Die Inspiration des Handels

Wie das Geldwesen, d. h. in diesem Falle die direkte Geldwirtschaft, durch die Juden zu ganz spezifischen Formen inspiriert und entwickelt worden ist, so auch der Handel: der Handel auf der ganzen modernen Welt und der Handel mit der ganzen modernen Welt.

Die Juden belebten in ganz besonderer Weise den inneren und äußeren Markt. Die größten Warenumsätze dürften höchst wahrscheinlich immer durch die Juden erzielt worden sein. Das ergibt sich nämlich schon daraus, dass sie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert alle Haupthandelsplätze der Welt fast ausschließlich beherrschten. Der gesamte Levantehandel war z. B. durch fast drei Jahrhunderte in ihren Händen, dieser aber bildete damals den wichtigsten Zweig des ganzen Welthandels. Berühmt sind vor allen anderen Kaufleuten der Welt die reichen holländischen Juden, die schon im 17. Jahrhundert ihre Schiffe auf allen Meeren schwimmen hatten. Es gibt außerdem auch positive Zahlen hierfür, und zwar aus dem England des 17. Jahrhunderts. Über die Beteiligung der Juden an der Leipziger Messe, die doch einst und lange der Mittelpunkt des ganzen deutschen Handels war, gibt es ebenfalls sehr beweiskräftiges Material zu diesem Punkt. Wer auch bis jetzt die Geschichte der Leipziger Messe studiert hat, kommt zu dem ungefähr gleichen Schluss, ,,dass die Juden es seien, die den Glanz der Leipziger Messe begründet haben“. In den Jahren 1810 bis 1820 stehen nach den amtlichen Zahlen den durchschnittlich 14.366 christlichen Messelieferanten nicht weniger als 4.896 jüdische gegenüber. In Wahrheit dürfte die Zahl der jüdischen Messelieferanten jedoch noch viel größer gewesen sein, da wegen der Passschwierigkeiten, denen die Juden ständig und überall unterworfen wurden, immer zahlreiche Juden sozusagen „illegal“ die Messe besuchten. Der internationale Warenhandel, der Import wie der Export, wurde überhaupt erst durch die Juden eingeleitet und kraft ihrer internationalen Beziehungen jahrhundertelang fast ausschließlich von ihnen beherrscht. Zur Zeit der Zunahme des Fleischgenusses in Europa, im 16. Jahrhundert, wurden von ihnen zuerst die Gewürze — Pfeffer! — eingeführt. Auch die Luxuswaren wurden von den Juden zuerst eingeführt: Goldwaren, Edelsteine, Perlen und vor allem Seide und Seidenwaren. Den Handel mit Luxuswaren hatten die Juden lange Zeit sogar gänzlich monopolisiert. Ungleich schwerer wiegend ist jedoch der Umstand, dass die Juden stets den überragenden Anteil an dem Handel mit Massenprodukten hatten, dass sie es waren, die diesen zuerst in umfangreicher Weise organisierten, also z. B. den Getreidehandel, den Handel mit Leder, Wolle, Flachs, Baumwolle, Zucker, Spiritus, Tabak, und später vor allem den mit Edelmetallen usw.


So bedeutsam alle diese Funktionen der Juden auf dem Gebiete des in- und ausländischen Handels sind, noch ungleich bedeutsamer ist jedoch ihr Anteil an der Begründung der Kolonialwirtschaft. Das war wirtschafts-geschichtlich ihre bedeutsamste Tat neben ihrer großen Rolle in der Geldwirtschaft. Denn erst durch die Kolonialwirtschaft wurde der Kapitalismus lebens- und entwicklungsfähig, erst durch sie wurde er die Jahrhunderte lang die ganze Welt mit Riesenhänden umformende Wirtschaftsweise.

Man kann ohne Übertreibung behaupten, dass die Juden unbedingt die Schöpfer des modernen Kolonialwesens sind, das mit der Entdeckung Amerikas einsetzt. Es wird sogar neuerdings, und anscheinend auch mit gutem Recht, behauptet, dass die Vorfahren des Christof Columbus Juden gewesen seien. Wenn sich dies bewahrheiten sollte (von seiner Mutter scheint es schon heute absolut festzustehen, dass sie eine Jüdin gewesen ist), so wäre dies angesichts der Rolle, die die Juden hinfort in allen neu entdeckten Weltteilen spielen sollten, jedenfalls ein sehr guter Witz der Weltgeschichte. Immerhin ist die Antwort auf diese Frage nicht so wichtig wie die nicht zu bestreitende Tatsache, dass es Juden gewesen sind, die das Geld für die Ausrüstung und Reise des Columbus im Jahre 1492 aufgebracht und riskiert haben. Dieser Umstand allein erweist Amerika von vornherein als eine rein jüdische Gründung. Übrigens wurde auch die zweite Reise des Columbus mit Judengeld bezahlt; freilich ist es dieses Mal nicht freiwillig von den Juden gegeben worden, sondern es stammt aus den Summen, die von den unterdessen aus Spanien vertriebenen Juden dort zurückgelassen worden waren, und die Ferdinand von Aragonien eiligst eingesackt hatte, oder wie der höfische Ausdruck dafür lautet, ,,die er für den Staatsschatz hatte einziehen lassen“. Angesichts dieser jüdischen Herkunft des Geldes, mit dessen Hilfe Amerika entdeckt worden ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Entdeckung Amerikas nicht auf das Konto der Spanier gekommen wäre, wenn die Juden ein Menschenalter früher, als dies geschah, aus Spanien ausgewiesen worden wären. Das Weltbild würde hierdurch wohl ein wesentlich anderes geworden sein. Gewiss wäre Amerika nicht unentdeckt geblieben: seine Entdeckung, d. h. die Auffindung von neuen Edelmetallquellen, war damals das oberste Bedürfnis der Zeit. Die europäischen Silbererzgruben versiegten um jene Zeit; jedenfalls vermochten sie mit den damaligen primitiven Fördermitteln nicht entfernt den Bedarf der gesteigerten Geldwirtschaft zu decken. Aber die Entdeckung und erste Exploitierung — richtig übersetzt: Ausräuberung — Amerikas durch ein anderes Land Europas hatte eben dieses in besonderem Maße weltbeherrschend gemacht; die Belebung des internationalen Warenhandels wäre von ihm ausgegangen, und dorthin waren zuerst die so sehr ersehnten Edelmetallströme geflossen. So knüpfte sich dies alles vorerst an Spanien.

Wie es eine nicht zu bestreitende Tatsache ist, dass des Columbus Entdeckerfahrten mit jüdischem Geld „gemanaged“ worden sind, so ist es eine ebenso feststehende Tatsache, dass die ersten Menschenladungen, die in die Neue Welt verfrachtet wurden, zum größten Teil aus Juden bestanden. Schon auf seiner ersten Reise wurde Columbus von einer Anzahl Juden begleitet, und der erste Europäer, der den Boden der Neuen Welt überhaupt betrat, war der Jude Luis de Torres. Das steht aktenmäßig fest. Da genau in denselben Jahren die Juden aus Spanien und Portugal vertrieben wurden und diese Vertreibungen mehr als ein Jahrhundert anhielten, so strömten ununterbrochen immer neue Scharen von Juden, und zwar vor allem spanische und portugiesische Juden — die geistige Elite des internationalen Judentums — , durch die weitgeöffneten Tore der Neuen Welt. Man nimmt an, dass die Zahl der Juden, die sich dort eine neue Heimat zu gründen gedachten, rund 25.000 betrug. Hier in der Neuen Welt schien sich den Juden endlich das Kanaan aufzutun, nach dem sie so lange und so vergeblich in dem alten Europa gesucht hatten. Das Zusammentreffen der Ausweisung der Juden aus Spanien und Portugal mit der Entdeckung Amerikas ist äußerlich natürlich die Hauptursache, dass die Juden von vornherein eine so ausschlaggebende Rolle in der Kolonialwirtschaft gespielt haben. Denn so wurden sie die ersten und einflussreichsten wirtschaftlichen Ausbeuter der Neuen Welt. Die Juden wurden im wahren Sinne des Wortes ihre Erbauer. Sie sind es, die dadurch der Alten Welt eine neue Weltwirtschaft angegliedert haben.

In welchem großen Umfange die Juden es gewesen sind, die als erste von jenseits des großen Wassers den internationalen Warenhandel belebt haben, das zeigen uns schon einige wenige authentische Zahlen über die von den Juden in den verschiedenen amerikanischen Kolonien ins Leben gerufenen geschäftlichen Gründungen. Gleich nach der Entdeckung Amerikas, nämlich schon 1492, ließen sich portugiesische Juden in St. Thomas nieder, errichteten dort die Plantagenwirtschaft, begründeten die Zuckerindustrie und beschäftigten in kurzer Zeit über 3.000 Negersklaven. Sechzig Jahre später, um 1550, gab es auf dieser Insel bereits sechzig Zuckerrohrplantagen, die jährlich rund 40—50.000 Zentner Zucker produzierten. Alle diese sechzig Plantagen befanden sich in den Händen von Juden. Die Juden sind es auch gewesen, die die Zuckerindustrie nach Brasilien verpflanzten, das damit alsbald in seine erste Blüte trat. Mit Juden und Verbrechern wurde dieses ganze Land aufgebaut. Zwei Schiffsladungen von Juden und Verbrechern gingen jährlich aus Portugal nach Brasilien. Selbstverständlich wurden nicht die Verbrecher, sondern die Juden sehr bald die Herren der gesamten Situation. Zur höchsten Blüte gelangte die brasilianische Kolonie aber erst, als sie um 1624 in den Besitz der Holländer überging; denn nun wurden die reichen und besonders geschickten holländischen Juden, die in großer Masse hinüberströmten, tonangebend. In kurzer Zeit siedelten sich nicht weniger als 600 reiche holländische Juden in Brasilien an. Bis tief in das 18. Jahrhundert hinein beherrschten hier die Juden die gesamte Plantagenwirtschaft. Der Handel stockte einmal sofort, als im Anfang des 18. Jahrhunderts mehrere der angesehenen Juden in Rio de Janeiro in die Mörderkrallen der Inquisition fielen; es brauchte geraume Zeit, bis sich die Kolonie von dieser sogenannten Judenreinigung wieder erholt hatte. Außer dem Zuckerrohrbau monopolisierten die Juden in Brasilien auch sehr bald den dortigen Edelsteinhandel.

Durch die christkatholische Inquisition, die mit heiligmäßigem Augenaufschlag besonders gern die reichen Juden vertrieb oder abwürgte, weil sie dadurch „herrenlos gewordenes Judengut“ einsacken konnte, wurden die Juden mannigfach zur Auswanderung gezwungen. So z. B. in besonders großem Umfange im Jahre 1654. Zahlreiche brasilianische Juden wandten sich damals infolge der angeordneten Vertreibung nach dem westindischen Archipel. Sofort verrückte sich aber auch das wirtschaftliche Schwergewicht nach dorthin. Die Insel Barbados, wo zwar schon längere Zeit zahlreiche Juden wohnten, wurde durch die Einwanderung der brasilianischen Juden ein reines Judenterritorium. Der Zuckerexport, der bis dahin noch gering war, stieg in kurzer Zeit so gewaltig, dass im Jahre 1676 bereits jährlich 400 Schiffe mit je 180 Tonnen Rohzucker nach England verfrachtet werden konnten. Die aus denselben Ursachen verstärkte Einwanderung der Juden auf Jamaika fuhrte zu demselben Ergebnis. 1656 gab es dort erst drei Zuckersiedereien, 1670 bereits deren 75, von denen manche 2.000 Zentner Zucker im Jahre erzeugten. Die englische Regierung machte mit ihren Juden auf Jamaika so gute Geschäfte, dass sie auf eine Eingabe der christlichen Konkurrenz um Ausschließung der Juden vom Handel durch den Gouverneur kaltlächelnd antworten ließ, sie denke nicht daran, denn sie habe keine angenehmeren Untertanen als die Juden; wortlich: „not have more profitable subjects than the Jews“. In Surinam bestand die Bevölkerung am Ende des 17. Jahrhunderts zum dritten Teil aus Juden, und von 344 Plantagen waren 115 in den Händen der Juden. Ähnlich waren die Verhältnisse in den franzosischen Kolonien Martinique, Guadeloupe und San Domingo. Überall war die Zuckerindustrie die Quelle des Reichtums, und überall war diese von den Juden eingeführt oder zur Blüte gebracht worden.

Um diese Rolle der Juden im Zuckerhandel richtig zu bewerten, muss man sich vergegenwärtigen, dass der Zucker neben der Edelmetallproduktion damals das Rückgrat der Kolonialwirtschaft bildete, und dass mit ihm überhaupt der moderne Kapitalismus in Europa aufgebaut wurde; es war ein süßer und sehr solider Baustoff. In einem Bericht des Pariser Handelsrates vom Jahre 1701 liest man: „Frankreichs Schifffahrt verdankt ihren glänzesten Handel seinen Zuckerinseln und kann nur durch diesen erhalten und erweitert werden.“ Das heißt mit anderen Worten: Frankreichs Schifffahrt verdankt ihre lohnende Existenz den Juden und dem Judenkommerz.

Wenn sich bei der Entstehung der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf den ersten Blick kein so überragender Einfluss der Juden feststellen lässt, wie dies bei Mittel- und Südamerika der Fall ist, so gilt dies eben nur für den ersten Blick, nur für eine oberflächliche Betrachtung. Sowie man den Dingen auf den Grund geht, ändert sich das Bild durchaus, es ergibt sich ebenfalls, dass die Juden auch für den Aufbau der Vereinigten Staaten Nordamerikas eine überragende Bedeutung gehabt haben. Nur liegen die Dinge hier komplizierter, jedoch letzten Endes so, dass tatsächlich und gerade ,,das, was wir Amerikanismus nennen, zu einem sehr großen Teil nichts anderes als geronnener Judengeist ist“. Werner Sombart beweist dies sehr ausführlich und sehr überzeugend in seinem Kapitel über „Die Begründung der modernen Kolonialwirtschaft“. Leider fehlt mir der Raum, um diese Begründung hier resümierend wiederholen zu können, da sie nicht anders als etwas umständlich sein kann. Ich muss mich also darauf beschränken, den Leser auf die Sombartsche Untersuchung zu verweisen, und kann hier nur den Kernpunkt hervorheben. Dieser besteht darin, dass die amerikanische Kolonistenbevölkerung, durch die Amerika besiedelt wurde, von Anfang an sehr stark mit jüdischen Elementen durchsetzt war, und zwar in einer so eigenartigen Weise, dass diese Kolonisten durch die sie nach dem Westen begleitenden Juden von Anfang an mit der (wohlgemerkt jüdischen) Geld- und Kreditwirtschaft der Alten Welt in Fühlung kamen und stets in Fühlung blieben. ,,Das ganze Produktionsverhältnis baute sich daher von vornherein auf einer modernen Basis auf. Das städtische Wesen drang gleich in die entlegenen Dörfer siegreich vor.“ Und dieses städtische Wesen war eben immer jüdisches Wesen.

Aber es kommen noch eine ganze Reihe anderer Gesichtspunkte in Betracht, die den starken Anteil der Juden an der Entwicklung der Vereinigten Staaten belegen. Wie groß der quantitative Anteil der Juden am Aufbau der späteren Vereinigten Staaten war, verrät schon eine einzige Andeutung. Von den durch die Inquisition aus Brasilien vertriebenen Juden kamen in der Mitte des 17. Jahrhunderts mehrere Schiffsladungen von Juden, man rechnet 200—300 Köpfe, nach Neu-Amsterdam (das heutige New York), um sich dort unter englischem Schutz anzusiedeln. Die gesamte Einwohnerschaft von Neu-Amsterdam betrug damals noch nicht 1.000 Köpfe! Die Vereinigten Staaten sind aber nicht nur im Anfang, sondern dauernd ein besonders beliebtes Auswanderungsziel der Juden gewesen; im 19. Jahrhundert vor allem der deutschen und der polnischen Juden. In gewissen Landesteilen gab es zuzeiten kaum eine einzige jüdische Familie, die nicht einen Sohn in Amerika hatte, und immer war es natürlich der potenteste der Familie, welcher dahin ausgewandert war. Besonders einschneidend und schwerwiegend war der weitausgedehnte Handelsverkehr der Juden für Amerika durch die damalige Abhängigkeit Amerikas vom europäischen Mutterlande. In seiner ursprünglichen Form als englische Kolonie durfte Nordamerika seine Bedarfsartikel nur im Mutterlande kaufen; das war ein Zwang, den ihm England auferlegt hatte. Die unausbleibliche Folge dieses Zwanges wäre gewesen, dass diese englischen Kolonien eines Tages ausgepumpt gewesen waren; zum mindesten hatten sie niemals zu einer größeren Blüte gelangen können. Denn ihre Handels- und damit ihre Zahlungsbilanz wäre durch diesen Kaufzwang in England immer passiv geblieben — sofern nicht die Juden gewesen wären. Durch den sogenannten „Judenkommerz“, den die aus Brasilien nach Nordamerika eingewanderten Juden dank ihren Beziehungen mit Brasilien und Westindien unterhielten, floss von dort, den Edelmetalländern, ständig bares Geld in den nordamerikanischen Handel. Denn dieser Handelsverkehr mit Brasilien und Westindien war naturgemäß stets aktiv; und die Waren, welche einströmten, bestanden eben in der Hauptsache in dem Edelmetall, dessen man zur Bezahlung der aufgezwungenen Käufe im Mutterlande bedurfte. Diese durch die ursprünglich portugiesischen Juden mit Brasilien angesponnenen und gepflegten Handelsbeziehungen dürfen in ihrer Bedeutung für die Existenz Nordamerikas nicht unterschätzt werden. Das gleiche gilt für die Rolle der Juden im Unabhängigkeitskampf der nordamerikanischen Staaten. Dieser und die schließliche Unabhängigkeitserklärung von den früheren Mutterländern wären ohne die jüdischen Heereslieferungen und vor allem ohne die allein von den Juden aufgebrachten Anleihen niemals möglich gewesen. Eine weitere gewaltige Einflussphäre der Juden bestand in deren Beherrschung der wichtigsten Handelszweige Nordamerikas. Diese waren von jeher der Getreidehandel, der Tabakhandel und der Baumwollhandel. Darauf baute sich früher fast die gesamte nordamerikanische Volkswirtschaft auf. Und alle diese Handelszweige waren lange Zeit von den Juden geradezu monopolisiert.

Die Reihe der jüdischen Einflussphären beim Aufbau Nordamerikas ist aber auch damit noch nicht geschlossen, dies sind nur die bezeichnendsten aus früherer Zeit, von den großen Macht- und Einflussphären der Gegenwart will ich ganz absehen. Es rechtfertigte sich also vollkommen, dass der Exgouverneur Grover Cleveland im Jahre 1905, als man den 250. Jahrestag der Einwanderung der Juden in die Vereinigten Staaten feierte, in einem Begrüßungsschreiben an das Festkomitee sagte: „Wenige, wenn überhaupt eine, von den das amerikanische Volk bildenden Nationalitäten haben direkt oder indirekt mehr Einfluss auf die Ausbildung des modernen Amerikanismus ausgeübt als die jüdische.“

Ich möchte das, was ich weiter oben sagte: dass es in erster Linie die Juden gewesen sind, die der Alten Welt eine Neue Welt wirtschaftlich angegliedert haben, — dies mochte ich an dieser Stelle noch drastischer formulieren und sagen: Die Entdeckung Amerikas und seine Angliederung an den Welthandel sind nichts mehr und nichts weniger als ein einziges großes jüdisches Geschäft. —

Ist der Anteil der Juden beim volkswirtschaftlichen Aufbau Amerikas nachweisbar als der absolut entscheidende anzusehen, so ist er bei den anderen kolonialwirtschaftlichen Gebieten der Welt zwar nicht immer ebenso hoch, aber wahrscheinlich bei keinem einzigen Kolonialgebiete gering anzuschlagen. In Ostindien waren schon seit dem Mittelalter sehr viel Juden ansässig. Als dann die Austreibung aus der Pyrenäenhalbinsel am Ende des 15. Jahrhunderts einsetzte, brachte jedes holländische und portugiesische Schiff neue Scharen von Juden nach Ostindien. Bei allen Neugründungen, die die Holländer in Ostindien vornehmen, sind die Juden stark beteiligt. An der Spitze der bekannten ostindischen Kompanie, also an der Spitze der holländisch-indischen Besitzungen standen mehrfach jüdische Direktoren. Der holländische Gouverneur, der am meisten zur Befestigung der niederländischen Macht auf Java beigetragen hat, war der Jude Coen (Cohn).

Ober den Anteil der Juden an der Begründung der englischen Kolonien in Südafrika und Australien weiß man ziemlich viel, und aus alledem, was man weiß, ergibt sich, dass auch hier die Juden ausschlaggebend gewirkt haben. Die wirtschaftliche Entwicklung der Kapkolonie kommt z. B. ausschließlich auf das Konto der Juden: Julius, Adolf, James Mosenthal begründen den Woll- und Häutehandel und die Moharindustrie; Aaron und Daniel de Paß monopolisieren den Walfischfang; Joel Myers begründet die Straußenzucht, Lilienfeld von Hopetown kauft die ersten Diamanten usw. usw.“

Von den übrigen südafrikanischen Staaten, namentlich von Transvaal, wird Ähnliches berichtet. In Australien trat, als die ersten Großhändler, die bekannte Familie der Montefiori auf. Es gibt wohl uberhaupt keine einzige koloniale Gründung, bei der die Juden ihre Hände nicht im Spiel gehabt hatten und ihr Portemonnaie nicht stark engagiert gewesen wäre. Was das alles in allem bedeutet, vermag man erst dann voll zu ermessen, wenn man sich immer und immer wieder vor Augen hält, was ich oben schon andeutete, dass erst durch die koloniale Expansion der moderne Kapitalismus überhaupt zur Blüte gelangt ist. Und zwar deshalb, weil eben die Heranschaffung von Edelmetallen und das ständige Hereinströmen von Bargeld nach Europa die erste Voraussetzung für die dauernde Entfaltungsmöglichkeit der modernen kapitalistischen Volkswirtschaft waren. Nicht mit Eisen, — mit Gold und Silber musste der Weg der Entwicklung gepflastert sein, wenn der Kapitalismus auf ihm gehen und mit immer größeren Riesenschritten vorwärts eilen sollte.

070. Woodward. Engl. Karikatur auf das erste Fahrrad.
Das Fahrrad der Juden, mit dem sie durch die ganze Welt kutschieren, und mit dem man am schnellsten und auf jeder Straße vorwärts kommt
071. Englische Karikatur von Thomas Rowlandson
072. Gepökeltes Schweinefleisch oder der verkannte Josef. Englische Karikatur von Grinagain. 1822
073. Des Juden Leid ist der Gojim Freud. Englische Karikatur
074. Eine von den Errungenschaften der jüdischen Emanzipation
075. Titelkupfer zu „Der travestierte Nathan der Weise.“ Posse in zwei Akten. Berlin, 1804
076. Eilreise zum Schabbes. Satirische Radierung. Um 1800.
077. Eine junge Jüdin nach der Mode. Jüdische Typen. Satirische Illustrationen aus dem Taschenbuch für die Kinder Israels. Berlin 1804
078. Eine alte Jüdin. Jüdische Typen. Satirische Illustrationen aus dem Taschenbuch für die Kinder Israels. Berlin 1804
079. Eine jüdischer Elegant. Jüdische Typen. Satirische Illustrationen aus dem Taschenbuch für die Kinder Israels. Berlin 1804
080. Ein polnischer Jude. Jüdische Typen. Satirische Illustrationen aus dem Taschenbuch für die Kinder Israels. Berlin 1804
081. David und Bathseba. Englische Karikatur. Um 1820
T009 Die Londoner Börse beim Eintreffen schlechter Nachrichten. Anonymer englischer Farbstich. Um 1780
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Juden in der Karikatur