Die Juden beim Gouverneur

Am frühen Morgen eilte eine Deputation von Juden, 40 an der Zahl, zum Gouverneur, um ihn um Schutz anzuflehen. Er gab zur Antwort, dass er nichts tun könne, da er noch keine Befehle aus Petersburg bekommen habe. Gleichzeitig aber verbot eben derselbe Herr von Raaben den Telegraphenstationen irgend welche Privattelegramme nach Petersburg anzunehmen. Nun bat die Deputation, wenigstens im Hofe des Gouverneurs bleiben zu dürfen, da die rasenden Banditen auf dem gegenüberliegenden Platze warteten. Der Gouverneur aber befahl, die Leute, wenn sie nicht gehen wollen, aus dem Hofe zu jagen. Kaum befand sich die Abordnung einige Schritte vor dem Hause des Gouverneurs, als sich die Banditen auf die Juden stürzten. Unter den Fenstern des Gouverneurs wurde ein Jude totgeschlagen und viele verwundet.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Judenmassacres in Kischinew (1903)