja, dadurch, dass er die Symmetrie in übertriebener Weise betont, etwas trocken Pedantisches. Große ungebrochene Wandflächen, magere Profile, gerade Linien, auf die Farbe wird zugunsten von Weiß und Gold ganz verzichtet, das macht den Gesamteindruck wohl ernst und feierlich, aber auch unsäglich langweilig; die Farbenscheu dieser Zeit hat man erst am Ende des 19. Jahrhunderts angefangen, wieder zu überwinden.

Die Einrichtung war damals so gut ein Bekenntnis, wie die Kleidung, man wollte viel in ihr ausdrücken, ja, zu viel. So kam man zu einer aufdringlichen Anwendung der Allegorie, die durch das unumgänglich vorausgesetzte Wissen, die Kenntnis von tausenderlei mythologischen Beziehungen etwas ungemein Frostiges bekommt und je länger, je mehr in der Schablone erstarrt. Die höhere Weihe, welche das Leben des freien Bürgers durchdringen sollte, teilte auch den Wohnräumen ein gesteigertes Pathos mit, man richtete sich nach einem Programm ein, nicht nach Bequemlichkeit und Komfort.


Alles Notwendige, Natürliche musste zurückstehen, man schämte sich seiner Bedürfnisse und versteckte sie, denn am liebsten hatte man aus jedem Bürgerzimmer einen Tempel gemacht! Unter allen Wohnräumen war der „Schlaftempel“ der wichtigste, insofern man darin seine Besucher empfing und Gesellschaften abhielt. Das Bett stand frei, umgeben von Altären, die mit Opfergerät besetzt waren; das Schlafzimmer des Malers Odiot stellte einen Dianentempel im Wald vor; das von Vivant Denon einen ägyptischen Tempel, der einem Original in Theben genau nachgebildet war; die Wohnungseinrichtung des Baron Blumner auf Schloss Frohburg entsprach dem Doppelprogramm der vier Jahreszeiten als der vier Lebensalter usw.

Ingres, Dame mit Fächer

1798 Gallery of fashion, London

Garnerey, Interieur aus der österreichischen Botschaft in Paris

Regnault, Vermählung des Prinzen Jérôme Bonaparte mit Friederike Katharina von Württemberg