Monumentaler Sinn Papst Nikolaus V.

In dem zerrütteten Rom erhoben sich die ersten Päpste nach dem Schisma kaum über Reparaturen. In Nikolaus V. (1447 — 1455) aber war Bauen und Büchersammeln zu einer übermächtigen Leidenschaft gediehen, zu deren Gunsten der Papst selber erhabene sowohl als praktische Gesichtspunkte geltend machte. Außer vielen Bauten in Landstädten sind die fünf großen, nur geringstenteils ausgeführten Projekte für Rom zu erwähnen: Herstellung der Stadtmauern und der vierzig Stationskirchen, Umbau des Borgo zur Wohnung für die gesamte Kurie, Neubau des Vatikans und der Peterskirche.

Italienische Plaketten der Renaissance, Nachbildungen nach der Antike


Michelangelo: Cumäische Sibylle. Rom, Vatikan


Die Motive waren nach dem Biographen: Ehre und Glanz des apostolischen Stuhles, Förderung der Devotion der Christenheit und Sorge für den eigenen Ruhm durch unvergängliche Bauten. Laut der eigenen Rede des Papstes an die um sein Sterbebett versammelten Kardinäle: das monumentale Bedürfnis der Kirche, nicht in betreff der Gelehrten, welche Entwicklung und Notwendigkeit der Kirche auch ohne Bauten verständen, wohl aber gegenüber den „turbae populorum“, welche nur durch Größe dessen, was sie sehen, in ihrem schwachen und bedrohten Glauben bestärkt werden könnten. Dazu dienten besonders ewige Denkmäler, die von Gott selbst erbaut schienen. Die Festungen im ganzen Staat habe er errichtet gegen Feinde von außen und gefährliche Neuerer im Innern. „Hätten wir alles, Kirchen und andere Bauten, vollenden können, wahrlich unsere Nachfolger würden mit größerer Verehrung aller Christenvölker angebetet werden und sicherer vor inneren und äußeren Feinden in Rom wohnen. Also nicht aus Ehrgeiz, aus Prachtliebe, aus leerer Ruhmsucht und Begier, unseren Namen zu verewigen, haben wir dieses große Ganze von Gebäuden angefangen, sondern zur Erhöhung des Ansehens des apostolischen Stuhles bei der ganzen Christenheit und damit künftig die Päpste nicht mehr vertrieben, gefangengenommen, belagert und sonst bedrängt werden möchten.“ Die letzte (vergebliche) Bitte an die Kardinäle, man möge fortfahren und vollenden, „prosequi, perficere, absolvere!“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst der Renaissance in Italien - Architektur