Von den Strümpfen und Schuhen

e) Von den Strümpfen und Schuhen

Die Füße sind der Wärme und der Kälte, Nässe und Feuchte, und den Veränderungen der Witterung überhaupt am meisten ausgesetzt. Die Erkältung der Füße, die durch die immerwährende Bewegung und die dadurch notwendig vermehrte Hautausdünstung um so leichter möglich wird, erzeugt rheumatische und gichtische Leiden, wovon besonders Menschen aus den vornehmen Ständen, die wenig aktive Bewegung machen, wenn sie zufällig eine solche unternehmen, um so leichter befallen werden


§. 68.

Eine zweckmäßige Bekleidung für den Fuß, die der Individualität und der Jahreszeit vollkommen entspricht, ist also keine gleichgültige Sache für die Gesundheit.

§. 69.

Die Strümpfe sollen entweder aus Zwirn oder aus Wolle gearbeitet sein, nicht eng und knapp anliegen, um den Füßen vollkommene Freiheit zu ihren Bewegungen zu gestatten, und weder die Nervengebilde, noch die Blutgefäße drücken.

§. 70.

Die Strumpfbänder, meint Professor Hartmann, sind sehr zu tadeln. So unbedeutend sie an sich scheinen: so große und verderbliche Wirkungen können sie hervorbringen, besonders wenn sie fest angelegt werden.

Indem sie die Stämme der Blutgefäße und Nerven zusammenschnüren, heben sie allen Lebenseinfluss in den Füßen, und den Zurücklauf der Säfte aus denselben. Kälte und Abmagerung, oder Anschwellung, Blut- und Pulsadergeschwülste, Steifigkeit und hartnäckige Geschwüre der Füße werden dadurch nur zu sehr begünstigt. Wer aber die Strumpfbänder nicht entbehren kann, der muß wenigstens sehr breite wählen, besonders solche, welche aus Schafwolle gestrickt sind, und einen geringen Grad von Elastizität haben; Eigenschaften, durch welche die Stärke des Druckes vermindert wird.

§. 71.

Was die Schuhe der Frauen und Mädchen betrifft, die wir früher berühren wollen, so dürfen sie nicht eng und klein sein, und den Fuß in seinen Bewegungen nicht beschränken, denn unser Fuß wird beim Gehen gestreckter und länger. Ein Schuh aber, dessen Sohlen klein gestaltet sind, wo das Oberleder hervorragt, preßt den ganzen Fuß, krümmt die Zehen auf eine unnatürliche Weise, beschränkt die Muskeln und Bänder, beeinträchtigt die Knochen in ihren Gelenken, verhindert den Zufluss des Blutes, verringert die Wärme und die Ausdünstung an denselben; vernichtet also einen wichtigen Zweck, den die Natur mit dieser Ableitung beabsichtigte, und erzeugt Krankheiten, von denen Mädchen und Frauen nichts wissen, die der Eitelkeit nicht huldigen, sondern die Gesundheit als Hauptzweck betrachtend, diesen mit der herrschenden Mode zu vereinen bemüht sind, und wenn dieses nicht möglich ist, diese jener aufopfern.

Deswegen wissen sie auch nichts von Schwielen, Verhärtungen, Leichdörnern, Steifigkeit der Gelenke usw.

Je bequemer die Schuhe, je weniger hoch die Absätze sind, je mehr ihr Stoff, aus dem sie verfertigt werden, Leder, Seide, Zeug oder Sammet, der Jahreszeit entspricht, desto mehr haben sie auf den Namen eines gesundheitsgemäßen Kleidungsstückes Anspruch zu machen.

§. 72.

Die Männer tragen nun immer seltener Schuhe, außer auf Bällen und bei besonderen Feierlichkeiten; im Sommer wegen der Leichtigkeit, und diese haben bei weitem jene Nachteile nicht. Würden aber die Stiefel nicht so eng und knapp sein, so würden auch sie nicht oft Gelegenheit haben, über Schwielen, Verhärtungen, Hühneraugen usw. Klage zu führen.

Somit hätte ich mich bemüht, durch diese skizzierten Bemerkungen über die Kleidung im Allgemeinen, über ihre Stoffe und Formen, den höchst wichtigen Einfluß, den sie auf unser körperliches Wohlbefinden äußert, zu schildern, und die Krankheiten namhaft zu machen, die sich Jene zuziehen, die bei den Kleidermoden und bei dem Kleiderwechsel die goldene Mittelstraße einzuschlagen vernachlässigen.

§. 73.

Die gesunde Vernunft gibt uns wie in jedem, so auch in diesem physischen Bedürfnisse den Maßstab an die Hand, und die Erfahrung zeigt, wenn wir uns an ihn halten, daß wir uns geistig und körperlich dabei wohlbefinden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Krankheit der Reichen