Die Museen

Eine Errungenschaft verdankt die Kunst der Revolution: das Danaergeschenk der öffentlichen Museen, die so unendlich viel zur Verbildung, zum Verdrängen des Kunstgeschmacks durch das Kunstwissen getan haben. Die bisherigen Sammlungen der Fürsten und Mäzene basierten auf der Eitelkeit ihrer Besitzer oder ihrer persönlichen Freude am Kunstwerk ; das Volk hatte so wenig Verständnis für ihren Inhalt, wie Recht auf ihren Besuch. In Paris passierte es vor der Revolution, dass Barthelemy, der Kustos der Königlichen Antikensammlung, als er nach Italien reiste, die Schlüssel seines Instituts einfach mitnahm!

Die Revolution änderte das, nicht sowohl, weil es ihr um die Kunst, als weil es ihr um die Erziehung des Volkes zur Freiheit zu tun war. So weit ihr der Kunstbesitz der Königlichen Schlösser zu diesem Zweck dienlich erschien, vereinigte sie ihn seit 1792 im Louvre, wobei es allerdings angesichts des politischen Grundzuges der ganzen Maßregel eigentümlich genug zugegangen ist. Gegenstände, die „unsittlich“ waren, wie etwa die Bilder Bouchers, oder die das Unglück hatten, an das verhasste Königtum und seine für ewig abgeschafften Zustände zu erinnern, Bilder, welche wie die der Vlamen der idealen Kunst schadeten, wurden kurzerhand zur Vernichtung verurteilt, der sie teilweise nur dadurch entgangen sind, dass sie für ein Spottgeld — und meist ins Ausland — verkauft wurden.


Übrigens standen die Franzosen in dem Unverständnis, mit dem sie alte Kunstwerke behandelten, durchaus nicht allein; in Prag hat man damals aus dem Kopf des in den Graben des Hradschin geworfenen Ilioneus Stockknöpfe gedreht; in der Wiener Hofbibliothek von den Büchern des Prinzen Eugen die kostbaren Maroquin-Einbände entfernt und durch Papierkartons ersetzt . . . usw. !

Die Auktionen, die 1793 den konfiszierten Besitz der Emigrierten, das köstliche Mobiliar der Königlichen Schlösser, Bronzen, Porzellane, Gobelins u. a. in alle Welt zerstreuten, haben dem französischen Staat nur Assignaten, nur wertloses Papier eingebracht, während unersetzliche Werte verloren gingen oder zerstört wurden. Aus Trümmern, die in Magazinen zurückblieben, hat dann Alexandre Lenoir das erste historische Museum begründet und jahrelang mit nie ermüdender Sorgfalt und Hingebung gepflegt, bis der kurzsichtige Unverstand der Restaurationszeit es auflöste und seinen Bestand verschleuderte. Unter dem Kaiserreich wurde das Musée Napoleon dann für einige Jahre durch den Kunstraub in Italien, Spanien und Deutschland zu dem ersten derartigen Institut der Welt, und sein Überfluss hat von 1803 — 1805 noch hingereicht, einige 20 Provinzmuseen innerhalb Frankreichs zu begründen. Dieses Beispiel war auch für das Ausland nicht verloren, wenn eine systematische Befolgung in Deutschland auch erst in den nächsten Jahrzehnten einsetzt. England steht in den Fragen der Kultur allein, geht doch die Entstehung des British Museum bis in das Jahr 1752 zurück.

Smith, Der Witwe Erzählung 1789

1801 Hamburger Journal der Moden und Eleganz

Gaugain nach Dayes, Promenade im Hyde Park (Ausschnitt)