Vorwort.

Vorwort.

Der Feldzug der Verbündeten in Frankreich im Jahre 1814, welcher rücksichtlich der grossen Operationen u. s. w. so oft ein Gegenstand der wissenschaftlichen Bearbeitung wurde, hat dennoch manche Nebenverhältnisse aufzuweisen, deren Schilderung bisher unterblieb, obgleich auch dem Kleinen, an Baum und Wirksamkeit beziehungsweise Beschränkte, eine Beachtung im praktischen Leben gebührt.


Dass die Blicke der Männer von Fach sich bereits schon seit einer Reihe von Jahren auf jene Nebenverhältnisse richteten, geht wenigstens aus einer Nummer der Militair-Literatur-Zeitung vom Jahre 1847, Seite 94 hervor, in welcher der Recensent des Werkes des Grafen v. Keyserling „Aus der Kriegszeit“ 1813, am Schlüsse seiner Recension sagt: „Möge sein Versprechen, auch über den Feldzug von 1814 berichten zu wollen, bald in Erfüllung gehen, und - fügen wir im Interesse der Geschichte hinzu - möge ein Wohlunterrichteter auch einmal die Ereignisse schildern, welche im östlichen Frankreich zwischen Durutte, dem hessischen Corps und den Truppen des Prinzen Biron stattfanden. Durch die großen Begebenheiten gleichsam verdunkelt, sind sie bis heute unaufgeklärt geblieben.“

Der Verfasser der vorliegenden Schrift schätzt sich glücklich, dieser Aufforderung insoweit entsprechen zu können, als seine Kräfte und die ihm gebotenen Materialien dazu ausreichen; - diese verdankt er aber der Güte des Obersten a. D. K........., welcher bei seiner zur Zeit des Feldzuges von 1814 eingenommenen Stellung als Major im General-Quartiermeisterstabe des kurhessischen Armeecorps nicht nur viele sehr schätzenswerthe und zuverlässige Aufzeichnungen von eigener Hand sammelte, sondern auch bei den interessanteren Ereignissen mitwirkte.

So beschränkt auch der Raum und die Verhältnisse waren, unter deren Einfluss sich die Kurhessen an dem Feldzuge von 1814 betheiligten, und so wenig demnach einflussreichere Ereignisse hier Gegenstände des Referates sind der Betrachtung werden: - so standen doch das vor den Festungen im östlichen Frankreich Geschehene und das diesem Vorausgehende in beziehungsweise ferner oder naher Verbindung mit den Verhältnissen, so wie mit den Operationen der böhmischen und insbesondere der schlesischen Armee. Dieser Umstand ist es aber, welcher den Verfasser bewog, in dem ersten Abschnitte eine gedrängte Darstellung jener allgemeinen politischen und militairischen Verhältnisse zu geben, die nach der Schlacht bei Leipzig mit so bedeutender Geltung hervortraten. Dabei folgte man in Bezug auf die politischen Verhältnisse der „Geschichte der deutschen Freiheitskrieg“ von Major Beitzke; und rücksichtlich der militairischen Verhältnisse: - dem „Krieg in Deutschland und Frankreich in den Jahren 1813 und 1814“ von v. Plotho, ferner dem „Feldzuge der schlesischen Armee“ von C. v. W. (Müffling) und endlich der „Geschichte des Feldzuges von 1814“ von Major v. Damitz.

In den übrigen Abschnitten waren die handschriftlichen Originalien des oben gedachte Majors im General-Quartiermeisterstabe beinahe ausschliesslich die einzigen Materialien, aus denen der Verfasser, neben mündlichen Mittheilungen solcher Militairs, welche dem Feldzuge beigewohnt, den Gesammtstoff seiner Arbeit entnahm. Nur dort, wo von der Blokade von Thionville die Rede ist, tritt, ausser jenen Originalien, auch die „Relation du blocus, du siege et de la défense de Thionville en 1814 et en 1815“ (Mémoires du Général Hugo) als Hauptquelle auf; so wie denn ebenwohl das oben genannte Damitz’sche Werk an allen Punkten diese Stelle einnimmt, wo zum weiteren Verständnisse der vor den Festungen stattgefundenen Ereignisse, die mit diesen in Verbindung stehenden Operationen der verbündeten Heere und der französischen Armee berührt resp. referirt werden. Neben den vorgenannten Quellen wurden namentlich auch noch benutzt: - „die Cassel’sche Chronik“ von Niemeier, der „Westphälische Moniteur“, die „Casseler Zeitung“, Venturini’s „Chronik des neunzehnten Jahrhunderts“ und endlich Auszüge aus Briefen und Rapporten von Offizieren (Oberstlieutenant Rühle v. Lilienstern und Hauptmann Meyer), welche in dem Greneral-Commissariat für die Bewaffnung Deutschlands thätig waren. -

Wir haben es unterlassen, Marschtableaus aufzustellen, einmal, weil mit Bezug auf manche Einzelnheiten die Angaben entweder fehlten oder sich, in Folge der namentlich zur Zeit des Rückmarsches aus Frankreich sich durchkreuzenden Befehle und Gegenbefehle, widersprachen; dann aber auch, weil die resp. Märsche des kurhessischen Armeecorps nach dem Kriegsschauplätze und zurück auf ein vergleichungsweise nur geringes Interesse deuten können. In Ermangelung der Marschtableaus dürfte daher, für die Uebersicht sämmtlicher Märsche, die Zusammenstellung der Hauptbewegungen in den Marschkolonnen vollständig genügen.

Da unsere Arbeit als ein Beitrag zur hessischen Kriegsgeschichte sich hie und da mit manchen Einzelheiten zu befassen hatte, die namentlich auf ein lokales höheres Interesse Anspruch machen, so haben wir es auch für angemessen gehalten: - am Schlusse der Gefechtsrelationen diejenigen Militairs namhaft zu machen, welche sich bei den resp. Aktionen auszeichneten.
Cassel, im Februar 1857.
Der Verfasser.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kurhessen im Feldzuge von 1814.