Christliche Ausnahmen
Es wäre Ungerechtigkeit und Undankbarkeit, wollte man nicht von jenen Christen sprechen, die in diesen Tagen sich als wahrhafte Menschen, als leuchtende Ausnahmen gegenüber einer wahnsinnig verrohten Umgebung erwiesen haben. Schon darum muss man sie besonders nennen und sich ihrer mit Hochachtung erinnern, weil es so wenige waren.
Da ist vor allem ein Priester zu nennen, der jüdische Familien zu sich nahm, indes sein Sohn sich unter den Banditen befand. Dann Herr Nasarow, ein Mitarbeiter der Zeitung „Nowosti“, der auf der Straße einen von den Banditen überfallenen alten Juden schützen wollte und dabei selbst erschlagen worden wäre, wenn nicht plötzlich einer geschrieen hätte: „Was tut Ihr da? Ihr schlaget ja einen Christen!“
Ingenieur Kusch, der Obmann eines Feuerwehrvereins, rückte mit der Feuerspritze aus, und es gelang ihm, ein paar Straßen zu säubern.
Der Arzt Doroschewsky hat viele jüdische Familien von Ärzten, Zahnärzten und anderen zu sich genommen und gerettet.
Der Polizeikommissar des dritten Rayons hat in dem ihm unterstellten Bezirk alle jüdischen Häuser vor den Banditen geschützt.
Hauptmann Michajlow, welcher mit seiner Kompagnie aus Bendery nach Kischinew eilte, ließ sofort vor einem Hause, aus, welchem herzzerreißende Hilferufe drangen, Halt machen und einige Soldaten zum Schutze in die Wohnung eindringen. Leider fanden die Soldaten wenig mehr zu tun als die Sicherung zweier Leichen von Frauen, die eben erschlagen worden waren. Michajlow erhielt später eine Rüge vom Oberkommandanten wegen Verletzung der Disziplin, hingegen zwei Wochen später (während der Drucklegung dieser Schrift) für seine Menschenliebe aus Petersburg eine Auszeichnung — dies aber nur infolge der Intervention des Oberkommandierenden des Odessaer Militärbezirkes Mussin-Puschkin, von dem wir noch sprechen werden.
Rühmen muss man noch einige Studenten, die einen alten Juden dadurch vor den nachfolgenden Banden gerettet haben, dass sie ihn trotz dem Widerstände der anderen Passagiere in einen Tramwaywagen aufnahmen.
Am Schluss aber müssen mit besonderer Ehre genannt werden der Bürgermeister von Kischinew Alexander Schmidt und der Adelsmarschall des Gouvernements Krupensky, die nach ihrer Kraft unternahmen, was sie zum Schutze der Juden tun konnten. Der Bürgermeister begab sich in der ersten Stunde der Ausschreitungen zum Gouverneur und Vize-Gouverneur und forderte — leider vergeblich — das sofortige Einschreiten des Militärs. Adelsmarschall Krupensky war es, durch dessen Intervention von Bendery Montag früh der jüdische Doktor Mutschnik nach Petersburg die Geschehnisse telegraphieren konnte. Man darf vielleicht bei dieser Gelegenheit vor greifend bemerken, dass Krupensky nicht nur sofort eine bedeutende Summe für die verunglückten Juden spendete, sondern auch sein ganzes Haus als Lazarett für die Verwundeten einrichtete und selbst an deren Pflege teilnahm.
Es werden noch vereinzelt humane Handlungen einiger Männer in Berichten erwähnt. Es ist kein Zweifel, dass später jüdische Dankbarkeit die Namen aller Ausnahmemenschen zur Kenntnis bringen und erhalten wird.
Leider waren diese Männer ihrer Zahl nach verschwindend in der vieltausendköpfigen Masse der Unholde und ihre Kraft war zu schwach, als dass sie in der Finsternis mehr als einen kleinen Lichtpunkt darstellen könnten.
Da ist vor allem ein Priester zu nennen, der jüdische Familien zu sich nahm, indes sein Sohn sich unter den Banditen befand. Dann Herr Nasarow, ein Mitarbeiter der Zeitung „Nowosti“, der auf der Straße einen von den Banditen überfallenen alten Juden schützen wollte und dabei selbst erschlagen worden wäre, wenn nicht plötzlich einer geschrieen hätte: „Was tut Ihr da? Ihr schlaget ja einen Christen!“
Ingenieur Kusch, der Obmann eines Feuerwehrvereins, rückte mit der Feuerspritze aus, und es gelang ihm, ein paar Straßen zu säubern.
Der Arzt Doroschewsky hat viele jüdische Familien von Ärzten, Zahnärzten und anderen zu sich genommen und gerettet.
Der Polizeikommissar des dritten Rayons hat in dem ihm unterstellten Bezirk alle jüdischen Häuser vor den Banditen geschützt.
Hauptmann Michajlow, welcher mit seiner Kompagnie aus Bendery nach Kischinew eilte, ließ sofort vor einem Hause, aus, welchem herzzerreißende Hilferufe drangen, Halt machen und einige Soldaten zum Schutze in die Wohnung eindringen. Leider fanden die Soldaten wenig mehr zu tun als die Sicherung zweier Leichen von Frauen, die eben erschlagen worden waren. Michajlow erhielt später eine Rüge vom Oberkommandanten wegen Verletzung der Disziplin, hingegen zwei Wochen später (während der Drucklegung dieser Schrift) für seine Menschenliebe aus Petersburg eine Auszeichnung — dies aber nur infolge der Intervention des Oberkommandierenden des Odessaer Militärbezirkes Mussin-Puschkin, von dem wir noch sprechen werden.
Rühmen muss man noch einige Studenten, die einen alten Juden dadurch vor den nachfolgenden Banden gerettet haben, dass sie ihn trotz dem Widerstände der anderen Passagiere in einen Tramwaywagen aufnahmen.
Am Schluss aber müssen mit besonderer Ehre genannt werden der Bürgermeister von Kischinew Alexander Schmidt und der Adelsmarschall des Gouvernements Krupensky, die nach ihrer Kraft unternahmen, was sie zum Schutze der Juden tun konnten. Der Bürgermeister begab sich in der ersten Stunde der Ausschreitungen zum Gouverneur und Vize-Gouverneur und forderte — leider vergeblich — das sofortige Einschreiten des Militärs. Adelsmarschall Krupensky war es, durch dessen Intervention von Bendery Montag früh der jüdische Doktor Mutschnik nach Petersburg die Geschehnisse telegraphieren konnte. Man darf vielleicht bei dieser Gelegenheit vor greifend bemerken, dass Krupensky nicht nur sofort eine bedeutende Summe für die verunglückten Juden spendete, sondern auch sein ganzes Haus als Lazarett für die Verwundeten einrichtete und selbst an deren Pflege teilnahm.
Es werden noch vereinzelt humane Handlungen einiger Männer in Berichten erwähnt. Es ist kein Zweifel, dass später jüdische Dankbarkeit die Namen aller Ausnahmemenschen zur Kenntnis bringen und erhalten wird.
Leider waren diese Männer ihrer Zahl nach verschwindend in der vieltausendköpfigen Masse der Unholde und ihre Kraft war zu schwach, als dass sie in der Finsternis mehr als einen kleinen Lichtpunkt darstellen könnten.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Judenmassacres in Kischinew (1903)