Manufacturen und Fabriken; Arbeit der Weiber und Kinder: 131–143.

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Diejenigen gewerblichen Anstalten, in denen die Theilung der menschlichen Arbeit mehr oder weniger weit getrieben ist, verdienen allein den Namen der Manufacturen (wie die Seidenweberei in Lyon, die Leinweberei in Schlesien, das Formen des Porceläns und Steinguts), während der Name Fabriken, solchen Anstalten gebührt, worin der einförmige, gröbste und schwerste Theil der Arbeit, der Pferde-, Wind-, Wasser- oder Dampfkraft übertragen ist, wie in den großen Spinnereien, Baumwollen-, Tuchfabriken etc. Der wesentliche Unterschied zwischen Beiden Arten von Anstalten (deren Trennung allerdings oft sehr schwierig ist, da in manchen Fabriken mehr, in manchen weniger von den vorkommenden Arbeiten dem Menschen abgenommen und anderen Kräften übertragen wird) ist wohl zu beachten, indem dadurch schon von selbst eine Menge Einwendungen wegfallen, welche gegen ein ausgedehntes Fabrikwesen gemacht werden und doch eigentlich nur die Teilung der Arbeit treffen.


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Wer möchte aber zweifeln, daß der allmächtige und gütige Schöpfer wirklich den Menschen bestimmt habe, nur das leitende und denkende Princip bei allen gewerblichen Arbeiten zu seyn, und den schweren und geisttödtenden Theil derselben andern Kräften zu übertragen, zu deren Herrn er sich gemacht hat: wenn wir einerseits früher gesehen haben, daß diese Kräfte verschiedener Art einer unendlichen Erweiterung und Vermehrung fähig sind, so daß es dem Menschen nie daran fehlen kann; – und wenn wir andernseits bemerken, daß sich gerade die Kraft des Menschen, vermöge seines Denkvermögens, vor allen übrigen Kräften dadurch auszeichnet, daß er sie auf die mannichfachste Art zu modificiren fähig ist, indem er theils die Geschwindigkeit, mit der er arbeitet, theils den Druck, den er ausübt, theils endlich die Richtung, unter welcher er seine Kraft wirken läßt, jeden Augenblick nach Erfordern, plötzlich oder in den unmerklichsten Abstufungen, willkührlich zu verändern vermag. Man betrachte den Bildhauer, wie er bald mit größter Anstrengung die Ecken des rohen Marmorklotzes abschlägt, bald mit einem unmerklichen Strich der Feile an den Muskeln des Mundes den Ausdruck des Lächelns oder des Schmerzes mildert; – man betrachte den Maler, der mit dem leisesten Zug des Pinsels, seinem Gemälde den letzten Stempel der Meisterschaft aufdrückt, oder den Musicus, der mit dem Strich des Bo-gens durch die feinste Modulalton des Tons unser Ohr bezaubert; – man betrachte den Schnellschreiber, der auf einen Bogen Papier die Buchstaben in Tausend und aber-mal Tausend Combinationen mit einer Schnelligkeit hinzeichnet, die derjenigen beinahe gleichkommt, mit der die Worte gedacht und ausgesprochen werden; – man betrachte endlich auch nur den gewöhnlichen Handwerker, z. B. den Schneider, der bald mit künstlichen Wendungen der Scheere das Zeug zuschneidet und dann die einzelnen Stücke in mannichfaltigen Richtungen vereinigt, bald seinen Faden durch die dickere Masse des Tuchs, oder durch das leichtere Gewebe des seidenen Futters hindurch führen muß: nie werden andere Kräfte mit den vollkommensten Werkzeugen und Maschinen, diese und ähnliche Arbeiten jemals zu verrichten im Stande seyn! Je weniger aber solche Arbeiten durch eine Maschine verrichtet werden können, je größeren Modifikationen die dabei wirkende mechanische Kraft unterworfen ist, je mehr werden zugleich diese Arbeiten die intellectuellen Kräfte des Menschen in Anspruch nehmen und ihn von der Rohheit und Unwissenheit entfernen, welche die uncivilisirten Nationen bezeichnen.


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Wenn wir aber schon in Bezug auf das ländliche Geschlecht, zu der Ueberzeugung gelangen, daß möglichste Steigerung der mechanischen Körperkraft, nicht das höchste Ziel der menschlichen Bildung sey und seyn könne: so wird dieß noch mehr in Bezug auf die Arbeiten des weiblichen Geschlechts und der Kinder der Fall seyn, und wir werden es jedesmal als einen hohen Grad der Roheit und Barbarei ansehen müssen, wenn denselben schwere und für ihr Alter und Geschlecht unpassende Arbeiten zugemuthet werden. Von Natur mit einer weit geringern Muskelkraft begabt, im Allgemeinen häufigern Krankheiten unterworfen, und bestimmt, den Keim des Menschen neun Monate unter ihrem Herzen zu tragen und das neugeborene Kind zu säugen und zu pflegen, außerdem in der Regel mit einem regen Fassungsvermögen begabt, wenn auch nicht in tiefsinnigen Forschungen und Speculationen geeignet, ist das weibliche Geschlecht offenbar von dem Schöpfer bestimmt, die Leitung des Familienkreises und Hauswesens zu übernehmen, und die erheiternde Lebensgefährtin des Mannes zu seyn; während diesem die Pflicht obliegt, seine Familie zu ernähren und zu schützen. Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß im Allgemeinen in England und noch viel mehr in den nordamericanischen Freistaaten, die Lage der Frauen viel günstiger ist, als auf dem europäischen Kontinente, wo noch so häufig die Weiber der niedern Klasse in ihren runzlichen, geschwärzten und entstellten Gesichtern und ihren ungestalteten Körperformen die Spuren aller Einwirkung der rauhesten Witterung, der schlechteste Behandlung, der erschöpfendsten und zerstörendsten Strapatzen und der elendesten Kost tragen.


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Es ist darum von großer Wichtigkeit, das weibliche Geschlecht mit Arbeiten zu beschäftigen, bei denen sein Verstand, seine Einbildungskraft und sein Kunstfleiß mehr in Anspruch genommen wird, als seine physische Kraft.
In dieser Beziehung ist es nicht zu verkennen, daß außer den Beschäftigten und Gewerben, denen sich namentlich in den Städten eine Menge Frauen und Mädchen widmen, sich noch viele auffinden ließen, welche eben so gut und angemessener von ihnen betrieben werden könnten, als von Männern. Warum sollte der größte Theil der arbeiten der Kleidermacher und Friseure, ihnen nicht übertragen werden können, beides Gewerbe, welche auch in der öffentlichen Meinung nicht ganz der Kraft und Würde des Mannes entsprechen? Warum sollten sie nicht bei einer Menge Arbeiten in den ausgebildetern und feinern Gewerben, zum Malen und Musterzeichnen etc ja selbst bei mehreren Zweigen des Unterrichts der weiblichen Jugend beschäftigt werden können, als jetzt?


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Die Arbeiten der Kinder geben zu ähnlichen Betrachtungen Veranlassung. Ist es nicht niederschlagend, Kinder mit Arbeiten beschäftigt zu sehen, welche ihre Kräfte übersteigen, ihre Gesundheit zerstören, sie moralisch und körperlich verderben und ihnen gänzlich die Zeit auch zum notdürftigsten Schulunterricht rauben, wie z. B. wenn dieselben wie in England, als Schornsteinfegerjungen schon in ihren ersten Jugendjahren zum Krüppel werden, oder in Manufacturen täglich l5 bis 18 Stunden arbeiten müssen, oder wie bei unsern Handwerkern häufig der Fall ist, als Lehrjungen nicht zu einer nützlichen Beschäftigung, sondern zu allen niedrigen Diensten gebraucht und durch rohe Gesellen in alle Gemeinheiten und Laster eingeweiht werden?


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Wir werden noch wiederholt Gelegenheit haben, auf die Mittel zurückzukommen, um solchen Mißbräuchen und solchem Unwesen zu steuern. Wir gehen daher zu der Bemerkung über, daß die menschliche Arbeit, außerdem, daß sie ihrer Natur nach für die rohen und geisttödtenden Arbeiten der Gewerbe zu edel ist, auch in der Regel theurer zu stehen kommt, als andere vernunftlose Kräfte. Denn wenn auch jetzt noch viele Arbeiten durch Menschen eben so wohlfeil geliefert werden, als durch andere Kräfte, so unterliegt es doch keinem Zweifel und wir werden dieß später ausführlicher zu entwickeln Veranlassung haben, daß im Vergleich anderer Kräfte der Lohn der Arbeiter desto höher steigen muß, je gebildeter dieselben sind und je mehr die Production und der Verkehr zunehmen; – und dieß wird eine Veranlassung mehr, die rohen und monotonen Arbeiten dem Menschen abzunehmen und andern Kräften zu übertragen, – Arbeiten, welche den Menschen zuletzt dem Thiere oder gar nur einem Materiale, wie z. B. einer Tonne Steinkohlen gleichstellen, welche ebenfalls eine bewegende Kraft hervorzubringen im Stande sind.


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Das Fabrikwesen bildet einen so wichtigen Zweig der Volkswirthschaft, daß es nothwendig scheint, dasselbe nach einer nähern Beleuchtung zu würdigen und namentlich die dagegen häufig erhobenen Einwendungen einer Prüfung zu unterwerfen, so weit das bisher Vorgetragene uns dazu in den Stand setzt: während die spätern Untersuchungen in der vorliegenden Schrift noch oft auf diesen Punct uns zurückkommen lassen und die hier zu führende Widerlegung der gegen ein ausgedehntes Fabrikwesen gemachten Einwürfe vervollständigen werden.
Es ist jedoch nothwendig, daß wir hier erst eine erläuternde Betrachtung über die Maschinen vorausschicken. Dieselben sind eigentlich nichts anderes, als complicirte Werkzeuge, – wie diese bestimmt, entweder bei gleichem Kraftaufwande mehr oder bessere Arbeit zu liefern; oder gewisse, der Gesundheit nachtheilige Arbeiten für dieselbe unschädlich zu machen. Namentlich kommt der Fall häufig vor, daß Maschinen, trotz dem, daß sie nur von einem einfachen und rohen Arbeiter bedient werden, sehr gute und feine Arbeit liefern, welche sonst nur ganz geschickte Arbeiter, und auch diese vielleicht nicht eben so gut herzustellen im Stande seyn würden. Es gibt in dieser Beziehung wohl kein merkwürdigeres Beispiel, als die Maschinen zur Verarbeitung der Baumwolle, wovon eine Menge Beschreibungen in mechanischen, technologischen und statistischen Werken zu finden sind und worüber etwas Näheres hier mitzutheilen der Platz nicht gestattet. Es genüge die Bemerkung, daß mittelst dieser Maschinen das Pfund Baumwolle zu einem 29 deutsche Meilen langen Faden versponnen werden kann!


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Es ist hiernach durchaus keine strenge Grenzlinie zwischen den bloßen Werkzeugen und Maschinen zu ziehen, ebenso wie auch Maschinen ebenso gut in Manufacturen als in Fabriken zur Anwendung kommen; – nur mit dem Unterschied, daß in jenen die Maschinen durch die Kraft des Menschen, in diesen durch andere Kräfte in Gang gesetzt werden, weßhalb Fabriken meist weit großartigere Anlagen bilden, als Manufacturen.
Beiläufig möge hier auch noch bemerkt werden, daß es ein sehr allgemein verbreiteter Irrthum ist, als könne durch Zuwendung von Maschinen an Kraft gewonnen werden. Dieß ist nur in so fern möglich, als die einmal gegebene mechanische Kraft durch Hilfe der Maschinen zweckmäßiger benützt wird. Wirklich vermehrt kann sie aber niemals werden. Ein gegebenes Wassergefälle z. B. kann nie mehr als ein gewisses Maximum von Effect leisten, welches künstliche Mühlwerk man auch anwende: aber freilich wird in vielen schlechten Mühlen nur ¼ oder ½ der gegebenen Wasserkraft benützt. Eine weitere Ausführung dieses Gegenstandes gehört in die angewandte Mechanik und in die Technologie, ebenso wie die Untersuchung, welche von den verschiedenen bewegenden Kräften (oder Motoren: Thier-, Wind-, Wasser- oder Dampfkraft) unter bestimmten gegebenen Umständen, die beste und wohlfeilste Arbeit liefernd eine Frage, deren Beantwortung übrigens große Schwierigkeiten hat, indem dabei eine Menge Rücksichten mit in die Berechnung zu ziehen sind, als z. B. die Zinsen des hinein zu steckenden Capitals, die Unterhaltungsmittel für die bewegende Kraft (Futter für Arbeitsthiere, fließendes Wasser, Steinkohlen und Brennmaterial), die Geschicklichkeit der in der Gegend zu erlangenden Arbeiter und Baumeister, die Localität der Fabrik (in Bezug auf Fabrik cation und Absatz der Waaren) die Art der Arbeit (ob sie stoßweise, regelmäßig und mit Zwischenpausen wirken soll oder nicht) etc.


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Fast ist es unnöthig, Beispiele von der Wirkung der Maschinen anzuführen. Oben ist ein solches bereits angeführt. Man berechnet, daß in Großbritanien und Irland im Jahre 1807 bei 18 Millionen Einwohnern, worunter 6 Millionen Handarbeiter waren, die Maschinen so viel leisteten, als 200 Millionen Menschen, und seitdem haben die Maschinen in noch viel stärkerm Verhältniß zugenommen, als die Menschenzahl. 1828 waren in Großbritanien 58,000 Maschinenwebestühle im Gange, von denen jeder füglich von einem Knaben versehen werden kann, und welche zusammen jährlich so viel Stoffe fertigten, daß deren Länge 46,000 preußische Meilen betrug, so daß sie 71mal über den atlantischen Ocean reichen würden. Das Dingler’sche polytechnische Journal wird auf einer Dampfmaschine gedruckt, welche, einer Kraft von 4 Menschen gleichkommend, nur 2 Jungen zu ihrer Bedienung bedarf, und so viel in einem Tage liefert, als 10 Abschreiber in einem Jahre; und solcher Beispiele ließen sich unzählige aufführen.


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Man hat nun den Maschinen und Fabriken hauptsächlich zwei Vorwürfe gemacht, nämlich: daß sie die dabei beschäftigten Arbeiter geistig und körperlich herabwürdigen, und daß sie den nicht fabrikmäßig betriebenen Gewerben die Arbeit entziehen, sie brodlos machen und so zuletzt eine allgemeine Arbeits- und Nahrungslosigkeit herbeiführen.
Wir haben schon oben in Bezug auf die erste Beschwerde zu bemerken Gelegenheit gehabt, daß dieselbe mehr die Theilung der Arbeit und die Manufacturen, als die Fabriken treffe. Jedoch ist nicht zu läugnen, daß, nach einer allgemeinen Erfahrung, der Zustand der Fabrikarbeiter Vieles zu wünschen übrig läßt. Einerseits erfordert die Bedienung der Maschinen in den Fabriken immer noch eine Menge Menschen, die, wie Sklaven an den regelmäßigen Gang der Maschine gekettet, selbst eigentlich nur einen Theil derselben bildend; – und so sehr andernseits die Fabrikenbesitzer auch bemüht sind, die Lage dieser Arbeiter als günstig zu schildern: so wenig ist dennoch zu läugnen, daß dieß Mißverhältniß, namentlich in Bezug auf die Kinderarbeit, häufig besteht, und eine Menge Privat und officielle Berichte über den Zustand der großbritanischen Fabriken sowohl, als der Fabriken auf dem europäischen Continent, bestätigen dieß.


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Allein man darf auch nicht verkennen, daß die Zahl der auf diese Weise in den Fabriken beschäftigte Arbeiter doch viel geringer ist, als in den Manufakturen, und als die Zahl der in vielen einzeln betriebenen Gewerben, mit den monotonsten und geisttötendsten Arbeiten beschäftigten Menschen; daß ferner unter einer großen Volksmenge sich immer eine Menge weniger begabter und stupider Individuen befinden, welche angemessen und ausschließlich nur mit solchen Arbeiten beschäftigt werden können; – und daß endlich nach den darüber in den englischen Fabriken stattgehabten Ermittlungen, die Bedienung der Maschinen in denselben keineswegs eine so lange Uebung und Lehrlingszeit erfordert, und viel häufiger einen Wechsel der Arbeiter dabei gestattet, als in den Manufacturen und den abstum-pfenden monotonen Gewerben, in denen die Arbeiter fast ganz unfähig zu einer andern Beschäftigung werden, wenn sie sich einmal einer solchen, während einer langen Lehrzeit, gewidmet haben. Unter diesen Umständen ist daher die weiter fortschreitende Ausbildung des Fabrikwesens der geistigen Ausbildung des Menschengeschlechts eher förderlich als nachtheilig, besonders wenn man in Betracht zieht, wie viel höhere geistige Fähigkeiten die Anlage und Leitung der Fabriken erfordert.


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Wenn wir aber andernseits so häufig bemerken, daß der Zustand der Fabrikarbeiter physisch und moralisch äußerst herabgewürdigt ist, wenn uns namentlich das Schicksal der darin beschäftigten Frauen, Mädchen und Kinder das tiefste Mitleid einflößt; wenn wir diese Geschöpfe oft aller Freuden des Familienlebens entbehren und bloß einem Sclavendienst zur Bereicherung der Fabrikherren geweiht sehen: so müssen wir doch vor Allem die Frage beantworten, ist dieser Zustand der Fabrikarbeiter eine nothwendige Bedingung des Bestehens der Fabriken, und ist er nicht vielmehr andern, von dem Fabrikwesen ganz unabhängigen Ursachen zuzuschreiben? – und wenn wir dieß vorurtheilsfrei thun, so werden wir nicht umhin können, das Fabrikwesen selbst von aller Schuld frei zu sprechen. Eine sorgfältige Prüfung der dagegen erhobenen Beschwerden, wie sie namentlich in England häufig stattgefunden hat, zeigt nämlich zuvörderst schon, daß der Zustand der Fabrikarbeiter, ebenso wie auch der der darin beschäftigten Kinder, keineswegs allgemein so ungünstig sey, als er oft geschildert wird. Die Arbeit darin ist größtenteils an und für sich leicht, wenn sie auch oft große Aufmerksamkeit erfordert; die Löhne sind meistens gut, weil ein schlechter Arbeiter zu viel verderben kann, und weil die Kosten für die Arbeiter verhältnißmäßig viel weniger in Betracht kommen, als in den Manufacturen. In den bessern Fabriken wird von den Fabrikherren viel für das leibliche und geistige Wohl ihrer Arbeiter gethan. Ja! die Abhängigkeit von der Maschine ist ein gutes Mittel, den Arbeiter zu Fleiß und Aufmerksamkeit zu zwingen, während Arbeiter, welche sich selbst überlassen sind, meistens den Fabrikarbeitern darin nachstehen. Ein Vergleich des Zustandes der Fabrikarbeiter mit andern Arbeitern in derselben Gegend fällt daher, wie viele unverdächtige Zeugnisse ergeben, fast durchgehends zu Gunsten der Fabrikarbeiter aus, und dieß findet namentlich auch bei den Kindern statt, die noch öfter in den Manufacturen und einzeln betriebenen Handwerken und Gewerben auf eine empörende Weise behandelt werden.


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Demnächst aber ist vorzugsweise nicht außer Acht zu lassen, daß ja überall, wo keine Sclaverei besteht, sondern die Arbeit frei ist (und wir werden auf diesen wichtigen Punct in der Volkswirthschaft noch oft zurückkommen,) der Zustand der niedern Arbeiterklasse immer nur von ihrer eigenen Bildungsstufe abhängig ist, und daß daher ein solcher herabgewürdigter Zustand der Fabrikarbeiter und niedern Arbeiterklasse, sich da nicht zeigen werde, wo dieselben, wie in den nordamericanischen Freistaaten, ziemlich allgemein so gebildet sind, daß sie sich nur dann zu arbeiten bequemen, wenn ihnen ein, ihrer Bildungsstufe angemessener Lohn zu Theil wird, der nicht bloß zur dürftigsten Befriedigung ihrer dringendsten Bedürfnisse genügt, sondern ihnen auch noch mehr oder weniger andere Lebensgenüsse gestattet; daß sie ferner nur so viel täglich und wöchentlich arbeiten, um nebenbei einiger Freistunden zu genießen, in denen sie ihres Daseyns froh werden können; daß sie keine Ehen schließen und keine Kinder in die Welt setzen, wenn sie diesen nicht wenigstens eine eben solche Existenz sichern können, als ihre eigene ist; und daß endlich ihre Elternliebe groß genug ist, um nicht ihre Kinder, wie Arbeitsthiere, schon in der frühsten Jugend in den Fabriken, Manufakturen und Gewerben zu vermiethen, um sie los zu werden, oder von ihnen mit ernährt zu werden! Alle Berichte über Lowell, die bedeutendste Fabrikstadt in den nordamericanischen Freistaaten, stimmen daher auch darin überein, daß dort von allen jenen, in den europäischen Fabriken sichtbar werdenden Uebelständen nichts zu bemerken, der Zustand der Fabrikarbeiter daselbst vielmehr in jeder Beziehung befriedigend sey.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst reich zu werden