Theilung der Arbeit: 115–126.


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Nach Dienstbarmachung fremder Kräfte ist das zweite wesentlichste Mittel zur Steigerung der Production (die nützlichen Dienste mit inbegriffen), die Theilung der Arbeit. Schon in dem rohesten Zustande der Gesellschaft und in jeder einzelnen Familie zeigt sich die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit einer Einrichtung, bei welcher die einzelnen Glieder derselben sich in die verschiedenen Geschäfte theilen, sich wechselseitig durch ihre Thätigkeit unterstützen und wie man zu sagen pflegt, sich in die Hände arbeiten. Selbst bei den Wilden besorgt die Frau die innern Angelegenheiten der Familie, der Mann die äußern. Diese Einrichtung, die Theilung der Arbeit, findet sich in den weitern Entwicklungsstufen der Menschheit immer mehr ausgebildet und ist das mächtigste Band der menschlichen Gesellschaft geworden, indem jeder Einzelne sich nur auf wenig gleichartige Verrichtungen beschränkt und gegen die Erzeugnisse dieses ausschließlich betriebenen Arbeitszweiges, oder für die Leistung gewisser vorzugsweise seine Beschäftigung ausmachender Dienste, alle diejenigen Güter und Dienste, deren er bedarf, und auf deren eigene Hervorbringung er verzichtet, von andern Menschen eintauscht. Es ist unnöthig, Beispiele für diese Arbeitsteilig aufzuführen, da deren uns jeden Augenblick vorliegen. Fast Niemand macht sich auch nur den geringsten Theil von dem selbst, was er unmittelbar braucht, sondern tauscht es (meist gegen Geld) ein. Jeder in der menschlichen Gesellschaft bis zum Stiefelputzer und Lumpensammler hat sein bestimmtes ausschließliches Geschäft. Aller Tausch, aller Verkehr, hat zuletzt seinen Ursprung in der Theilung der Arbeit und je größer diese ist, je mehr die einzelnen Geschäfte gesondert sind, je weniger Jeder unmittelbar für sich selbst arbeitet und producirt: je ausgedehnter und allgemeiner muß dieser Tausch und Verkehr werden. Daher finden wir so vielen Verkehr an Puncten, wo die Menschen so eng beisammen wohnen, wie in großen Städten: während gegentheils in abgelegenen Orten, auf unzugänglichen Felsen und Inseln, die Menschen sich vieles selbst verfertigen müssen, weil sie es nicht anderwärts eintauschen können, und dennoch viel armseliger leben und einer Menge Annehmlichkeiten und Bedürfnisse entbehren.
Robinson ist das Bild eines auf seine eigenen Kräfte beschränkten Menschen, und wie armselig muß er sich behelfen, bis ihn Freitag und die Lamas unterstützen!


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Schon oft ist die Nähnadelfabrikation als ein Beispiel der Wirkungen der Arbeitsteilung angeführt worden. Während ein Arbeiter, der eine Nähnadel vom Anfang bis zum Ende allein verfertigen müßte, deren täglich wohl kaum mehr als 20 liefern könnte, verfertigt jetzt ein Mann täglich 400 bis 1,500, wobei jede Nadel durch 72 bis 91 Hände geht. In Staffordshire macht ein Former täglich bis 5,760 Stück Tassen von Steingut, und zwei Dreher und ein Junge drehen diese Tassen in einem Tage ab. Ein Ziegelstreicher in England formte in einem Tage einmal 11,000 Ziegeln kleinen Formats, und ein Nagelschmidt in demselben Lande wettete, in 2 Wochen 17,030 Stück Nägel (50 bis 60 aufs Pfund) zu schmieden, und gewann seine Wette. Eine Menge anderer Beispiele der Art ließen sich noch anführen. Warum haben wir so passende Kleider für die verschiedenen Theile des Körpers? Nur weil es verschiedene Klassen von Handwerkern gibt, welche unsere Hüte, Kleider, Strümpfe und Schuhe machen. Man untersuche nur, wie viele verschiedene Gewerbe bei der Anfertigung eines Stückes Tuch in Thätigkeit kommen. Wie viele Jahre würden erforderlich seyn, wenn sich Jemand ganz allein seinen Rock machen sollte, wie dieß bei den Wilden der Fall ist.


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Aber nicht bloß bei den materiellen Producten zeigen sich die bewundernswürdigen Wirkungen der Theilung der Arbeit: auch im Handel finden wir verschiedene Klassen von Kaufleuten, den Großhändler, den Detailhändler, den Trödler, den Tuchkaufmann, den Materialisten etc. Ja selbst die Wissenschaften können nur mit Erfolg betrieben werden und den höchsten Grad der Ausbildung erreichen, wenn sich verschiedene Personen den einzelnen Zweigen derselben widmen. So theilen sich die Physiker, Chemiker, Mineralogen, Botaniker, Astronomen etc. in das Studium der Natur. Selbst in der Staatsverwaltung ist es unvermeidlich, daß die Geschäfte derselben gewissen Personen (Staats-Beamten) ausschließlich übertragen werden: weil die große Masse unfähig ist, sich die dazu notwendigen Kenntnisse neben ihren übrigen Privatgeschäften zu erwerben und von denselben immer abwechselnd zu den Geschäften der Staatsverwaltung überzugehen. Nur für wenige Arten von öffentlichen Angelegenheiten ist dieß Letztere zulässig. Es wird daher auch nie eine Republik in dem Sinne möglich seyn, daß die große Masse sich selbst regiere: sondern nur, daß sie durch Wahl diejenigen Männer bestimme, denen die Staatsgeschäfte übertragen werden sollen.


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Woher es komme, daß die Theilung der Arbeit solche Wirkungen hervorbringt, ist leicht einzusehen.
Erstens erlangt der Geist sowohl als der Körper, eine bewundernswürdige Geschicklichkeit in einfachen und oft wiederkehrenden Operationen. Unsere Organe sind überhaupt sehr geneigt, sich an regelmäßige und periodisch wiederkehrende Wirkungen zu gewöhnen, so daß ein Schmidt, ein Holzsäger, ein Feilenhauer die Bewegung des Hammers, der Säge oder des Meißels, Tage- und Jahrelang fortsetze ohne zu ermüden (während ein ungewohnter Arbeiter nur wenige Minuten dabei aushält) und dabei immer genau dasselbe Maaß von Kraft anzuwenden lernt. Man betrachte z. B. eine gewöhnliche gute Feile, wie gleichförmig die Hiebe auf derselben sind. Dazu kommt, daß durch lange Uebung gewisse Theile des menschlichen Körpers eine besonders geeignete Beschaffenheit zu gewissen Verrichtungen annehmen. Die innere Haut der Hände eines Schmidts z. B. wird unempfindlicher gegen die Hitze; das Auge des Jägers wird geschärft etc. Zweitens wird der Zeitverlust verhütet, der sonst unvermeidlich jedesmal mit dem Uebergange von einer Beschäftigung zur andern, mit der Veränderung des Platzes, der Stellung, des Handwerkszeuges, verknüpft ist; ?? und die Aufmerksamkeit braucht nicht immer auf neue Gegenstände überzugehen. Drittens kann dabei in vielen Fällen, mit derselben oder wenig größerer Mühe und Kosten, eine viel größere Leistung hervorgebracht werden. Ein Hirte wartet ziemlich eben so leicht eine größere Heerde als eine einzelne Kuh. Es macht ziemlich dieselbe Mühe, ob ich ein Tintenfaß voll Tinte oder ein Fäßchen Tinte bereite. Ein Professor kann eben so gut hundert Zuhörern als fünfen vortragen. Eine Lampe gibt Licht für 4 eben so gut, wie für 1, und was dergleichen Beispiele mehr sind. Viertens endlich läßt die Theilung der Arbeit für jede in ihre einfachsten Operationen zerlegte Beschäftigung die einfachsten Verfahrungsweisen entdecken. Alle Mittel werden ausgesonnen, um die Arbeit abzukürzen oder zu erleichtern, und dieß führt zuerst zur Verbesserung aller Werkzeuge und demnächst alsbald zur Anwendung von Maschinen, die durch andere dienstbar gemachte Kräfte betrieben werden.


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Ehe wir weiter auf die Bedingungen der Arbeitstheilung, ihre Wirkungen und Folgen eingehen, wird es angemessen seyn, hier eine Lehre einzuschieben, welche täglich im gewöhnlichen Leben ihre Anwendung findet. Es sind nämlich viele Personen, insbesondere Hausfrauen sehr geneigt, alles lieber selbst zu machen, als es für Geld von Andern machen zu lassen. So finden wir Haushaltungen, wo Kleider, Schuhe und Putzwaaren genäht, Seife gekocht, Lichter gezogen, Brod und Kuchen gebacken, Fleisch geräuchert und gepökelt, Vieh aller Art geschlachtet, eine Menge Vorräthe für den Winter eingekauft, Garn selbst gesponnen; ferner manche Bedürfnisse und Waaren: Wein, Kaffee, Zucker, Tuch etc. direct in größern Massen von der ersten Quelle bezogen werden, und was dergleichen sogenannte Ersparungsmaßregeln mehr seyn mögen. Es wird gewiß viele Fälle geben, wo dieß Verfahren wirklich eine Ersparnis ist, namentlich in Familien, welche isolirt von andern auf dem Lande, entfernt von großen Städten und von Handwerkern leben: allein in sehr vielen Fällen wird die Ersparniß nur eine Täuschung seyn, wenn man alle Umstände in Betracht zieht. Bald versteht man die Sache nicht recht und es verdirbt etwas; bald hat man kein passendes Local und Werkzeug; bald muß man mit einer schlecht gerathenen Sache vorlieb nehmen; bald kann man die Abgänge nicht benutzen; bald muß man mehr Heitzungsmaterial verwenden; bald hat man Portokosten zu tragen; bald beschmutzt man dabei seine Kleider; bald versäumt man darüber wichtigere Geschäfte! Ueberdem werden wir später darzuthun Gelegenheit haben, daß man, mit seltenen Ausnahmen, alle diese Dinge im Wege des Tausches oder Einkaufs so gut und zugleich so wohlfeil, als nur irgend möglich erhält, und den Handwerkern und Kaufleuten ihren wohlverdienten Gewinn dabei wohl gönnen kann, wenn nicht schon das, was im Vorstehenden über die Theilung der Arbeit gesagt ist, dieß einleuchtend machte.


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Die Theilung der Arbeit setzt nothwendig eine große Sicherheit des Eigentums und einen sehr geregelten gesetzmäßigen Zustand voraus, weil sonst die Menge von Tauschen, Käufen und Verkäufen, welche durch sie nothwendig herbeigeführt werden, ganz unmöglich seyn würde. Die kann in einem Lande eine solche Theilung der Arbeit, oder ein solcher Tausch stattfinden, wenn geldgierige Paschas nur darauf ausgehen, Leute ausfindig zu machen, von denen sie etwas erpressen können. Wie kann ein solcher Tauschverkehr aufblühen, da wo eine langwierige, schleppende und pedantische Justiz bei Streitigkeiten über solche tägliche Tausch-, Kaufs- und Verkaufsoperationen jahrelange Prozesse nothwendig macht und die Zeit der Parteien durch eine Menge Termine in Anspruch nimmt? Man hat daher auch überall die Nothwendigkeit gefühlt, an Orten und zu Zeiten, wo ein lebhafter Verkehr stattfindet, besondere Gerichtshöfe mit schnellerem Geschäftsgange (Handelsgerichte, Meßgerichte etc) anzuordnen. Leider haben die wenigsten Richter einen Begriff, wie nachtheilig Verschleppungen in solchen Rechtsangelegenheiten für die Gewerbtreibenden und Kaufleute sind.


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Durch die Theilung der Arbeit sondern sich, wie wir sehen, die einzelnen Klassen der Gesellschaft; und je mehr die Bevölkerung zunimmt, je dichter sie wird: je mehr werden sich die Beschäftigungen derselben in Unterabtheilungen spalten. Häusliche Verrichtungen werden dabei zu selbstständigen Gewerben, welche sich später auch wieder in Unterabteilungen zertheilen. So finden wir in großen Städten besondere Zahn-, Augen-, Ohrenärzte; Thee-, Wildpret-, Butter-, Aalhändler; Möbelpolierer, Sargfabrikanten, Wurstmacher, Propfenschneider, Stiefelputzer, Mützenmacher. Leistenschneider, Peitschen-, Ruder-, Düten-, Corsett-, Uhrgehäuse-, Vogelbauer-, Lockenmacher, Hundescheerer etc., alles Beschäftigungen, die wir selbstständig nirgends auf dem Lande und in kleinen Städten finden werden.


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Aber wenn einerseits auf diese Weise eine immer weiter gehende Theilung der Arbeit möglich ist: so hat dieselbe doch auf der andern Seite wieder ihre Grenze, indem jede von diesen Beschäftigungen aus einer bestimmten Anzahl von Vorrichtungen besteht und damit höchstens eine eben so große Zahl von verschiedenen Arbeitern oder Arbeiterklassen beschäftigt werden kann, ohne sich hinderlich zu seyn. Demnächst ist die Theilung der Arbeit von der Möglichkeit, die producirten Waaren abzusetzen, abhängig. Wenn z. B. auch die Fabrication von Spielkarten am vorteilhaftesten betrieben werden könnte, wenn 30 verschiedene Arbeiter dabei beschäftigt sind und diese 30 Arbeiter dann täglich 15,500 Karten machen können, die betreffende Karten -Manufactur aber nur täglich 10,000 abzusetzen im Stande ist: so müßte ein Theil dieser Arbeiter zu Zeiten müßig gehen, oder sich mit etwas Anderem beschäftigen, und daher wird man in einer solchen Manufactur die verschiedenen vorkommenden Arbeiten unter eine geringere Zahl von Arbeitern vertheilen. Dieser Fall kommt namentlich bei den landwirtschaftlichen Arbeiten vor, für die zu wenig Menschen auf einer bestimmten Fläche erforderlich sind, um für jedes Geschäft einen besondern Menschen zu halten; um so mehr, als die landwirtschaftlichen Geschäfte so verschieden nach der Tages- und Jahreszeit sind.


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Die Jahrmärkte und Messen verdanken einem ähnlichen Umstande ihre Entstehung. Die kleinen Städte und Dörfer würden, bei ihrem geringen Verbrauch von gewissen Waaren, derselben ganz entbehren müssen, wenn nicht Leute, welche damit handeln, von Zeit zu Zeit sich selbst auf den Jahrmärkten einfänden, um sie feil zu bieten. Die Messen dagegen haben den Zweck, die Groß- und Detailhändler zu bestimmten Zeiten zusammen zu bringen, damit die letztern ihre Waarenlager wieder completiren können. Sie geben zugleich dem Kaufmanne Gelegenheit, seine Geschäfte mit seinen Korrespondenten zu ordnen, mündliche Rücksprache zu nehmen, die Producte aus verschiedenen Werkstätten unter einander zu vergleichen etc.
Indessen wird auch das Bedürfniß der Jahrmärkte mit zunehmender Bevölkerung und vermehrtem Verkehr immer geringer, weil dann die Consumtion jener Waaren immer mehr zunimmt, so daß sich Kaufleute, welche damit handeln, an immer mehr Puncten etabliren; – und zugleich gestatten die vermehrten und erleichterten Verbindungen aller Art dann viel mehr, wie früher, dergleichen Waaren in jedem einzelnen Falle, nach Bedarf, von größeren Handelsplätzen zu beziehen. Die Bedeutung der Messen wird aus ähnlichen Ursachen mit der Zeit, wenn auch später, immer mehr abnehmen, ohne daß man daraus auf einen Verfall des Verkehrs zu schließen berechtigt ist. Doch werden sich diejenigen Messen noch lange halten, die bestimmt sind, gewisse Waaren einer Art (z. B. Wolle, Seide, Wachs, Pferde, Vieh etc) zu bestimmten Zeiten des Jahres in größeren Massen zum Kauf oder Verkauf zu stellen.
Die Wochenmärkte haben den besondern beschränkten Zweck, die ländlichen Producte zum täglichen Verbrauch und möglichst frisch den Consumenten zur Auswahl darzubieten. In größeren Städten werden tägliche Märkte daraus, und die Verkäufer stellen oder tragen ebenfalls tägliche wenn auch nur zu gewissen Tageszeiten und ohne förmliche Läden, ihre Producte zum Verkauf. –


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Aus allem Vorstehendem ergibt sich zugleich, warum bei sehr theuren und kostbaren Waaren von einer Arbeitsteilung selten die Rede seyn kann; indem dieselben meist in so geringer Zahl fabricirt werden, daß es nicht der Mühe verlohnt, die Arbeit dabei unter mehrere Mitarbeiter zu vertheilen. Eigentliche Kunstwerke eignen sich daher viel weniger zur Zuwendung dieses Verfahrens, obgleich auch der Bildhauer, Arbeiter und Künstler niedern Grades zur Bearbeitung des Steines annimmt, der Maler die Malerleinwand präparirt kauft, die Hauptmassen und unwesentlichen Theile des Gemäldes durch seine Schüler ausführen läßt, und bloß die Köpfe malt, die letzten Pinselstriche führt etc. Im Allgemeinen kann die Theilung der Arbeit dagegen am weitesten getrieben werden bei denjenigen Producten, die in großer Menge verbraucht werden, und ehe sie brauchbar sind, eine Menge verschiedener Operationen erfordern, wie namentlich alle Bekleidungsstoffe.


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Endlich ist noch zu erwähnen, daß die Thei-lung der Arbeit meistens ein viel größeres Capital erfordert, weil sie überhaupt mehr für den Betrieb im Großen geeignet ist, mehr Arbeiter dabei zu unterhalten, neue verbesserte Werkzeuge anzuschaffen größere Locale erforderlich sind etc. Damit die Theilung der Arbeit immer weiter getrieben werden könne, sind daher Besitzer von großen Capitalien oder Actiengesellschaften mit zusammengeschossenem Capital erforderlich; und wo die erstern aus Mangel an Capital, die Letztern aus Mangel an Unternehmungsgeist, wechselseitigem Vertrauen oder Sicherheit des Eigenthums fehlen, wird die Theilung der Arbeit sich nur in viel geringerem Grade entwickeln können.


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Die Theilung der Arbeit hat außerdem, daß sie die Production so sehr befördert, auch noch einen höchst wohlthätigen Einfluß auf den Menschen überhaupt, indem sie, wie wir gesehen haben, ihn zur Geselligkeit zwingt und so das mächtigste Band der Gesellschaft wird. – Das gesellige Leben aber ist, wie hier nicht weiter ausgeführt werden darf und soll, die wesentlichste Bedingung jedes geistigen und moralischen Fortschritts. Was würde aus einem von Jugend auf sich selbst überlassenen, ganz getrennt von der Gesellschaft lebenden Menschen werden: ein Wilder, wie mehrere vorgekommene Fälle der Art lehren. Aber selbst in Hinsicht der gewerblichen Unternehmungen ist es einleuchtend, – abgesehen von den bereits entwickelten Vorteilen, welche daraus hervorgehen, wenn Jedermann, anstatt alle die Künste und Gewerbe, welche zu seinem Bestehen und Wohlbefinden erforderlich sind, zu treiben, nur eins davon oder eine einzelne Operation derselben zum Geschäft seines Lebens macht, – daß es eine Menge gewerblicher Unternehmungen und Producte gibt, welche ohne eine gleichzeitige Mitwirkung vieler gar nicht zu Stande kommen könnten. Wie wäre z. B. ein Mensch, eine Familie allein im Stande, ein Handelsschiff zu bauen und eine lange Seefahrt damit zu machen. Und wenn sie es im Stande wäre, was würde sie mit der Waarenladung anfangen, womit sie das Schiff befrachtet hätten Ja, selbst ein ganz gewöhnliches Bürgerhans würde eine einzelne Familie im Laufe vieler Jahre nicht zu Stande bringen. Robinson Crusoe ist schon oben als Beispiel in dieser Be-ziehung ausgestellt worden, und doch war er mit mehrern der notwendigsten Werkzeuge schon versehen, vor seinem Schiffbruch mit den Künsten der civilisirten Welt bekannt geworden und darin erzogen!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst reich zu werden