a. Eigentliche Arbeiter: 45–56; Dienstboten: 57.


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a. Eigentliche Arbeiter. Das Geschäft des Arbeiters besteht entweder nur in einer einfachen Anwendung seiner Muskelkraft, ohne daß dabei überhaupt ein geistiges Talent, oder ein gewisser Grad desselben erforderlich wäre, wie bei dem gewöhnlichen Handarbeiter, der eine Kurbel dreht oder einen Schubkarren stößt etc.; oder in der durch Verstand, Kenntnisse und Uebung geregelten Verwendung derselben, und namentlich der Kraft der Hände, wie bei den Handwerkern und bildenden Künstlern. Auch unter diesen verschiedenen Klassen gibt es eine Menge unmerklicher Abstufungen.


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Eine eigentümliche Klasse von Arbeitern bilden die Flickarbeiter und Wäscherinnen, welche sich nicht damit beschäftigen, neue fertige Producte und Güter zu liefern, sondern dieselben nur immer im guten Stande zu erhalten und der durch den Gebrauch verursachten Verunreinigung und Abnutzung abzuhelfen. So untergeordnet diese Beschäftigung meistens erscheint, so viel Talent erfordert sie doch mitunter, und so nützlich ist sie, um eine Menge Güter viel länger gebrauchsfähig zu erhalten, als es sonst möglich wäre. Eben so schließen sich an die gewöhnlichen Arbeiter nahe die Dienstboten au, deren schon oben gedacht wurde, welche durch ihre persönlichen Dienste nützlich werden und, oft sehr angestrengt, von ihren Muskelkräften Gebrauch machen müssen. Ebenso wie der gewöhnliche Arbeiter sich durch eine Menge Abstufungen zum Handwerker und Künstler erhebt, so daß die beiden Extreme ziemlich als Gegensätze zu betrachten sind: ebenso findet eine unmerkliche Steigerung von dem gewöhnlichen Dienstboten zum Unterbeamten und Staatsdiener statt.


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Es kann hier nicht näher ausgeführt werden, sondern gehört in die Werke über praktische Mechanik, welcher größten Kraftanstrengung der Mensch durchschnittlich auf die Dauer fähig sey, und bei welcher Art von Arbeit diese größte Kraftäußerung erlangt werde. Im Allgemeinen kann man indessen annehmen, daß die tägliche Leistung eines sehr starken Arbeiters beim Drehen einer Kurbel, oder im Trittrade, höchstens gleichkomme einem Gewicht von 15–20 Centnern, welches derselbe 1000 Fuß hebe. Nur bei den rohesten und schwersten Arbeiten finden aber eine so bedeutende durchschnittliche Kraftanstrengung statt und bei den meisten Arbeiten des Ackerbaues, so wie bei den Handwerken ist sie weit geringer, weil es hier schon mehr auf zweckmäßige Verwendung der Kraft ankommt.
Höchst merkwürdig und beachtungswerth in dieser Hinsicht ist der Unterschied, der in den Leistungen der Bewohner verschiedener Länder und Gegenden stattfindet. Die tägliche Arbeit von 10 Holzhauern in Berlin betagt z. B. so viel, als die von 27 Holzhauern zu Labiau in Ostpreußen. Ein Lyoner Seidenwirker webt merklich mehr als ein Berliner; die englischen Arbeiter leisten im Allgemeinen mehr, als die des Continents, und ähnliche Beispiele ließen sich noch eine Menge auffinden.
Es gibt für diese Erscheinung keine andere Erklärung, als daß in manchen Gegenden durch niedrige Lohnsätze und Arbeiten im Tagelohn, ohne Accord, wie es namentlich bei vielen Arbeiten des Landbaues durch gezwungene oder verpflichtete Arbeiter (z. B. die Hofegärtner geschieht), der Arbeiterstamm seit langer Zeit träge und verdrossen geworden ist; und daß es sehr schwer hält, eine Menschenclasse aus ihren einmal angenommenen Gewohnheiten heraus zu reißen, selbst wenn diese zu ihrem eigenen Nachtheil gereichen. Die Erfahrung zeigt, daß hierzu oft ein Menschenalter nicht hinreicht. Dieser Umstand, auf den wir noch oft zurückzukommen Gelegenheit haben werden, und welcher einer der wichtigsten in der Volkswirthschaft ist, erklärt allein schon größtenteils, warum der Culturgrad der niedern arbeitenden Classe in manchen Provinzen, der in jenen Provinzen nachsteht, welche von einem seit Jahrhunderten an Fleiß und Arbeitsamkeit gewöhnten Volksstamme bewohnt werden.


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Die mächtigste Triebfeder, welche mit Unrecht oft verschrieen, dennoch allein im Stande ist die größten Leistungen hervorzubringen, und welche, wie wir noch bei vielen Gelegenheiten sehen werden, zuletzt die Grundlage aller unserer Industrie und der ganzen Volkswirtschaft, ja der ganzen Cultur des Menschengeschlechts bildet, ist das eigene Interesse, für sich und seine Familie, und nur wo dieses rege gemacht wird, kann man erwarten, daß die große Masse der Menschen ihre Kräfte, (geistige sowohl als körperliche,) möglichst anstrengen werde.
Bei allen Arbeiten des Gewerbsfleißes und bei allen Leistungen des Menschen überhaupt, wird es daher das Bestreben eines jeden Unternehmers und Werkführers seyn müssen, jene Triebfeder bei seinen Arbeitern möglichst rege zu machen; und zwar kann dieß entweder dadurch geschehen, daß der tägliche Lohn nur dann gezahlt wird, wenn eine gewisse tägliche Leistung erfüllt ist, (Tagesaccord); oder daß der Lohn überhaupt in dem Verhältnis der gelieferten Arbeit steht (gewöhnlicher Accord); oder endlich, daß die Arbeiter theilweise an dem bei der ganzen Unternehmung erzielten Gewinne nach einem gewissen Verhältnisse Theil nehmen (Tantieme).
Die Umstände und besonderen Verhältnisse müssen entscheiden, welche von diesen drei Verfahrungsarten die beste sey. So einfach und bekannt diese Mittel sind, so sehen wir doch noch täglich Arbeiten von größerer oder geringerer Ausdehnung, die ohne Schwierigkeit in Accord oder Verding gegeben werden könnten, durch Arbeiter vollbringen, welche, gegen ein bestimmtes Tagelohn, täglich eine bestimmte Anzahl von Stunden arbeiten müssen, und welche daher natürlich kein anderes Interesse haben, als bei möglichst geringer Anstrengung möglichst lange Brod und Arbeit zu haben, mithin letztere nach Möglichkeit in die Länge zu ziehen. Wer irgend mit Arbeitern der niedern Classe zu thun gehabt hat, wird meistens auf den ersten Blick erkennen, ob sie im bloßen Tagelohn oder im Accord arbeiten. Vergebens hofft man durch strenge Aufsicht oder Züchtigungen den Antrieb zu ersetzen, den bei der Gedingearbeit das eigene Interesse fortwährend erzeugt: während gegentheils, bei der gewöhnlichen Tagelohnarbeit, der Trieb des Nichtstuns fortwährend und jeden Augenblick verzögernd auf die Arbeit einwirkt. Wer sich die Mühe nimmt, einen aufrichtigen und sorgfältigen Vergleich zwischen den Ergebnissen beider Arbeitsarten unter gleiten Umständen anzustellen, wird erstaunen, welchen Unterschied sie in ihren Resultaten ergeben, wenn man sich nur nicht dadurch irre machen läßt, daß Leute, die immer nur im Tagelohn gearbeitet haben, zuletzt so sehr an das Faullenzen gewöhnt sind, (vergl. § 47.) daß es meist nur erst in längerer Zeit, manchmal aber gar nicht gelingt, sie durch das eigene Interesse zu größerer Thätigkeit anzuspornen Solche Leute ziehen sehr häufig einen schlechten Tagelohn, einer einträglichen Gedingearbeit vor. Alle guten neuern Gesetzgebungen, und namentlich auch die preußische, haben daher auch dahin gewirkt, alle solche Dienstverhältnisse und Frohnden abzuschaffen, bei denen der Dienstleistende nicht durch das eigene Interesse zur Thätigkeit angespornt wird, sondern bloß einer Dienstverpflichtigung während einer bestimmten Zeit zu genügen hat: weil die Auflösung eines solchen Verhältnisses zuletzt für beide Theile gleich vortheilhaft ist. Die Eigenthumsverleihungen haben daher auch bereits im Preußischen die besten Früchte getragen, und es ist nur zu bedauern, daß die Auflösung des in manchen Provinzen bestehenden Dreschgärtnerverhältnisses so viele Schwierigkeit findet, ohngeachtet dadurch ohnzweifelhaft zuletzt ebenfalls beide Theile gewinnen würden.


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Die Erfahrung lehrt zugleich, und wir werden noch oft auf diesen Erfahrungssatz zurückkommen, weil er einer der wichtigsten ist, daß der Mensch desto fleißiger zu seyn pflegt, je mehr er Bedürfnisse hat, welche ihn zur Thätigkeit anspornen. Der größere Genuß, den ein höhe Lohn gewährt, so wie in den meisten Fällen auch der Wunsch, besser für seine Familie zu sorgen, überwindet den Hang zum Müßiggehen. Darum verlangt auch ein Arbeiter immer einen desto höhern Lohn, auf einer je höhern Bildungsstufe er steht. In den meisten Fällen wird aber der Fleiß und noch mehr die Güte der von solchen bessern und höher stehenden Arbeitern gelieferten Leistungen, vollkommen den höhern Lohn ersetzen, weßhalb es fast allgemein vortheilhafter ist, gute und theure Arbeiter, als wohlfeile und schlechte, anzunehmen.


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Es wird hier zugleich der Ort seyn, auf die Nachtheile einer unnützen Zeitverschwendung aufmerksam zu machen. Während in England der Grundsatz gilt: ,,Zeit ist Geld;“ während man dort in den Fabriken Vorrichtungen findet, durch welche mittelst Dampfmaschinen die Arbeiter schnell aus einem Stockwerk des Gebäudes in die andere gehoben werden, um ihnen das zeitraubende Treppensteigen zu ersparen, finden wir selbst unter protestantischen Regierungen noch viele katholische Gegenden, in denen des Jahres außer den gewöhnlichen Feiertagen noch 12-14 andere gefeiert werden, welche einen halben Arbeitsmonat ausmachen. Für das Großherzogthum Posen beträgt dieß, wenn man auf jeden der etwa darin wohnenden 500,000 Erwachsenen den täglichen Verdienst zu 3 sgr. und für jedes der 75,000 Pferde, zu 10 sgr. rechnet, jährlich eine Summe von 1 Million Thaler, die auf diese Weise der Provinz verloren gehen, ungerechnet das, was an solchen Feiertagen in Branntwein verthan wird, und ungerechnet die daraus hervorgehende Unfähigkeit zur Arbeit für den folgenden Tag. Eine ähnliche Berechnung ließe sich für den sogenannten blauen Montag anstellen. Auch dürfte diese Betrachtung eine Veranlassung mehr seyn, unsere Strafgesetzgebung in Bezug auf die Gefängnißstrafen einer genauen Prüfung zu unterwerfen, namentlich: ob die Dauer derselben, vielleicht unter Annahme des Philadelphia’schen Absonderungssystems, nicht bedeutend könne ermäßigt werden, ohne die Zwecke, die durch die Strafe erreicht werden sollen, zu beeinträchtigen. Man bedenk was es heißt, nur 8 Tage im Gefängnis zuzubringen; geschweige ein, drei, zehn oder gar zwanzig Jahre des kurzen Menschenlebens!


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Der eben berührte wichtige und überwiegende Einfluß, den das eigene Interesse auf die Leistungen der Arbeiter und des Menschen überhaupt äußert, erklärt zugleich, warum die sogenannten Cooporativsysteme (z. B. Owens und der St. Simonisten), bei denen eine größere Anzahl von Arbeitern gemeinschaftlich arbeitet und ihren Verdienst in eine gemeinschaftliche Casse fließen läßt, in der Wirklichkeit nirgends ein günstiges Resultat gegeben haben, aus dem einfachen Grunde, weil dabei die Fleißigen befürchten müssen, ihren größern Verdienst den Faulern mit zufließen zu sehen; während diese, besonders bei einer größern Anzahl von Mitarbeitern, in ihrem Fleiße nicht genügend controllirt werden können. Es ist daher auch eine allgemeine Erfahrung, daß da, wo Viele für gemeinschaftliche Rechnung zusammen arbeiten, immer weniger geleistet wird; und es ist daher, z. B. bei großen öffentlichen Bauten, Erdarbeiten etc. durchaus zu empfehlen, die Arbeitsgenossenschaften nur aus 10 bis höchstens 15 Arbeitern zusammenzusetzen, und diesen außerdem zu gestatten, sich unter einander selbst nach freiwilligem Uebereinkommen zu vereinigen, weil dann die fleißigern und rüstigern Arbeiter schon von selbst dafür sorgen, daß die Faulern aus ihrer Genossenschaft ausgeschlossen werden. Von den Nachtheilen der Zünfte, welche in ähnlicher Art die Thätigkeit des Einzelnen von der Einwirkung seiner Genossen abhängig machen, wird an einem andern Orte die Rede seyn.


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Die übrigen Ursachen, welche nächst Gewohnheit und eigenem Interesse auf die Arbeitskraft des Menschen einwirken, sind bei weitem nicht so einflußreich, als diese. Die gründlichsten Vergleiche ergeben, daß es keineswegs richtig sey, wenn man häufig die Meinung aussprechen hört, die Menschen seyen in alten Zeiten stärker und kräftiger gewesen, als jetzt; eben so wenig zeigen die Wilden eine stärkere Muskelkraft, als die civilisirten Nationen. Nicht minder thut die in neuester Zeit zur Ehre der Menschheit immer mehr fortschreitende Abschaffung der Negersklaverei zur Genüge dar, daß die früher häufig, selbst von berühmten und menschenfreundlichen Volkswirthschaftslehrern abgestellte Behauptung durchaus unerwiesen sey, daß nämlich in der heißen Zone nur der Neger bei den schweren Arbeiten des Feldes anhalten könne, was übrigens immer noch nicht die Sklaverei rechtfertigen würde, indem er als freier Mann dasselbe leisten könnte, wirklich leistet und künftig leisten wird.


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Einen größern Einfluß noch als das Clima, möchte die Beschaffenheit der Nahrung auf die Arbeitsfähigkeit der Menschen äußern; ohngeachtet sich auch in dieser Beziehung nicht gerade sehr schlagende Unterschiede ergeben. Doch scheint so viel gewiß zu seyn, daß in den Ländern und Gegenden, wo die Arbeiter sich durch größern Fleiß und größere und bessere Leistungen auszeichnen, dieselben auch ein größeres Quantum von Fleischnahrung zu sich nehmen. Leider ist in vielen Gegenden, namentlich auf dem Lande, die Arbeiterklasse noch so roh und abgestumpft, daß sie eine ihr gebotene bessere Beköstigung zurückstößt und, aus thierischer Gewohnheit oder Mißtrauen, ihre frühere schlechtere Nahrung zurückverlangt. Wahre Menschenfreunde werden sich aber durch solche Hindernisse nicht abhalten lassen, unermüdet auf eine Veredlung der von ihnen genährten Arbeiter auch in diesem Puncte hinzuarbeiten, wovon über kurz oder lang auch eine moralische Verbesserung die Folge seyn muß.


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Nächst dem Fleiß und der Kraftanstrengung der Arbeiter findet unter denselben noch eine große Verschiedenheit in Bezug auf ihre Geschicklichkeit statt, und namentlich zeigen die verschiedenen Handwerke und Künste die mannichfachsten Abstufungen hierin. Aber selbst in den einfachsten und gewöhnlichsten Handwerken erfordert es eine ziemliche Zeit, ehe ein junger Mensch, auch bei Anlagen und Neigung zu dem Geschäft, eine hinreichende Fertigkeit erlangt. Die gewöhnliche Lehrzeit von 3 Jahren dürfte daher für die meisten Gewerbe keineswegs zu lang seyn, selbst wenn die Lehrlinge während dieser Zeit wirklich etwas zu lernen Gelegenheit haben und nicht bloß zum Branntweinholen und Stiefelputzen gebraucht werden, wie es leider bei uns noch fast allgemein geschieht. Und selbst nach einer solchen Lehrzeit ist aus einem jungen Menschen fast niemals schon ein ganz tüchtiger Geselle geworden: sondern er wird dieß erst, nachdem er noch ein paar fernere Jahre fleißig gearbeitet hat. Diese Schwierigkeit, gute Arbeiter auszubilden ist auch der Grund, warum gewisse Gewerbe nur in gewissen Gegenden ausgezeichnet betrieben werden, und eine gleiche Geschicklichkeit in andern Gegenden erst nach vielen Bemühungen erreicht werden kann. Die Einführung neuer Gewerbe und Verfahrungsweisen findet daher immer große Hindernisse und hat schon oft Unternehmer in ihren Hoffnungen getäuscht und zu Grunde gerichtet. Sie gelingt noch am besten, wenn man dazu geschickte Arbeiter aus andern Gegenden kommen läßt, so kostspielig auch diesem Mittel mitunter ist; und die Geschichte weiset das auf diesem Wege erlangte Aufblühen vieler Gewerbe in einzeln Gegenden nach. Zu bedauern ist es dagegen, wenn viele Jahre des menschlichen Lebens zur Erlangung von Fertigkeiten verwandt werden, die allerdings erstaunenswürdig, aber zugleich für die menschliche Gesellschaft von geringem Nutzen oder gar gefahrdrohend und halsbrechend sind, wie die Künste der Jongleurs, Taschenspieler, Seiltänzer etc.


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Nächst der Geschicklichkeit ist in den verschiedenen Gewerben besonders die Beschaffenheit der Werkzeuge von dem wesentlichsten Einfluß auf die Güte und Menge der Arbeit. Wenn auch in vielen Fällen die Geschicklichkeit des Arbeiters zum Theil den Mangel an guten Werkzeugen ersetzen und mit schlechten Werkzeugen sehr gute Arbeit liefern kann, so geschieht dieß doch fast immer nur mit einem großen Kosten- und Zeitaufwand. Mit guten Feilen, Sägen, Meißeln etc z. B. kann man vielleicht doppelt so viel Arbeit liefern, als mit schlechte. In gewerbsfleißigen Ländern, wie namentlich in England und Nordamerika, sind daher die Werkstätten der Handwerker allgemein mit viel bessern Werkzeugen ausgestattet, als bei uns, ohngeachtet auch in neuerer Zeit bei uns in dieser Hinsicht z. B. von Seiten der Regierungen durch gute Werkzeugsammlungen Vieles geschehen ist. Und dabei ist wohl zu bemerken, daß gerade an den gewöhnlichsten und einfachsten Werkzeugen, jede, auch die unbedeutendste Verbesserung, von Wichtigkeit ist: weil der daraus hervorgehende an und für sich unbedeutende Zeit- und Geldgewinn durch den oft wiederholten Gebrauch zuletzt doch von großer Bedeutung wird. Man findet vielleicht in den französischen Werkstätten für einzelne, selten vorkommende Arbeiten künstlichere und scharfsinniger ausgedachte Werkzeuge, als in den englischen. Dagegen ist in diesen der Vorzug der gewöhnlichsten, im allgemeinen Gebrauche befindlichen Werkzeuge, wie Feilen, Meißel, Hobel, Hacken, Beile, Spaten, Pflüge etc anerkannt, und aus dem eben erwähnten Grunde von viel größerem Einfluß auf den Preis und die Güte der Arbeiten, als jene Verbesserungen einzelner künstlicher Werkzeuge, die vielleicht im ganzen Jahre nur einmal in Gebrauch kommen und fast nur dienen, der Eitelkeit des Erfinders zu schmeicheln.


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Aehnliches, wie von den Werkzeugen, läßt sich von den Arbeitsmethoden sagen. Eine der wichtigsten Vervollkommnungen bei Verarbeitung der Metalle ist z. B. die gewesen, daß man die Geschwindigkeit der Bohrer und der Meißel auf den Drehbänken verminderte: während bei den Holzsägen, namentlich bei den Kreissägen, wieder durch eine bedeutend vermehrte Geschwindigkeit ein höherer Effect erzielt wird.


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Ohngeachtet die Classe der Dienstboten nicht unbedingt zu den Arbeitern zu rechnen ist: so sind ihre Leistungen und ihre Stellung in der menschlichen Gesellschaft doch mit denen der Arbeiter so nahe verwandt, daß die nachstehenden Bemerkungen hier angemessen ihren Platz finden werden. Man hat viel darüber gestritten, ob die Leistungen und Dienste der Dienstboten productiv seyen? Wenn man jedoch bedenkt, daß der Mensch nichts wirklich hervorbringen, sondern immer nur seine Thätigkeit auf die vorhandenen Materien und Stoffe äußern kann: so wird man leicht einsehen, wie dieß auch schon aus dem Obigen (§. 39.) hervorgeht, daß das Wesen der Production nicht bloß in der Verfertigung nützlicher Dinge, sondern überhaupt in jeder nützlichen Thätigkeit bestehe, weßhalb der Ausdruck: Production, auch eigentlich nicht ganz passend ist. Eine ähnliche Bemerkung werden wir späterhin beim Handel zu machen Gelegenheit haben. Nur dann hören die Dienstboten auf nützlich zu seyn und müssen als improductiv angesehen werden, wenn ihre Zahl viel größer ist, als der Zweck erfordert und sie nur zum eiteln Gepränge gehalten werden, – ein Gebrauch, der sich noch aus frühern Zeiten herschreibt, auch bei andern, außereuropäischen namentlich asiatischen Großen zu finden ist, und bei uns vernünftigerweise immer mehr in Abnahme kommt, um so mehr als solche Nichtsthuer auch fast immer Taugenichtse sind oder werden, und zuletzt nur ihren Herren selbst zur Last fallen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst reich zu werden