Gesinnung des Privatbaues

Auch bei Privatleuten zeigt sich in Italien früh eine begeisterte Baugesinnung. Schöne und große Bauwerke sind eine natürliche Äußerung des veredelten italienischen Lebens, bei einigen Bauherren wohl auch eine Vorstufe zu fürstlicher Macht. Venedig ist wiederum schweigsam, Florenz beinahe gesprächig.

Der Venezianer, welcher Ambition an den Tag legte, war ein solcher, der kein gutes Ende nahm (1457), der Doge Francesco Foscari. Auf den Palast, der fortan seinen Namen trug, baute er das obere Stockwerk, damit man denselben nicht mehr wie früher Casa Giustiniana nenne. Für Florenz liegt ein frühes lautes Bekenntnis vor in den Briefen des Niccolo Acciajuoli, der aus einem Kaufmann Groß-Seneschal von Neapel geworden und aus der Ferne seinen Bruder mit dem Bau der mächtigen Kartause bei Florenz beauftragte, im Jahre 1356. „. . . Was mir Gott sonst gegeben, geht auf meine Nachkommen über und ich weiß nicht an wen, nur dies Kloster mit seinem Schmuck gehört mein auf alle Zeiten und wird meinen Namen in der Heimat grünen und dauern machen. Und wenn die Seele unsterblich ist, wie Monsignor der Kanzler sagt, so wird meine Seele, wohin ihr auch befohlen werde zu gehen, sich dieses Baues freuen.“


Frömmer war der in Kaiser Sigismunds Dienst als Rat und Feldherr gegen die Türken viel geltende Filippo Scolari oder Pippo Spano. Er baute in Ungarn usw. angeblich 180 Kapellen, in Florenz aber stiftete er eine Vergabung für die Polygonkirche bei S. Maria degli Angeli, damit ein Denkmal und eine Erinnerung an ihn bei den Nachkommen in der Heimat vorhanden sei. Der florentinische Staat vergeudete das Geld und von Brunellescos Plan blieb nur eine kleine Abbildung übrig.

Die höchste Ambition, die der Privatbau auf Erden an den Tag gelegt hat, ist Palazzo Pitti, für Luca Pitti gebaut.

Über Palazzo Strozzi, gegründet 1489 von Filippo Strozzi, einer der glänzenden Gestalten des damaligen Florenz, eine zum Teil apokryphe, zum Teil aber sehr bezeichnende Erzählung: Strozzi, bauverständig und mehr auf Ruhm als auf Besitz gerichtet, nachdem er für die Seinen reichlich gesorgt, will durch einen Bau sich und seinem Geschlecht einen Namen machen, auch über Italien hinaus. Der tatsächliche Staatsherrscher Lorenzo magnifico, der ein gar zu majestätisches Auftreten der großen Geschlechter nicht liebte, aber doch ein prachtvolles Florenz haben wollte, ließ sich die Pläne vorlegen, nötigte jenen angeblich zu einer „allzu vornehmen“ Rustikafassade und verbot ihm die Buden im Erdgeschoss. (Strozzi hätte dem Lorenzo gar nie glaubhaft machen können, dass er die Rustika fürchte „per non esser oosa civile“, während so viele andere Florentiner sie anwandten, und vollends nicht, dass er unten Buden anbringen wolle.) Der Bau sollte ohne Eingriff in das Kapital aus den bloßen Einkünften bestritten werden, was auch trotz anderer Bauten und Überteuerung beim Platzankauf gelungen wäre, wenn nicht Strozzis Tod 1491 eine Stockung herbeigeführt hätte. Sein Testament verpflichtete die Söhne zum Ausbau, unter Bedrohung, dass sonst der Palast an Lorenzo magnifico und eventuell an die Zunft der Kaufleute oder an das Spital S. Maria nuova fallen solle. Sie ließen es sich gesagt sein und der berühmte Filippo Strozzi der Jüngere vollendete den Bau 1533.

An einem anmutigen Privatbau zu Mailand (Casa frigerio bei San Sepolcro) steht geschrieben, „elegantiae publicae, commoditati privatae“.

Die Sinnesweise des vornehmen Privatbaues wird gegen 1500 auch theoretisch besprochen und auf bestimmte Grundlagen und Ziele zurückgeführt.

Die Schrift des Neapolitaners Jovianus Pontanus „de magnificentia“ definiert den Prachtliebenden, den magnificus besonders auch in bezug auf das Bauen, mit Belegen aus Neapel und Sizilien. Vier Sachen bedingen die höhere Würde eines Baues: der Schmuck, den man eher übertreiben, die Größe, in der man sich eher mäßigen soll, die Trefflichkeit des Materiales als Beweis, dass keine Kosten gescheut werden, und die ewige Dauer, welche allein den von jedem ersehnten unvergänglichen Ruhm sichert. Anekdote von einem Catanesen, welcher sich an enormen Fundamenten arm baute und sich damit tröstete, schon daraus werde wenigstens die Nachwelt schließen, dass er ein großer Herr gewesen. — Das Geld muss nicht bloß tatsächlich ausgegeben, sondern sichtbarlich gerne und mit der wahren Verachtung ausgegeben worden sein. Nur von vollkommenen Gebäuden geht die Bewunderung auch auf die Erbauer über; man kommt aus fernen Ländern, um sie zu bestaunen und Dichter und Geschichtsschreiber müssen deren Ruhm verbreiten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Kunst der Renaissance in Italien - Architektur