... Der Christ sieht daher in jedem anderen Menschen seinen Bruder, der Jude seinen Feind ...

Derjenige Jude, der über die festen, man möchte sagen, unübersteiglichen Verschanzungen, die vor ihm liegen, zur allgemeinen Gerechtigkeits-, Menschen- unk Wahrheitsliebe hindurchdringt, ist ein Held und ein Heiliger. Ich weiß nicht, ob es deren gab oder gibt. Ich will es glauben, sobald ich sie sehe. Nur verkaufe man mir nicht schönen Schein für Realität! — Möchten doch immer die Juden nicht an Jesum Christum, möchten sie doch sogar an keinen Gott glauben, wenn sie nur nicht an zwei verschiedene Sittengesetze und an einen menschenfeindlichen Gott glaubten. — ...
Befürchtet der Staat von gewissen Meinungen üble Folgen, so kann er alle, die bekanntermaßen denselben zugetan sind, von der Fähigkeit, Bürger zu werden, ausschließen; er darf von allen, die das Bürgerrecht begehren, die Versicherung, dass sie jenen Meinungen entsagt haben, und die feierliche Übernehmung der neuen, jenen Lehren widerstreitenden Verbindlichkeiten fordern; er darf alle, welche diese Versicherung nicht geben wollen, von seiner Gemeinschaft und von dem Genüsse aller Bürgerrechte ausschließen.
Fichte, Französische Revolution.

Aber auch vom ethischen Gesichtspunkte ist die Unverträglichkeit der Juden mit dem deutschen Staate klar, wenn es ihnen auch gelingen sollte, sich mit den direkt entgegenstehenden Vorschriften ihrer Religion abzufinden.


Die christliche Religion ist in Deutschland Staats-Religion und von der christlichen Moral sind alle bürgerlichen Einrichtungen durchdrungen und gefärbt.

Das Christentum — und zwar in deutscher Auffassung und Entwicklung — ist hier das sittliche Fundament der bürgerlichen Gesellschaft. Es mag dies von einem höheren Gesichtspunkte aus als ein Mangel erscheinen, aber es ist glücklicher Weise kein bedeutender. Die christliche Ethik ist den Bedingungen der Menschheit entsprechend, und auf die Mythe kommt es nicht an. — Dem Christentum aber sind die Juden feind, und zwar gerade seiner Moral.
Während das Judentum auf einen, nur in der Familie erblichen, gegen die übrige Menschheit gerichteten Sozietätsvertrag mit Jehovah, als dem Chef des Hauses Israel beruht, ist das Christentum die Religion der allgemeinen Gleichberechtigung und Menschenliebe, eine Weltreligion. —

Der Christ sieht daher in jedem anderen Menschen seinen Bruder, der Jude seinen Feind; denn da er sich für auserwählt hält, muss er die Zurücksetzung und Benachteiligung der Anderen verlangen.

Als Isaak seinem Sohn Jakob den letzten Segen gibt, wünscht er 1. Mose 27, 29:
„Völker müssen dir dienen und Leute müssen dir zu Fuße fallen. Sei ein Herr über deine Brüder und deiner Mutter Kinder müssen dir zu Fuße fallen. Verflucht sei, wer dir flucht, gesegnet sei, wer dich segnet!“

Sklaverei ist deshalb die natürliche Voraussetzung des jüdischen Staates. Weil Jehovah und Moses männlich sind, kommt das Weib ebenfalls um sein Recht. Sie ist nur Eigentum des Mannes und demselben willenlos unterworfen. Die Vielweiberei versteht sich von selbst. —

Indem aber Jehovah die Juden zum Nachteil der übrigen Welt bevorzugt, verlässt er die göttliche Gerechtigkeit und so kompromittiert darf er es nicht mehr wagen, sich an das sittliche Gefühl seines Volkes zu wenden. Er ist nun genötigt, das letztere durch Versprechungen von Vorteilen und durch Androhungen äußerer Strafen in striktem und kritiklosem Gehorsam zu erhalten, und er stellt sich deshalb als ein Gott der Rache dar, welcher die Sünden der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied.

Eine Zusammenstellung solcher profanen Lockungen und grässlichen Warnungen findet man 5. Mose 28.
Er kann nicht mehr verlangen, dass die Juden die allgemeinen sittlichen Grundsätze, welche er selbst durchbrochen hat, achten, sondern er muss ihnen bestimmte praktische Vorschriften geben. Dadurch erhalten sie zur Beurteilung ihrer Handlungen nicht den Maßstab des inneren Wertes, sondern den des äußeren Erfolges und der Übereinstimmung mit dem Buchstaben.

Das Christentum stellt der besonderen jüdischen die allgemeine menschliche Moral entgegen, und wenn gelegentlich der Jude sich dieser letzteren unterwirft, so tut er das in Ungehorsam und weil der Mensch in ihm nicht ganz von dem Juden unterdrückt ist.

Das Christentum will den Menschen zu Gott emporheben, der Jude zieht seinen Gott zu sich herab. —
Das Christentum sucht die sittlichen Prinzipien durch die religiöse Form lebendig zu machen, das Judentum benutzt die letztere, um sie zu umgehen.

Jehovah ist der Gott der Bevorzugung und des Unrechtes. Der Gott der Christen ist der Gott der Liebe und Gnade, ein allumfassender, väterlicher Gott.

Die Zwecke des Christentums sind nicht äußerliche, materielle Erfolge, sondern geistige; sein Reich ist nicht von dieser Welt. Es will den Menschen nicht reich machen, sondern bessern; es klammert sich nicht an das Wort, sondern sieht auf das Herz; es verheißt nicht Wohlleben, sondern moralische Befriedigung; sein Resultat ist nicht Anmaßung, sondern Würde.

Eine Versöhnung dieser Gegensätze ist unmöglich.

Wenn der Jude die christliche Lehre der menschlichen Gleichberechtigung anerkennen wollte, so würde er das Fundament des Judentums zerstören, während doch das Christentum ihm eine, seinem Geschmack zusagende Entschädigung für diese Konzession nicht zu bieten vermag.

Seine Verheißungen beziehen sich nicht auf die christliche Seligkeit des befriedigten Gewissens, nicht auf den Himmel des armen Dulders. Ihm ist weltliches Wohlleben versprochen unter der Bedingung des buchstäblichen Gehorsams, und ihm ist starre Überhebung anbefohlen. Er soll andere Menschen nicht für seines Gleichen halten, er soll die Philister schlagen; denn diesen will ja Jehovah Unrecht tun, um mit ihrem Eigentum seine Zusagen zu erfüllen.

Man sieht also, dass es sich hier nicht bloß um Abweichungen in der religiösen Form handelt, und dass die Juden nie bereit sein könnten, ihre Absonderung aufzugeben. Ihrem Gesetze und ihrem inneren Wesen gehorsam haben sie vielmehr Jahrtausende hindurch gegen alle übrigen Völker strenge Abgeschiedenheit beobachtet. Und wo jetzt christliche Staaten, dem Prinzip der Duldsamkeit folgend, ihrerseits die Schranken aufheben, liegt die Veranlassung nicht in einer Sinnesänderung der Juden — die unmöglich ist —, sondern in der missverstehenden Liberalität dieser Staaten selbst.

Die Juden beharren in ihrem Gegensatz. Noch heute verstümmeln sie ihre Kinder, um diesen das verordnete äußere Symbol der Absonderung anzuheften. Sie haben sich nicht einmal herbeigelassen, ihren Sabbat auf den Sonntag der übrigen Welt zu verlegen, obschon der jetzt bestehende Unterschied nirgend in ihrer Religion geboten ist, sondern ohne allen dogmatischen Konflikt aufgehoben werden könnte, wie er willkürlich eingeführt worden ist, und obschon ihnen eine ehrliche Existenz unmöglich sein muss, wenn sie auch noch den Sonntag des christlichen Staats respektieren, und also in der Woche nur fünf Arbeitstage haben sollen.

Viele jüdische Feste sind nicht religiöse, sondern historische Volksfeste. — So ist das Passahfest das Fest der Flucht aus Ägypten, und der an demselben genossene ungesäuerte, gedörrte Brotteig — Matzen — ist die Erinnerung daran, dass man damals nicht mehr Zeit gehabt habe, das Brot für die Wanderung zu säuern und zu backen.

Das Laubhüttenfest ist das jüdische Erntefest und zugleich Erinnerung an ihre ägyptischen Wohnungen.

Aber ihr Purim ist das Fest der Rache, welcher sie sich an einem Volke, das sie aufgenommen hatte, erfreuten, nicht allein gegen ihre wirklichen Verfolger, sondern auch gegen Jene, welche nur eine unfreundliche Gesinnung zu haben schienen. „Also schlugen die Juden an allen ihren Feinden mit der Schwerdtschlacht und würgeten und brachten um, und täten nach ihrem Willen an denen, die ihnen Feind waren.“
Esther 9, 5.

Manche andere Gebräuche noch wurzeln in dem Gefühle, ein besonderes Volk zu sein, und dem Streben, sich als ein solches zu erhalten.
Dieses Streben zeigte sich unter der ganzen europäischen Judenschaft noch sehr lebhaft, als Napoleon I. ein Synedrium nach Paris berief, um durch den wiederherzustellenden alten obersten Gerichtshof Jerusalems auf die in allen Ländern zerstreuten Juden zu wirken und diese zu Organen seiner Politik zu machen.

Aus keinem Lande kamen Proteste, nirgends erklärten die Juden sich zum Volke des Landes, das sie bewohnten, sondern allseitig wurde die neue Ära des Judentums mit Freude begrüßt.

Schon Pharao sagte 2. Mose 10:
„Denn wo sich ein Krieg erhöbe, möchten sie sich auch zu unseren Feinden schlagen und wider uns streiten.“

Die Juden stellen sich also nicht innerhalb des deutschen Staates und des deutschen Volkes, sondern demselben gegenüber. — So hat sie auch das Letztere von jeher als Fremde behandeln müssen.

Anfänglich, als des deutschen Reichs Kammerknechte persönliches Eigentum der Kaiser, welches dieselben verkauften, verpfändeten oder verschenkten, dann in einzelnen gesonderten kleinen Kolonien bald geduldet, bald vertrieben, gelegentlich ausgerottet und doch wiedergekommen, immer unter besonderen eingeschränkten Verhältnissen als „Schutzjuden” etc., bis in neueste Zeit lebend, haben sie durch Tradition kein anderes Recht erwerben können, als dasjenige, welches ihnen von ihrem eigenen Standpunkte aus zukommt: nämlich das Recht der Fremden, welche jeder zivilisierte Staat zwar gleich seinen eigenen Bürgern an Leib und Leben schützt, die in sich aufzunehmen und gar an seiner Verwaltung zu beteiligen er aber, nicht gezwungen werden kann.

Dass die Juden neuerdings zum Militärdienste herangezogen worden, gibt ihnen nicht eine Anwartschaft auf andere Staatsämter.

Der Militärdienst ist eine Pflicht, kein Recht, und eine Gegenleistung für den vom Staate gegebenen Schutz des Eigentums und Erwerbes. — Er hat den Charakter der Abgabe.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden und der deutsche Staat