d. Der Waldbau; Holzmangel: 176–179.


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e. Der Waldbau oder die Forstwirtschaft. Sie beschäftigt sehr wenige Menschen auf großen Flächen, weil sie keine andern Verrichtungen erfordert, als das Fällen, Zerstücken und Fortbringen des Holzes, nach Umständen auch die frische Ansaat von Holzsaamen und frische Anpflanzungen, welche Arbeiten jährlich sich außerdem auch nur immer auf einen kleinen Theil der ganzen Waldfläche erstrecken.
Wir haben schon bei einer frühern Gelegenheit (§. 29.) einige Betrachtungen darüber angestellt, wie dem so oft gefürchteten Mangel an Brennmaterial dereinst einmal werde auf der Erde abgeholfen werden. Für jetzt zeigt die Erfahrung, daß bei den gegenwärtigen Preisen des Holzes fast überall noch Veranlassung ist, dasjenige Waldland, was sich irgend noch mit Vortheil als Ackerland benutzen läßt, in solches zu verwandeln; wogegen der Verbrauch von Steinkohlen immer mehr zunimmt, auch die Verbesserung der Communicationsmittel es immer leichter macht, holzarmen Gegenden Holz und Steinkohlen aus andern Gegenden zuzuführen. Bei sehr vielen neuen Eisenbahnprojecten ist der erweiterte Transport von Kohlen und Holz in Aussicht gestellt und mit in die Berechnung gezogen. In neuern Zeiten haben die meisten Regierungen daher auch mit Recht, alle früher aus Furcht vor Holzmangel gegebenen beschränkenden Gesetze über den Waldbau und das Fällen des Holzes aufgehoben, und die Erfahrung hat bereits genügend dargethan, daß es darum nicht an Brennmaterial zu angemessenen Preisen fehlen werde. Allerdings bleibt es zu wünschen, daß auch bei dem Waldbau der Boden so vorteilhaft als möglich benutzt werde. Indessen genügt das eigene Interesse der Besitzer vollkommen, um diesen Zweck zu erreichen, und es ist noch sehr zweifelhaft, ob im Allgemeinen die Privatforsten oder Staatsforsten besser verwaltet werden.


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Da übrigens das Holz in Verhältniß zu seinem Preise ein sehr schwer lastendes Material ist: so kann es nicht weit verfahren werden, ohne den Preis dadurch bedeutend zu erhöhen. Diese Rücksicht und der daraus hervorgehende Unterschied der Holzpreise in geringen Entfernungen veranlaßt daher, daß oft noch Ländereien der Holzzucht gewidmet werden, welche in andern Gegenden mit Vortheil zum Ackerbau benutzt werden würden. Im Gegensatz wird in sehr fruchtbaren Gegenden dem Holzmangel durch Feuerung mit Stroh, Mist, Weinreben etc. abgeholfen. In der ganzen Lombardei gibt es keinen Wald, sondern nur Hecken um die einzelnen Ackerstücke, und außerdem werden auch kleine Flächen mit der Pyramidenpappel bepflanzt, weil diese vermöge ihres schlanken und raschen Wuchses auf feuchtem oder zu bewässerndem Grunde dort den größten Holzertrag gibt. In den Niederlanden wird die Holzzucht auf eine ähnliche Art betrieben.


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Da die Holzsaat erst in spätern Jahren sich bezahlt macht, und die kleinern Landbesitzer oft nicht im Stande sind, die dazu erforderliche Auslage in Hoffnung eines so späten Gewinnes zu machen : so erschließen sich in der Regel nur größere und reichere Grundbesitzer zu neuen Holzsaaten und Holzpflanzungen; und da überdem kleine Waldbestände kleiner Besitzer, wegen des aus Niederschlagung derselben hervorgehenden augenblicklichen Gewinns der Art nicht lange zu entgehen pflegen, auch ihr Bestehen dem Ackerbau nachtheilig wird, indem sie die Einwirkung der Luft und Sonne auf die benachbarten Ackerstücke hindern: so findet meist auch nur auf großen Besitzungen eine eigene Forstwirtschaft statt, über deren Eigenthümlichkeit später noch Mehreres bei Gelegenheit des aus dem Waldbau zu erzielenden Ertrages (Forstrente) erwähnt werden soll. (Vergl. §. 412. – 415.)


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Eine ganz besondere Art der Holzgewinnung bildet das Fällen des Holzes in großen, herrenlosen oder wenig zugänglichen Waldungen, und die Fortschaffung desselben durch Flößen auf großen Strömen oder auf langen, sehr geneigten Holzbahnen, wie in der Schweiz. Das Schlagen des Mahagoniholzes in den Urwäldern Nordamericas gehört auch hierher.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst reich zu werden