Von den natürlichen Ausleerungen

C. Von den natürlichen Ausleerungen.

§. 265.


Der Mangel an aktiver Bewegung, der Genuß mannigfaltiger Speisen und geistiger Getränke beschränkt oder vermehrt leider nur zu oft die natürlichen Ausleerungen durch den After, und erzeugt Verstopfung oder Durchfall, bei Vielen Koliken oder wohl gar krampfhafte Zustände des Magens und der Gedärme, die unter der Form von Blähungen auftreten. Nicht allein der Mangel an Bewegung, der den Umlauf der Blutmasse durch die Eingeweide und deren Gefäße im Unterleibe verhindert, sondern diese Eingeweide selbst erzeugen dadurch zähe oder zu scharfe Säfte. Dies gilt besonders von der Leber, durch welche eine, weder der Quantität noch der Qualität nach, gesunde, in der tierischen Ökonomie verwendbare Galle ausgeschieden wird.

§. 266.

Die natürliche tägliche Ausleerung durch den Stuhlgang ist unbedingt zum Wohle der tierischen Maschine notwendig, denn dadurch müssen jene Stoffe, die die Kraft der Verdauung nicht in tierische Massen umwandeln kann, und andere nicht mehr verwendbare Säfte, als Schleim und Galle, aus dem Körper entfernet werden. Die Natur kündigt den Trieb, den Darmkot auszuleeren, durch eine eigene Empfindung in jenen Organen an, denen sie dieses Geschäft anvertraute.

§. 267.

Nach Verschiedenheit des Alters, Geschlechtes, Temperamentes, der Körperbeschaffenheit, überstandenen Krankheiten und Verschiedenheit der Nahrungsmittel und Getränke, und der Berufsgeschäfte, oft auch nach Gewohnheit kündigt sich dieser Trieb ein-, oft zweimal des Tages an. „Es ist keineswegs gleichgültig, ob und wie lange wir den Willen zur Verschließung der Mastdarmöffnung wirken lassen; sondern wir müssen uns damit allemal nach dem Triebe zum Stuhlgange, den die Natur zu erkennen gibt, richten, und wenn dieser Trieb sich meldet, unsern Willen zur Verschließung der Mastdarmöffnung nicht länger wirken lassen, als es nötig ist um an den Ort zu gelangen, wo man sich des Unrates entledigen kann. Halten wir länger den Stuhlgang zurück, so wird entweder der Mastdarm durch den, vor dem Ausgange verweilenden Unrat zu sehr ausgedehnt und geschwächt und die Hämorrhoidalgefäße werden gedrückt, wodurch Gelegenheit zur goldenen Ader gegeben wird, oder der Unrat wird wieder in den dicken Darm zurück gepresst, und der Drang zum Stuhlgange verliert sich ganz wieder; die Fäulnis des Unrates nimmt zu, die resorbierenden Gefäße des Darmes werden zur Aufnahme der flüssigen Teile des Unrats, die dem Organismus allemal schädlich sein müssen, genötigt, und die zurückbleibenden Teile desselben verhärten immer mehr, wodurch dann der später erfolgende Stuhlgang sehr erschwert werden muß.“ (Vaillant.)

§. 268.

Folgende diätetische Winke sollten Personen, die an Hartleibigkeit leiden, nicht vernachlässigen.

1. Sie müssen viel aktive Bewegung machen, in reiner freier Luft.

2. Sie müssen mehr trinken als andere Menschen, Wasser, und wenn sie die Gewohnheit haben, Wein zu trinken, so müssen sie nie Freunde vom roten sein, denn alle roten Weine üben eine zusammenziehende Kraft auf die Eingeweide aus und machen die Hartleibigkeit, die sie nur zu oft allein erzeugen, unheilbar.

§. 269.

3. Grobe und mehliche Speisen müssen sie mit saftigem Gemüse und süßsäuerlichen Obstarten vertauschen, was bei Reichen zu erwähnen überflüssig ist.

4. Zum Frühstück, wenn sie an Schokolade oder Tee gewöhnt sind, sollten sie lieber einen schwachen Kaffee mit guter Milch wählen.

5. Der allzu lange Schlaf vermehrt die Hartleibigkeit; fünf bis sechs Stunden und nicht mehr genügen solchen Menschen.

§. 270.

6. Sind sie Tabakraucher, so wird eine Pfeife Tabak, am Morgen geraucht, gar oft ihren Stuhl befördern.

7. Ich warne sie, nie den Trieb zum Stuhlgange zu unterdrücken, oder diese naturgemäße Mahnung aus überflüssigem Eifer bei Tische oder bei der Berufsarbeit zu überhören. Ja auch der geringsten Neigung zur Stuhlausleerung müssen solche Menschen Folge leisten, weil die Natur oft auf solche Weise das Bedürfnis zu erfüllen nicht abhold ist.

8. Dauert das Übel hartnäckig fort, so sollten sich solche Menschen also gleich ohne Verzug an einen Arzt wenden; ja nicht gewisse Pillen und Mixturen einnehmen, die meist veraltet, fast immer nachteilig, sei es nun in der Gegenwart oder Folge, wirken; man untergräbt auf diese Weise, wie es tausend Beispiele dartun, die eigene Gesundheit und verschlimmert fast immer den krankhaften Zustand.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Krankheit der Reichen