Die Memoiren des Grafen von Tilly. Erster Band

Sexualpsychologische Bibliothek
Autor: Tilly, Alexander Graf von (1764-1816), Erscheinungsjahr: 1829

Neuaufgelegt: 1909
Themenbereiche
Inhaltsverzeichnis
  1. Erstes Kapitel. Dieses Werk kein gewöhnliches Unternehmen. — Es stellt Schwachheiten und Fehler, auch Laster, aber auch Tugenden dar. — Geburt des Verfassers, — Dessen Familie.
  2. Zweites Kapitel. Versailles. — Eindruck auf mich. — Die Hofleute. — Der König. — Gerechtigkeit und Strenge, in einem Monarchen vereinigt, sind das Heil der Menschheit. — Porträt der Königin.
  3. Drittes Kapitel. Eine Frau von sechsunddreißig Jahren; ein Jüngling von sechzehn. — Erster Funken dieser Flamme. — Vorläufige Einleitung. — Porträt der Dame.
  4. Viertes Kapitel. Ruhe taugt nicht in der Liebe. — Meine Verschwiegenheit. — Frau von ... . denkt mehr als ich an meinen Eintritt in die Welt. — Mein Geschmack an Gemälden.
  5. Fünftes Kapitel. Unsere Zusammenkunft in der Ludwigskirche. — Sophie wird mein. — Ich gestehe der Frau von . . . meine Liebe, ohne den Gegenstand zu nennen.
  6. Sechstes Kapitel. Nichtigkeit und Eitelkeit der Liebe. — Ueber die Verführungskunst. — Wie man den Frauen gefällt. — Ueber die Frauen, ihre Natur, ihre Neigungen, ihren Urcharakter, ihr Gemüt.
  7. Siebentes Kapitel. Das Landleben. — Die Hirtinnen. — Ihre Tänze. — Geräusch der Städte. — Ruhe des Landes. — Mein Aufenthalt auf dem Landsitze meines Oheims.
  8. Achtes Kapitel. Gedanken über die Duelle. — In Frankreich häufiger als in anderen Ländern. — Aus was für Ursachen. — Zwei Offiziere wählen mich zum Sekundanten in einer Ehrensache.
  9. Neuntes Kapitel. Reisen, das beste Heilmittel. — Es gibt Leiden, die den Menschen abstumpfen. — Meine Reise in die Schweiz. — Die Regierung beschließt eine Landung in England.
  10. Zehntes Kapitel. Einfaches Ereignis, woraus ein sehr außerordentliches entsteht. — Neue Bekanntschaft. — Seltsame Personen. — Die Schauspiele. — Vorzug der Französischen.
  11. Elftes Kapitel. Aufenthalt in Calais. — Grille einer schönen Frau. — Ueberfahrt. — Dover. — Schöne Frauen in der Grafschaft Kent. — Gemälde von England. Vorurteile der Engländer.
  12. Zwölftes Kapitel. Das Grab, Ziel der Nichtigkeit des Lebens. — Bonmot der Königin. — Ich bezahle meine Schulden; — verkaufe ein Landgut. — Mein lächerlicher Streit mit meinem Mutterbruder.
  13. Dreizehntes Kapitel. Wie schwer es hält, nach einem großen Unglücksfall wieder zur Ruhe zu gelangen. — Eine Freundin von mir will mich verheiraten. — Ich will und kann mich nicht dazu entschließen.
Zur Einführung.

Die wissenschaftliche Erforschung des menschlichen Sexuallebens, seiner Bedeutung für die Kultur und für den Entwicklungsprozeß der menschlichen Gesellschaft, ist noch in den Anfängen, sie hat erst seit wenigen Jahrzehnten begonnen und ist von der spezielleren rein medizinischen, die nicht bloß dem Standpunkte des Arztes, sondern zur allgemeineren sexualpsychologischen und anthropologischen Betrachtungsweise fortgeschritten auch demjenigen des Anthropologen, Psychologen und Kulturhistorikers Rechnung trägt und so die Fundamente für eine künftige biologisch-soziologische Sexualwissenschaft auf breiterer Basis errichtet.
Für den Sexualpsychologischen liefern Geschichte, Völkerkunde, individuelle und soziale Psychologie, Anthropologie (einschließlich Kriminalanthropologie) und Kulturgeschichte ein ebenso wertvolles und grundlegendes Material wie die Medizin. Die notwendige Sexualreform der zivilisierten Gesellschaft, insbesondere die Ausrottung der Prostitution und der Venerie, kann sich nur auf die echte sexualpsychologische Erkenntnis der allgemeingültigen Erscheinungen im Sexualleben der Menschheit gründen, wie sie überall, unter den mannigfaltigsten äußeren Verhältnissen, zu verschiedenen Zeiten und bei den verschiedensten Völkern zutage treten.
Unter diesem Gesichtspunkte ist die „Sexualpsychologische Bibliothek“ begründet worden, so soll sie beurteilt werden. Herausgeber und Verleger bieten in den sechs Bänden der ersten Serie und in den geplanten weiteren eine Sammlung von wertvollen, aber in Deutschland wenig bekannten und für die wissenschaftliche Sexualforschung noch fast gar nicht ausgenutzten Beiträgen zur Sexualwissenschaft, die durchweg aus der Feder anerkannter Forscher des Auslandes stammen — für die späteren Serien sind auch deutsche Originalbeiträge in Aussicht genommen — und das in Frage stehende Gebiet in origineller Weise bereichern, sei es in kulturgeschichtlicher, ethnologischer, anthropologischer oder in psychologischer und soziologischer Beziehung.
Die „Sexualpsychologische Bibliothek“ wird aber nicht nur dem Forscher eine brauchbare Grundlage für die unerläßliche Sammlung des Quellenmaterials bieten, sie wird auch darüber hinaus jedem Gebildeten Einblick gewähren in die großartige Fülle der Probleme, der verschiedenartigsten Anschauungen und Erscheinungen auf dem Gebiete des Sexuallebens und seiner vielseitigen sozialen Beziehungen.
Möge sie ihren wesentlichen Zweck, eine unbefangene Würdigung der sexuellen Fragen zu fördern, für die dringend notwendige neue Sexualreform den Weg zu bahnen, anstatt des engen geistigen Horizontes große, weite, gesunde und ideale Gesichtspunkte zu entwickeln, wie wir sie in dem Kampfe gegen Prostitution und Venerie, gegen Korruption und Heuchelei so bitter nötig haben, möge sie diesen Zweck in weitestem Umfange erfüllen!
Charlottenburg, den 22. September 1909.
Dr. Iwan Bloch.