Die Lehrsätze des neugermanischen Judenhasses mit besonderer Rücksicht auf M. Marr’s Schriften historisch und sachlich beleuchtet von

Autor: Ludwig Stern (1824-1890) Direktor der israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg, Erscheinungsjahr: 1879

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Judenheit, Antisemitismus, Nationalismus, Fremdenhass, Judenverfolgung, Menschenrechte, Gleichstellung, Bürgerrechte, Gleichberechtigung, Judenhass
Bauet Häuser und bewohnet sie; pflanzet Gärten und genießet ihre Frucht und befördert das Wohl der Stadt, wohin ich euch habe wegführen lassen und betet für sie zu Gott; denn in ihrem Wohle wird euer Wohl bestehen.
Jerem. 29. 5.

Sind die Juden schlechte Väter, verdorbene Söhne, verbuhlte Mütter, verräterische Freunde? Morden, rauben, stehlen sie? Kennen sie den Ehebruch, die Trunkenheit, die Schwelgerei, die Spielsucht, vertaumeln sie ihr Leben in Sinnenlust? Wenn sie das wären und täten, dann hätte es der Verfasser sicher gesagt.
Ludwig Börne.

Ein Jahrtausend schon und länger
Dulden wir uns brüderlich;
Du, Du duldest, dass ich athme,
Dass du rasest, dulde ich.

Manchmal nur in dunklen Zeiten
Ward Dir wunderlich zu Muth,
Und die liebefrommen Tätzchen
Färbtest Du mit meinem Blut.

Jetzt wird unsre Freundschaft fester,
Und noch täglich nimmt sie zu; (?)
Denn ich selbst begann zu rasen,
Und ich werde fast wie Du.

Heinrich Heine.

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Vorwort.

Durch diese Blätter soll allerdings, wie der Titel angibt, den Schriften Marr's entgegengetreten werden. Doch habe ich diese nicht ausschließlich im Auge, sondern alle ähnliche Presserzeugnisse, die heutzutage wie Giftpilze aufschießen – anonym, pseudonym meist mit rotbedruckten Titelblättern, um die Schamröte anzudeuten, welche der deutschen Nation ins Gesicht steigen müsste über diesen Literaturzweig, in welchem ein Konsortium eigentümlichster Art Konfessionslose, Ultramontane und Mucker – unter heuchlerischem Liebesgeflüster sich die Hände reichen, um Lüge und Bosheit gegen gutes Geld feil zu bieten.

Es ändert nichts an der Schmählichkeit dieser Vorgänge, dass sie für den Tieferblickenden nichts als Partei- und Wahlmanöver sind; der Zweck heiligt nie die Mittel. Warten wir‘s ab. Ehrliche deutsche Männer, auch Franzosen und Engländer werden die Geschichte unseres Dezenniums schreiben und das Schandmal enthüllen, welches diese Horribiliscribrifaxe ihrem Vaterlande dadurch setzten, dass sie das erste Jahrzehnt seiner Wiederherstellung nicht verstreichen ließen, ohne die Partei in den Schmutz zu ziehen, welche das Wesentlichste zu dieser Wiederherstellung beigetragen hat, in den Schmutz zu ziehen, gerade in dem Jahre, das die schönste Frucht dieser Wiederherstellung, die Rechtseinheit, zur Reife brachte, welche ohne diese Partei nicht möglich gewesen wäre.

Doch bin ich nicht politischer Schriftsteller und fühle mich nicht berufen, gegen die staatsmännische Weisheit des Herrn Marr in die Schranken zu treten; und gefällt sich die deutsche Nation nicht in der Fratze, die er von ihr entwirft sie kulturgeschichtlich impotent am Boden liegend und er auf ihrem
Rücken als Schriftsteller Reklame machend so gibt‘s andere, die ihn zurechtweisen werden, wenn sie es der Mühe wert halten, gegen Windmühlen auszuziehen; Einige haben es schon getan.

Meine Feder gehört dem Judentum. Ich weiß zwar nichts dagegen einzuwenden, wenn einzelne meiner Glaubensgenossen, welche das missachten, was das sittliche Gefühl jedes Gebildeten fordert, vor den Richterstuhl der Gesellschaft gestellt werden; auch daran habe ich mich längst gewöhnt, dass man jeden Fehltritt eines Juden mit Fettschrift druckt; aber die Gesamtheit der Juden, oder gar das Judentum als Bekenntnis zu verlästern das Recht räume ich niemandem ein.

„An meine Blume soll das Ungeziefer mir nicht kriechen.“ Dieser Satz war für mich Anlass und Stimmung gebend zum Niederschreiben des folgenden Aufsatzes und ich war dabei bemüht, nur wahre und geschichtlich unbestreitbare Tatsachen zu bieten.

Wo ich, weil das auch Herr Marr tut, veranlasst war, auf die biblischen Schriften zu verweisen, führte ich diese ohne Rücksicht auf ihren kanonischen Charakter wie andere klassische Bücher an; Herr Marr ist ja konfessionslos. Außer bei der Zinsfrage schloss ich die talmudisch-rabbinische Literatur ganz aus; wer die vorliegende Frage auch vom Standpunkt dieser Literatur zu studieren wünscht, den erlaube ich mir auf eine von mir früher herausgegebene Abhandlung über den Talmud *) zu verweisen.

Ohne Zweifel gibt es Leute genug, denen für ihr Urteil Herr Marr genügt, es war eben schon fertig auch ohne diesen. Ich denke aber, und darum schrieb ich, es wird auch noch deutsche Männer geben, die auch für Juden den Rechtsgrundsatz gelten lassen:

Eines Mannes Red' ist keine Rede.
Man muss sie hören - beede.

*) Stern, Ludwig: Über den Talmud. Würzburg, Stahel'sche Buch- und Kunsthandlung, 1875.

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