Schlusswort

Wir schreiben das Schlusswort, während noch immer die russischen Juden unter den Schrecken neuer Ausschreitungen zittern, während noch immer die Unglücklichen von Kischinew der wahrhaften Hilfe harren, indes allmählich die eingelaufenen Spenden in provisorischer, unzureichender Hilfe fast aufgebraucht wurden.

Wir haben gesagt, dass wir, die Wahrheit vermittelnd, die größte Schande und das größte Unglück aufdecken wollen.


Wenn jetzt für die notgepeitschten Juden ein Wort gesprochen werden soll, so kann es nicht sein um eines kleinen Mitleids oder um eines kleinen Almosens willen.

Eine große Hilfe in Wort und Tat muss der großen jüdischen Volksnot entsprechen.

Die Süden sollen zuerst aufgerufen werden. Denjenigen unter ihnen, die schon für das Werk der Volksbefreiung sich vereinigt haben, müssen sich die anderen zugesellen, die sonst nur augenblicklich jüdische Not zu lindern versuchen.

Aber auch die Nichtjuden, die wahrhaft menschlichen, die gewohnt waren, mit Abwehr oder Protest die Süden zu verteidigen, müssen sich zur Tat entschließen, wenn sie wirkliche Judenfreunde sind.

Wir nannten schon diese Tat. Man muss es möglich machen, dass Süden, statt aus dem Elend ins Elend zu wandern, statt dass man ihnen ein Almosen in die Hand druckt, im Orient angesiedelt werden, als freie Menschen, die von freier Arbeit leben können.

Das muss die Parole sein, die man Ereignissen, wie den Kischinewer, entgegensetzt, und die Taten und die Gaben sollen dieser Parole folgen.

Was Maxim Gorki der russischen Gesellschaft zugerufen hat, das rufen wir den Süden

und allen wahrhaften Menschen zu:

„Es ist euere Pflicht, den unglücklichen und verwaisten Juden zu Hilfe zu kommen, den Söhnen jenes Volkes, das der Welt so viele wahrhaft große Männer gegeben hat und das, trotz seiner furchtbar unterdrückten Lage, auch jetzt so viele Lehrer der Wahrheit und Schönheit hervorbringt.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Judenmassacres in Kischinew (1903)