Die Liebe des Arabers

Aus: Sundine: Unterhaltungsblatt für Neu-Vorpommern und Rügen, 18. Band 1844
Autor: Redakteur: F. v. Suckow, Erscheinungsjahr: 1844
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Arabien, Araber, arabische Sagen und Märchen, Liebe und Treue
Als eines der edelsten Völker Asiens beurkundeten sich die Arabischen Wüstenbewohner älterer Zeit, wie in Ihrem glühenden Freiheitsgefühl, so in ihrer geistigen, jedes Opfers fähigen, oft bis zur erhabensten Romantik gesteigerten Liebe. Die Arabischen Sagen sind voll rührender Züge dieser Art, die dem grob materiellen, das Weib nur als Sklavin seiner Lüste betrachtenden Türken lächerlich und verächtlich erscheinen.

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Eines der merkwürdigsten Beispiele von Treue und Resignation bietet uns die Geschichte des Dichters Djemil Ben Maamer, der im elften Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebte und als junger Man, in ein reizendes Mädchen von seinem Stamme sich verliebte. Die Familie der schönen Bussaina stimmte den Emir der Gegend feindselig gegen Djemil, und dieser musste aus der Heimat fliehen. Zwanzig Jahre lang trieb sich der Verwiesene in verschiedenen Gegenden Arabiens herum; nur in großen Zwischenräumen war es ihm vergönnt, seine Bussaina einmal verstohlen und wie im Traume zu sehen, noch seltener erlaubte ihm sein Schicksal eine Zusammenkunft mit ihr; aber die beiden Liebenden blieben einander treu bis in den Tod. Djemil starb in seinem fünfzigsten Jahre zu Kahira.

Wir erzählen seine letzten Augenblicke mit den Worten des Buches Eßwik el-Eschwik.

„So berichtete uns Ebu Tahir Ahmed Ben Ali: „es erzählte mir Sohl Ben Saud der Saidite: ,,Als ich in Kahira war, kam einer meiner Freunde zu mir und sagte: ,,Willst Du mir zu Djemil folgen? er ist schwer erkrankt.“ Ich sagte: ,,Ja!“ Als wir vor sein Lager traten, bemerkte ich, dass er schon mit dem Tode rang. Er blickte mich an und sprach: „Ben Saab, was denkst Du von einen, Menschen der fünfzig Jahre lang nie eine fleischliche Sünde begangen, nie Wein getrunken oder unschuldiges Blut vergossen und immer bekannt hat, dass Allah nur einer und Muhammed sein Prophet ist?“ Ich sagte: „Wer dieser Mensch auch sein möge, die Seligkeit ist ihm gewiss; denn Im Koran heißt es: „So ihr euch schwerer Sünden enthaltet, will ich die leichteren euch vergeben und an den Ort der Gnade euch bringen.“ Djemil sagte: „Ich selbst bin es.“ Ich entgegnete ihm: „Nun, beim Allah, ein größeres Wunder ist mir nie vorgekommen: Hast Du nicht zwanzig Jahre lang Bussaina geliebt und in Deinen Liedern sie verherrlicht?“ Djemil antwortete: „Ich stehe am letzten Tage der Zeitlichkeit und am ersten der Ewigkeit; und möge der Prophet mir seine Fürbitte entziehen, wenn ich meine Bussaina jemals sträflich berührt habe! Das Äußerste, was ich mir gegen sie erlaubte, war, dass ich ihre Hand fasste und diese Hand an mein Herz legte, um es zu erquicken.“ Darauf sank er in Bewusstlosigkeit und nachher verschied er. Allahs Erbarmen über ihn!“

Perser und Perserin

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Schiraser und Schraserin

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