Von den Leiden der Verdauungsorgane

7. Von den Leiden der Verdauungsorgane.

Unsere künstliche Diät wird erst durch unser künstliches Leben notwendig.


Hufeland.

§. 250.

Das Gefühl des Hungers erweckt in dem gesunden Menschen den Trieb, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die im Magen und in den Gedärmen durch einen höchst mannigfaltigen Hergang in organische Materie umgewandelt werden. Der Mund nimmt die Speisen auf, die Zähne zerteilen sie durch den Mechanismus des Zerkauens, hier werden sie durch den reichlich abgesonderten Speichel zum Teile bloß befeuchtet, zum Teile aber auch schon etwas aufgelöst, von da gehen sie durch den Schlund in den Magen, in welchem, und nachdem sie aus demselben in die Sphäre der Gedärme getreten sind, jener wunderbare ordnungsgemäße Prozess vor sich geht, der kürzlich geschildert worden; so werden sie endlich zum Wiederersatze der durch die Lebenstätigkeit verloren gegangenen und verzehrten Materie geeignet, indes ihr überflüssiger Teil, als ein zur Beförderung der tierischen Ökonomie unbrauchbarer Stoff, durch eine eigene organische Verrichtung aus dem Körper entfernt wird.

§. 251.

Wenn also die genannten operierenden Eingeweide nicht vollkommen gesund sind, so kann auch der Akt der Verdauung, der ihr Werk ist, nicht gesundheitsgemäß von Statten gehen. Jene geschilderten Organe aber können auf verschiedene Weise diesen Prozess und seine Folgeverrichtungen hindern.

Die sitzende Lebensweise bringt die genannten Organe in einen solchen Zustand, wo durch den gesundheitswidrigen Druck der Eingeweide, Blutanhäufungen und Ansammlungen von Flüssigkeiten entstehen, die sie selbst bereiten und die durch die gehinderte Bewegung in ihnen stocken, und deswegen nur wenig oder gar nichts zur allgemeinen Ernährung beitragen können. So z. B leidet der Mann, der sehr viel sitzt, gewöhnlich an Magensäure, Magendrücken, Verstopfungen usw., denn seine Leber und Milz ist krank. Daher werden ein zähes, dickes, wenig Lebensstoff enthaltendes Blut und zähe Säfte in der tierischen Maschine bereitet, die Galle enthält gleichfalls eine ähnliche Beschaffenheit. Werden diese Säfte mit dem Nahrungssafte vermengt, der aus Nahrungsmitteln erzeugt wurde, die ihrer Menge und Beschaffenheit nach auch allen diätetischen Anforderungen entsprechen, so können sie keinen gesunden Speisebrei erzeugen; aus diesem kann kein ersprießlicher Milchsaft in den Gedärmen entwickelt werden, und aus diesem wieder kein Blut, das allen organischen und vitalen Verhältnissen der tierischen Maschine entspräche.

Sind nun die Nahrungsmittel und Getränke auch nicht die zusagendsten, so müssen umso schneller Leiden der Verdauungsorgane, welche einer näheren Betrachtung unterzogen werden müssen, entstehen.

Von den Verdauungskrankheiten wollen wir folgende betrachten:


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Krankheit der Reichen