Methoden des heutigen kapitalistischen Geschäftstriebes

Mit alledem ist aber die revolutionäre und schöpferische Rolle der Juden beim Aufbau der kapitalistischen Wirtschaftsweise nicht erschöpft.

Die kapitalistische Expansion setzte eine gründliche Umformung der auf dem Handwerk und auf der primitiven Form des Warenaustausches basierenden Produktions- und Konsumptionsweise voraus. Ein ganz anderer Geist und eine ganz andere Gesinnung, als sie im Zeitalter der Zünfte und Gilden herrschten, mussten beim Geschäftemachen einziehen. Und auch diese grundstürzende Umformung des Einzel- und des Gesamtgeschäftsgeistes wurde durch die Juden herbeigeführt.


Das ist ebenfalls ein sehr wichtiges aber auch ein sehr langes Kapitel, denn es umfasst nicht weniger als die gesamten Methoden des heutigen kapitalistischen Geschäftstriebes. Ich muss mich hier natürlich mit dem bloßen Hinweis auf die wichtigsten Gesichtspunkte und Geschäftsformen begnügen, die durch die Juden neu in die Volkswirtschaft eingeführt wurden.

Die Juden schufen als erstes das Recht auf Konkurrenz. Das Recht auf Konkurrenz bedeutet, seine Waren jedermann anbieten zu können und sie obendrein billiger anzubieten, als dies der Kaufmann um die Ecke oder der in der anderen Stadt tut. Dieses Recht auf Konkurrenz war ein Begriff, den man früher einfach nicht kannte. Nach den früheren Anschauungen hatte sozusagen jedermann ein bestimmtes Recht aufs Leben, das ihm von keinem Nebenbuhler beschnitten werden sollte und durfte. Das bedeutete für den Geschäftsmann das Recht auf einen gewissen Kundenkreis, in den kein anderer eindringen durfte, und außerdem das Recht auf einen bestimmten Preis für seine Waren. Dieser Preis sollte ihm die Möglichkeit bieten, ein Leben auf einer seinem Stande entsprechenden Höhe zu führen. Also galt eine Preisunterbietung durch einen Kollegen des gleichen Gewerbes als unzulässig; wer solches getan hatte, wäre aus der betreffenden Zunft ausgeschlossen worden. Darum wagten solches auch nur die sogenannten „Bönhasen“; so nannte man jene, die freiwillig oder gezwungen außerhalb der zünftlerisch festgegliederten Ordnung standen. Gegen diese im sogenannten „ehrlichen Handel“ üblichen Regeln liefen die Juden auf der ganzen Linie Sturm. Das heißt: sie waren immer und überall die Bönhasen. Und zwar schon gezwungenermaßen. Die Innungssatzungen zwangen die Zunftmitglieder, auf das Kreuz zu schwören. Das schloss die Juden von vornherein ohne weiteres aus allen Zünften und Gilden aus. Die Gesetze der Festgegliederten galten infolgedessen nicht für sie. Weil die Juden also nicht an die strengen Zunftregeln gebunden waren, die jeden Schritt des Zunftgenossen bestimmten, so konnten sie schon aus diesem Grunde auf allen Gebieten neue Methoden einführen, wenn ihnen diese lukrativer erschienen. Und das taten sie denn auch ohne jede sentimentale Rücksicht auf ihre christlichen und ihre jüdischen Nebenmenschen, denn diese Rolle entsprach außerdem ihrer spezifischen Geistigkeit, ihrer im Blute liegenden Beweglichkeit und ihrem rein abstrakten Verhältnis zu den Dingen, mit denen sie Geschäfte machten. Da dieses Verhältnis sich stets in Geld ausdrückte, so war ihre innere Beziehung zu den Dingen nicht größer, ob es zu dem erstrebten Geldresultat nun auf dem Wege über den Knochenhandel kam oder auf dem über den Edelsteinhandel. (Das aber ist das Grundproblem des Kapitalismus: alle Dinge, die erhabensten wie die niedrigsten, sind in ihm auf ihren Geldcharakter reduziert.) Also stand das vorteilhafte Geldresultat obenan, und damit verschwand dann ganz von selbst die Rücksicht auf den Kreis jener, die zufällig mit denselben Waren nach ihrem Lebensunterhalt strebten. Das aber bedeutete in der Praxis die Ausübung des Rechtes auf Konkurrenz.

In den zahlreichen Beschwerden, die in früheren Jahrhunderten von den Handwerker- und Kaufmannsgilden gegen den „Judenkommerz“ erhoben wurden, wie man diesen mit den Mitteln der Konkurrenz arbeitenden jüdischen Geschäftsbetrieb nannte, wird häufig erwähnt, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könne, wenn die Juden diese oder jene Ware billiger lieferten als der reelle Handwerker und Kaufmann, den sie dadurch ruinierten oder zum mindesten „in seinem berechtigten Lebensunterhalt herabsetzten“. Es ging jedoch beim Judenkommerz durchaus mit rechten Dingen zu. Die mannigfachen Behauptungen, denen man bis in unsere Gegenwart herein begegnet, das billigere Liefern der Juden sei immer auf irgendwelche betrügerische Manipulationen zurückzuführen, der Jude führe unter demselben Namen eine schlechtere Ware, er mogle mit dem Maß und Gewicht usw., — diese Unterschiebungen sind nicht stichhaltig; sie lösen das Problem nicht, wenn auch die erhobenen Vorwürfe gewiss hin und wieder berechtigt waren. Der Judenkommerz ist in seinem Wesen nicht betrügerischer als der sogenannte ehrliche Handel. Aber die Juden führten zwei ganz neue Prinzipien in den Handel ein. Das ist der Kern der Sache und des Rätsels Lösung. Diese beiden neuen Elemente sind: die Einführung der Surrogate (Ersatzstoffe) und die Einführung des Geschäftsgrundsatzes: Rascher Umsatz bei geringem Verdienst. Das waren zwei epochale Neuerungen von gewaltigster, die Technik wie den Umsatz umwälzender Bedeutung. Die Baumwolle ist z. B. ein Surrogat für die Wolle und auch für die Seide. Dadurch wurden die betreffenden Produkte billiger und gewiss auch weniger edel, als sie es waren, solange sie nur mit reiner Wolle und mit reiner Seide hergestellt worden waren. Aber die betreffenden Produkte wurden dadurch nicht immer schlechter, sondern mitunter sogar haltbarer, und die mit der rascheren Zunahme der Bevölkerung wachsenden Massenbedürfnisse, für die es anders keine Lösung gegeben hatte, konnten gerade dadurch in einer Weise befriedigt werden. Ähnliches gilt für den raschen Umsatz bei geringem Gewinn. Der Jude sagte: Besser ist es, das Geld im Jahr fünfmal mit je sechs Prozent Gewinn umzuschlagen, als bloß zweimal mit je zehn Prozent. Auch dieses ist die Voraussetzung für eine gesteigerte Produktionsweise, die bei Strafe des Stillstandes oder des Unterganges dem Wechsel der Konjunkturen folgen will und folgen muss. Und je mehr die Produktionsweise sich steigert, um so rascher wird der Wechsel der Konjunkturen. Wer ihnen nicht zu folgen vermag, wird automatisch aus dem Produktionsprozess ausgeschaltet. Das sind heute Selbstverständlichkeiten für den christlichen wie für den jüdischen Kaufmann; ehedem waren es verpönte jüdische Bönhasenmanieren.

Die Juden sind weiter die Väter der Geschäftsanzeige und der Reklame in ihren verschiedenen Formen. Denn diese wurden aus dem von den Juden sich angemaßten Recht auf Konkurrenz ganz von selbst geboren. Wer andern den Rang ablaufen will, mehr Waren als der andere absetzen will und vor allem rascher, der muss natürlich in irgendwelcher Form an die Kunden herantreten: persönlich, durch Vertreter, Agenten, Mittelsmänner, Geschäftsreisende, schriftlich durch gedruckte Anzeigen usw. Er muss auf diese Weise die Kunden darauf aufmerksam machen, was man alles bei ihm haben kann, und dass man es besser und billiger bei ihm haben kann als wo anders; er muss mit einem Wort das Publikum anreißen. Das war gemäß den oben dargelegten Gründen ein in der zünftig geordneten Produktionsweise selbstverständlich gänzlich unbekanntes und auch verpöntes Verfahren; der Kaufmann alten Schlages wartete ruhig auf seine Kunden, bis sie zu ihm kamen, und er bot ihnen nur das an, was sie verlangten. Es handelt sich in der Tat in allen diesen neuen Anreißermethoden beim Geschäftemachen um ursprünglich und ausnahmslos jüdische Manieren. Das System der Geschäftsreisenden wurde zuerst von den Juden aufgebracht, und die ersten Geschäftsanzeigen, denen man im 18. Jahrhundert in den Zeitungen begegnet, stammen fast immer von Juden.

Zur Reklame gehören auch das Schaufenster und die Schaufensterdekoration. Diese verlockende Zurschaustellung der Waren kannte man in den Frühzeiten des Handels ebenfalls nicht; es sind auch dies nachweisbar jüdische Errungenschaften. Selbstverständlich handelte es sich auch dabei nirgends um eine auf den Tag zu datierende Einrichtung, sondern immer nur um langsame Wachstumsprozesse zunehmender Zeitbedürfnisse.

Aus dem Recht auf Konkurrenz erwachsen alle Formen des Unterbietens. Eine dieser Formen ist das Abzahlungsgeschäft. Dadurch, dass man es dem Interessenten ermöglicht, größere Anschaffungen mit Hilfe selbst der allerkleinsten Abzahlungen zu machen, lockt man den Kauflustigen von jenen Geschäftsleuten weg, die nicht die nötigen Barmittel haben, um einem oder gar allen Käufern lange Kredite einzuräumen. Das Aufkommen der Abzahlungsgeschäfte hat sehr viel kleine Geschäfte geschädigt, aber diese Geschäftsmethode stellt doch einen unentbehrlichen Fortschritt dar. Sie war im Zeitalter der Massenproletarisierung ein kategorisches Bedürfnis. Die Idee der Abzahlungsgeschäfte stammt ebenfalls von den Juden, und alle Abzahlungsgeschäfte sind von jeher in den Händen von Juden.

Schließlich sind es auch die Juden gewesen, die den spezifischsten Typ des modernen Detailhandels geschaffen haben: Das Gemischtwarengeschäft großen Stils, das moderne Kaufhaus und das Warenhaus. Diese klassischen Typen des heutigen Detailhandels lassen ganz unzweideutig ihren jüdischen Ursprung erkennen. Es ist das Gewölbe des auf Pfänder leihenden Juden. Weil der Geldbedürftige beim Juden alles verpfändete, Kleider, Waffen, Schmucksachen, Haushaltungsgegenstände, fertige und unfertige Waren, Werkzeuge, Nahrungsmittel usw., und weil dauernd zahllose Pfänder niemals vom Entleiher wieder eingelöst wurden, so verfielen sie eben dem Juden. Weil der Jude für alles Verwendung hatte oder Verwendung finden konnte, wanderte auch alle Diebesbeute und alle Beute der Soldaten zumeist in die Gewölbe der Juden. Und sie trieben mit alledem Handel. Das ist die Urform des Warenhauses. Es ist gewiss ein weiter Weg bis herauf zu den modernen Kauf- und Warenhäusern der Wertheim, Tietz, Jandorf usw., die alle wahre Wunderwerke kaufmännischen Organisationsgenies sind, aber es ist ein ganz gerader Weg . . .

Das ist ein Teil der wichtigsten neuen Formen des kapitalistischen Handelsbetriebes, die von den Juden erfunden worden sind. Man kann gewiss sagen: alle diese neuen Formen waren bei einem bestimmten Grad der allgemeinen Entwicklung neue Bedürfnisse geworden, denen unbedingt Rechnung getragen werden musste. Aber dann waren es eben die Juden, von denen diese neuen Bedürfnisse am frühesten erkannt wurden. Und damit kommt man wieder zum gleichen Ergebnis.

Dass die Juden im Kleinsten wie im Größten das Bedürfnis einer Zeit häufig am frühesten klar erkannt haben, das eben macht ihre bestimmende Rolle beim Aufbau der kapitalistischen Wirtschaftsweise aus. Und darum will ich alle diese Darlegungen mit dem Hinweis auf die allerwichtigste, von den Juden am frühesten erkannte und auch erfüllte Zeitnotwendigkeit schließen: Die Juden waren es, die in der klaren Erkenntnis der Notwendigkeit eines gesteigerten Verkehrs die ersten und die meisten europäischen Bahnen gebaut haben. Die Rothschilds waren die ersten Eisenbahnkönige der Welt; die amerikanischen Eisenbahnkönige, die übrigens in der Mehrzahl auch Juden waren, kamen erst nach ihnen. Die Rothschilds haben in den 40er und 50er Jahren die französische Nordbahn erbaut, die österreichische Nordbahn, die itallenisch-österreichischen Bahnen und verschiedene andere. Diese Gründertätigkeit auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues ist neben der Gründung der Entdeckung Amerikas ohne Zweifel die epochalste wirtschaftspolitische Tat der Weltgeschichte. Und beides sind rein jüdische Gründungen. —

082. Das Judenschwein. Satirsche Kalenderillustration. Um 1800
083. Der Rosstäuscher. Karikatur von H. Ramberg. 1805
084. Trödeljuden im Husarenlager. Karikatur von H. Ramberg. 1805
085. Aus ,,Unser Verkehr“. Satirische Posse
Der Vater zum Sohn: „Loß Dich treten von de Leit,
loß Dich werfen aus de Stuben, loß Dich verklagen bei
de Gerichte, loß Dich setzen ins Hundeloch, loß Dich
peitschen, loß Dich martern halb taudt! aber Du musst
doch werden reich!“
086. „Man spricht von Geschäften“. Deutscher satirischer Kupferstich von F. Erhard. 1815
087. Satirischer Kupferstich zu: „Unser Verkehr“. Satirische Posse
088. Absalons Tod. Satirischer Nürnberger Bilderbogen. 1825
T010. Salomon in seiner Glorie. Englische Karikatur von Isaac Cruikshanc. 1790
089. Galant-satirische Darstellung auf einer Schnupftabaksdose
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden in der Karikatur